Schattengeist

[Isabel Seifried]

Schön wie du, vom Wind getragen,
der du zu mir, Liebsten reist,
schön wie du, mich zu erschlagen,
mich zu holen, großer Geist.

Stark wie du, du Geist von allen,
groß wie du, du Augenschmaus,
welche Gnade, zu gefallen,
stolz löschst du die Lichter aus.

Löschst in mir die Lebenslichter,
und die Lichter dieser Stadt.
Und am Rande stehn Gesichter,
drücken ihre Nasen platt

an den Scheiben leerer Fenster,
Tod löscht alle Schatten aus.
Ringsherum, da stehn Gespenster
und sie locken mich nach Haus.

Kommt herein, ihr bunten Geister,
rufe ich, und seh dich nicht.
Oh du großer, starker Meister,
schlage mir ins Angesicht.

Lass mich bersten, lass mich bluten,
lass mich diesen Weg verlassen,
ich gehöre zu den Guten,
wie kann Gutsein jemand hassen?

Meine Seele ist voll Güte,
nur die Liebe macht mich aus!
Liebe steht in ihrer Blüte
und führt meinen Geist nach Haus.