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Alt 05.09.2017, 18:43   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Misstrauen - Tina sucht die Liebe, Teil 16

Schweigend lagen sie nebeneinander, jeder in seine Gedanken versunken. Auch als ein leises "Pling", das von Hendriks Handy kam, das auf seinem Nachttisch lag, zu hören war, reagierte keiner von beiden.
"Ich muss gleich weg", sagte Tina schließlich.
"Solange du immer wieder kommst...... "
Hendrik setzte sich auf und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Dann griff er nach seinem Handy, schaute darauf und sagte dann:" Ich muss auch nochmal weg. "
" Wohin denn?" fragte Tina verwundert.
"Ich muss noch etwas erledigen."

Hendrik schlüpfte in seine Jeans. Tina wunderte sich über seinen verschlossenen Gesichtsausdruck. Von dem zärtlichen, einfühlsamen Liebhaber, der er noch vor einer halben Stunde gewesen war, war jetzt nichts mehr übrig. Er wirkte eher distanziert und mit den Gedanken weit weg.
Tina wusste nicht, wie sie sein Verhalten einordnen sollte. War das Macho-Gehabe oder hatte er wirklich etwas so Wichtiges im Kopf, dass er ihre Anwesenheit darüber fast zu vergessen schien? Gerade nach diesem Erlebnis, das so neu und aufregend für sie gewesen war, hätte er sie doch noch einmal in den Arm nehmen und darüber reden müssen! Statt dessen hatte er es jetzt furchtbar eilig, sich anzuziehen und von ihr weg zu kommen.
Sie öffnete schon den Mund, um etwas darüber zu sagen, aber als sie dann seinen angespannten und fast abweisenden Gesichtsausdruck sah, beschloss sie, lieber ebenfalls zu schweigen.
Auf der anderen Seite hatte sie ja selbst gesagt, dass sie weg musste und das stimmte auch, ihre Mutter und Will warteten auf sie. Sie wollten heute Abend zusammen ins Theater gehen, um den sagenumwobenen Star, von dem Stefan erzählt hatte und der in „seinem“ Theater auftreten würde, zu sehen. Ihren Vater würden sie dann nach der Aufführung treffen, er hatte Dienst bis nach diesem Theaterstück. Aber Hendrik hatte sich noch nicht einmal dafür interessiert, warum sie weg musste, er war nicht enttäuscht darüber, er schien im Gegenteil fast froh zu sein, dass er sie so mit Anstand los werden konnte. Sie spürte, wie ihr ein Kloß im Hals aufstieg und hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken. War das für Hendrik nur eine willkommene Abwechslung gewesen, ein kleines Spiel, etwas, das er als „Eroberung“ mitnehmen und womöglich vor anderen Jungs damit angeben konnte? War er wirklich so? Das konnte doch nicht sein! Nicht, nachdem er vorhin so liebevoll und zärtlich zu ihr gewesen war. So etwas konnte man doch nicht vorspielen....
Und wenn es noch einen anderen, noch viel schlimmeren Grund für sein Verhalten gab? Hatte er noch eine Verabredung mit einem anderen Mädchen – womöglich sogar Isabell? Das leise "Pling" fiel ihr wieder ein. Hatte sie ihm vielleicht sogar gerade die SMS geschickt? Ein schmerzliches Gefühl der Eifersucht flammte in ihr auf, das fast körperlich wehtat.
Sie nahm sich zusammen und schaffte es, ihre Gefühle, die Achterbahn fuhren, vor Hendrik so gut es ging zu verbergen.
„Dabei würde ihm wahrscheinlich sowieso nichts auffallen, so wenig, wie er sich gerade für mich interessiert“, dachte sie bitter. Aber hier ging es auch um ihre Würde. Sie war entschlossen, sich vor ihm nichts anmerken zu lassen.
Zusammen verließen sie die Wohnung. Vor der Haustür küsste Hendrik sie flüchtig auf den Mund.
"Sorry, Kleines, ich muss in die andere Richtung und ich muss mich beeilen, es ist wirklich dringend.Ich hole dich morgen Abend zur Probe ab und dann gehen wir zusammen hin."
"Okay." Tinas Stimme klang brüchig, aber Hendrik fiel das nicht einmal auf. Der Abschied, der sich manchmal über eine halbe Stunde hinzog, hatte jetzt nicht einmal 5 Sekunden gedauert.

Sie hatte es nicht mehr eilig,obwohl sie wusste, dass zuhause auf sie gewartet wurde.Sie blieb stehen und sah in die Richtung, in der Hendrik verschwunden war. Was mochte er so Wichtiges vorhaben, wovon er ihr nichts erzählen wollte? Und warum hatte er sie so abserviert, fast, ja fast wie ein lästiges Insekt?
Sie biss die Lippen zusammen und beschloss, ihm einfach zu folgen. Er hatte kein Recht, sie nach allem, was heute abend gewesen war, einfach so stehenzulassen! Sie setzte sich in Bewegung, lief etwas schneller, um ihn einzuholen. Nach der nächsten Straßenbiegung sah sie ihn von weitem und wurde wieder langsamer, damit er sie nicht sah. Nach ein paar Minuten erreichte Hendrik den Park, blieb dort auf dem Weg stehen und zündete sich eine Zigarette an. Tina, die noch ein gutes Stück entfernt war, prallte zurück und stellte sich eilig unter einen Baum. Von dieser Stelle konnte sie ihn sehen, ohne selbst gesehen zu werden, das dachte sie zumindest. Zum Glück waren auch noch viele Passanten unterwegs und auf die Entfernung würde sie in dem Gewimmel von Menschen untergehen und er sie auf den ersten Blick wohl kaum erkennen, selbst wenn er in ihre Richtung schauen würde. Atemlos drückte Tina sich an den Baumstamm und war völlig verblüfft, als sie schließlich eine Gestalt sah, die sich Hendrik näherte und offenbar ein Gespräch mit ihm begann.
Es war – Christian! Christian, der Hendrik mal, als dieser neu in die Schule kam, hinterhergerufen hatte: „Kennen wir uns nicht?“, was Tina aber damals wie eine Spinnerei von Christian vorgekommen war. Aber wenn Hendrik ihn tatsächlich kannte – wieso hatte er dann noch nie etwas davon erzählt? Er wusste doch, dass Christian quasi ein Klassenkamerad von ihr seit der Grundschule war. Von diesem Treffen hätte er ihr doch erzählen können! Warum machte er ein Geheimnis daraus?

Einige Meter weiter sah Hendrik Christian misstrauisch an.
"Welche Neuigkeiten sollen das sein?"
"Die Genzens wollen nächste Woche gegen deinen Vater aussagen."
Hendrik blies den Rauch seiner Zigarette aus.
"Das ist alles? Wusste ich schon."
"Sie behaupten, sie haben neue Beweise."
"Das wird oft behauptet und vor Gericht stellt sich dann alles als Käse raus." Hendrik trat seine Zigarette aus.
"Das war alles? Woher hattest du überhaupt meine Nummer?"
"Die hatte ich noch von früher. Ich habe dich übrigens direkt erkannt, als du neu an unsere Schule gekommen bist."
Hendrik gab keine Antwort. Ihm war absolut nicht klar, was Christian von ihm wollte. Aber dann rückte dieser mit der Sprache raus.
"Ich könnte ein bisschen Geld gut gebrauchen. Ich habe mir gedacht, wenn ich für deinen Vater aussage, kommen wir ins Geschäft."
Der Vorschlag war so absurd, dass Hendrik laut heraus lachte.
"Du spinnst doch!"
"Überleg dir mal, was dir lieber ist - dein Vater im Knast oder dem guten Christian finanziell bisschen unter die Arme greifen. Du musst dich ja nicht sofort entscheiden."
Christian sah sich um.
"Es hat uns auch niemand gehört." Wie zur Bekräftigung seiner Worte nickte er, sah dann in die Ferne und schnalzte mit der Zunge.
"Was macht die denn hier... aber die kann uns nicht gehört haben."
"Wen meinst du?"
"Da hinten ist Tina aus meiner Stufe. Die kennst du auch, vom Geschichtekurs.
"Tina?" Hendrik wollte nicht glauben, was er hörte. Sie war ihm doch wohl nicht etwa gefolgt? Oder war das Zufall? Ihm fiel ein, dass er sie vorhin nicht gefragt hatte, warum sie weg musste.

- Fortsetzung folgt -
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Alt 08.09.2017, 07:46   #2
weiblich Ilka-Maria
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Liebe Silbermöwe,

ich hatte die Fortsetzung schon kurz nach dem Einstellen gelesen, kam aber noch nicht dazu, darauf zu reagieren. Außerdem wollte ich mir Zeit nehmen, um mir ein paar grundsätzliche Gedanken zu der Geschichte machen, wie sie bisher verlaufen ist.

Ein wenig scheint mir ein Konzept zu fehlen, wie die Sache "rund" wird und zu einem Abschluss kommt, die Geschichte also vom Ende her gedacht ist. Da sie in Fortsetzungen geschrieben ist, hat sie inzwischen den Charakter einer Serie erhalten. Die Gefahr dabei ist, dass dir immer neue Ideen kommen und du motiviert bist, die Geschichte immer noch ein Stück weiterzutreiben. Das kann dazu führen, dass der Leser irgendwann die Geduld verliert und sie nicht zu Ende liest. Kurz gesagt: Du solltest aufpassen, dass du dich nicht verzettelst, sondern zielgerichtet schreibst.

Was den Leser bei der Stange hält, sind die Konflikte. Du hast drei Hauptkonflikte eingebaut. Der größte Konflikt ist natürlich: Tina will Hendrik erobern, aber eine attraktive Mitschülerin ist ebenfalls hinter ihm her. Eng daran gekoppelt und mindestens ebenso stark ist der zweite Konflikt: Hendrik hat etwas zu verbergen, und das erzeugt bei Tina Mißtrauen. Konflikt Nummer drei: Wer bekommt die Rolle der Julia? Dieser Konflikt sollte hinter den ersten beiden etwas zurückstehen, denn das Wichtigste ist, dass Tina einen festen Freund haben möchte. Die Theaterszenen sind gut für den Kontakt zwischen Tina und Hendrik und dienen als Verstärker für die ersten beiden Konflikte, sie sollten aber nicht zu sehr in den Vordergrund treten.

Zum Text: Mit Wischi-Waschi-Formulierungen und Übertreibungen wie "es geht um Tinas Würde" und "wie ein lästiges Insekt" wäre ich vorsichtig, so etwas wirkt meistens aufgesetzt. Ansonsten finde ich es gut, dass du Tinas Gefühle deutlicher beschrieben hast als im Teil zuvor. Auch der Cliffhanger am Ende ist wieder geschickt gewählt.

Wie mir vor einigen Tagen ein Roman-Schriftsteller mitgeteilt hat, sind die Dinge, auf die ein Verlagslektor bei einem Manuskript zuerst achtet, wie folgt: ordentliche Aufmachung, aber ohne Schnickschnack (weißes Papier, einfache Heftung, keine Plastikhüllen), Einhaltung der Normseite (pro Seite 30 Zeilen à 60 Anschläge inkl. Leerzeichen), gute Rechtschreibung, Beginn der Geschichte (Einstieg, Stil) und Dialoge. Mit diesen Kriterien dürftest du keine Schwierigkeiten haben .

Besten Gruß
Ilka
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Alt 08.09.2017, 17:53   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Liebe Ilka-Maria,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!

Ich habe inzwischen mal nachgeschaut: Es sind inzwischen ca. 50 eng beschriebene Seiten und es stimmt, es fällt mir immer wieder etwas Neues ein. Daher fällt es mir auch schwer, aufzuhören. Ich denke aber, dass du recht hast: Für ein Forum wird das wohl zuviel (irgendwo einreichen werde ich das nicht, dafür ist die Geschichte dann doch nicht gut genug).

Dann werde ich mich mal bemühen, auf ein Ende hinzuschreiben. Wenn es auf Grund der Länge keiner liest, macht das auch keinen Spaß.
Ich nehme mir mal vor, höchstens bis Teil 20 zu schreiben.

Tatsächlich habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie das Ende eigentlich aussehen soll...

LG DieSilbermöwe
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Alt 08.09.2017, 19:01   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
... (irgendwo einreichen werde ich das nicht, dafür ist die Geschichte dann doch nicht gut genug).
Schon klar, davon bin ich gar nicht ausgegangen. Zuvor wäre sowieso eine Überarbeitung nötig, das machen alle Schriftsteller. Die Geschichte muss nicht von Anfang an perfekt sein.

Ich erwähnte die Sache mit dem Lektor lediglich, um dir ein Gefühl für den Rahmen zu geben, sozusagen als Hilfsmittel.

LG
Ilka
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Lesezeichen für Misstrauen - Tina sucht die Liebe, Teil 16

Stichworte
jugend, liebe, misstrauen

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