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Alt 17.02.2014, 16:48   #1
männlich maddinmond
 
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Standard Eine kleine Geschichte

Hallo erstmal, ich habe vor einiger Zeit schon mal eine Art Fantasy-Geschichte angefangen und dachte mir ich stell sie hier Mal online, wenn Interesse besteht wird sie weitergeführt und wenn nicht dann nicht

Zeichen in der Nacht
Donner grollte und Blitze zuckten über den dunklen Himmel. Schwere Regenwolken wurde von den Blitzen erhellt und übergossen das Land und die Stadt mit wahren Sinnfluten. Der Niederschlag prasselte auf Dächer und Straßen und erfüllte gemeinsam mit dem wütenden Brüllen der Donnerschläge die Nacht mit Lärm. Kaum ein Mensch war auf den Straßen, nur die Wachen der Stadt schlichen durch den strömenden Regen und versuchten unter manch überhängendem Dach Schutz vor dem Gewitter zu finden. Es war die Stunde der Eule, die dunkelste Zeit der Nacht. In den hohen Gemächern der Feste, die sich majestätisch über die umliegenden Paläste der Reichen und Mächtigen erhob kämpfte ein einzelner Mann einen vergeblichen Kampf. Er kämpfte ihn ohne Waffen und ohne Geschrei, ohne Verbündete und ohne Heer. Dort oben, in der Burg, umtost von Sturm und Regen rang der Herr des Reiches, der Schild der Menschen mit dem Tode. Neben dem Bett knieten seine Söhne. Stattlich waren sie anzusehen, in prächtigen Gewändern und die langen Haare fielen ihnen wohlgekämmt bis auf die Schultern. Ein halbes Dutzend Dienerinnen eilten durch das Gemach, kühlten dem König die Stirn, bauschten seine Kissen auf oder fächerten ihm Luft zu, doch trotz all dieser Menschen war es still. Einzig der prasselnde Regen und der grollende Donner durchbrachen bisweilen die Stille. So vergingen Stunde um Stunde, doch als der Morgen noch nicht dämmerte, begannen die Lider des Königs zu flackern und er öffnete die Augen. „Telamar. Sorestas. Andruel. Tretet näher. Hier endet nun meine Reise, und es ist gut. Nun sollt ihr euer Erbe empfangen. Ruft Darion, ruft Perrock und auch Terling. Sie sollen Zeugen sein.“ So sprach der König und drei Dienerinnen eilten los um die Genannten zu rufen.
Darion Rosen war der Waffenmeister der Burg, ein Mann von nicht ganz dreißig Sommern mit rabenschwarzem Haar das ungeordnet seine Stirn bedeckte und der Anmut eines Löwen. Seine grünen Augen waren so scharf wie die eines Adlers und ein trauriger Zug umspielte sie, sogar wenn er lachte. Er war ein Bastard, weder Vater noch Mutter waren von ihm bekannt und doch war er zum Waffenmeister des Königs aufgestiegen was vor allem seinen Fähigkeiten mit Schwert und Bogen zuzuschreiben war. Seine Behausung war eine Kammer deren Eingang dem Burghof zugewandt lag und dort fand ihn die Magd, die nach ihm geschickt worden war vor. Sie hämmerte an die Tür und diese wurde nur einen Augenblick später aufgerissen. Vor Erschrecken taumelte sie zurück, den Darion Rosen stand ihr mit gezücktem Schwert und wildem Blick gegenüber, nur notdürftig bedeckt mit einem Schurz aus Leder. „Was willst du in dieser späten Stunde? Sprich rasch!“, fuhr er das Mädchen an. „Der… der König schickt nach euch mein Herr. Es geht zu Ende mit ihm und und und er wollte….“ Doch mehr Worte waren nicht nötig. Darion schlug die Tür zu, kleidete sich rasch an, warf sein Kettenhemd über und hakte die abgegriffene Scheide seines Langschwerts an seinem Gürtel ein. Dann öffnete er die Tür erneut, trat hinaus in den strömenden Regen und durchquerte schnellen Schrittes den Burghof. Als er die Tür zum Haupteingang der weißen Halle erreichte, war er bereits durchnässt aber das störte ihn wenig. Die Wachen erkannten ihren Vorgesetzten und öffneten ihm eine Nebentür, durch die er direkt in die Zimmerfluchten des östlichen Palastbereiches eintreten konnte, in denen sich die Räumlichkeiten der königlichen Familie befanden. Nachdem er den leicht gekrümmten Gang durcheilt hatte der alle Zimmer des Herrschers und seiner Kinder passierte erreichte er den Treppenaufgang zum Zahnturm, in dessen obersten Zimmern der König lag. Am Fuße der Treppe traf er auf zwei weitere Wachen, Tisrael und Moral, gute Männer die er selbst ausgebildet hatte. Dieses Mal allerdings hatte er keine Zeit für ein Gespräch, er nickte ihnen im Vorbeigehen nur kurz zu und erklomm dann behände die breite Wendeltreppe die den Zinnen des höchsten Turmes der Burg entgegenstrebte. Oben angekommen war er nicht einmal außer Atem als er das Vorzimmer zum Himmelsgemach, wie man es nannte, betrat. Dort traf er auf den dritten Wachposten, und mit Befriedigung stellte er fest dass auch diese beiden Männer wach und aufmerksam waren, keiner zeigte eine Spur von mangelnder Konzentration. „Der König schickt nach mir.“, sprach er sie an doch die Wache war bereits unterrichtet worden und öffnete ihm die Tür. Drinnen sah er die drei Prinzen vor dem Bette des Vaters knien. Als er eintrat erhob der König schwach seine Hand und Darion ging auf die Knie: „Mein König, ihr habt nach mir geschickt. Wie kann ich euch dienen?“ „Darion, es ist gut dass ihr hier seid. Ich wusste ihr würdet der erste sein. Perrock ist zu fett um sich zu beeilen und Terling Beregost zu stolz. Ihr sollt Zeuge meines Vermächtnisses sein und dafür Sorge tragen dass es erfüllt wird. Schwört ihr mir das zu tun?“, der König sprach mit zitternder Stimme, leise und kaum verständlich und doch hatte Darion Rosen jedes Wort verstanden und antwortete nun: „Mein König, es tut mir Leid dass ich euch keinen größeren Dienst tun kann als den um den ihr mich bittet, doch werde ich erfüllen was immer ihr mir auftragt. Das schwöre ich, bei meinem Leben.“ So sprach er, doch insgeheim war sein Herz von Sorgen erfüllt. Er kannte jene Männer wohl von denen der König gesprochen hatte. Perrock Werbring war der Kastellan des Palastes, ein Mann ohne Rückgrat, feige und kriecherisch, arrogant und egoistisch. Der dicke Haushofmeister war dem König zwar ergeben aber er war auch gierig, und Darion wusste dass er mehr als einmal Silber und Gold in seinen Taschen verschwinden hatte lassen. Von ganz anderem Schlage war Beregost. Man nannte ihn auch den Kopf der Schlange, denn er war der Lord von Silberstolz, Herr des grünen Bogens und Fürst unter dem Winde. Er war der reichste Mann aller Königslande und nach dem König wohl auch der mächtigste. Aus den Minen von Silberstolz, jener hohen Burg die sich über dem Sturmmeer erhob, flossen Ströme von Silber und Gold direkt in seine Taschen. Er war stolz, doch kein Narr wie Perrock, er war die personifizierte Schlange, die sich auf dem Wappen seines Hauses dreimal um einen goldgekrönten Turm wand.
maddinmond ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2014, 22:02   #2
weiblich Mondlicht
 
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Zitat:
Zitat von maddinmond Beitrag anzeigen
In den hohen Gemächern der Feste, die sich majestätisch über die umliegenden Paläste der Reichen und Mächtigen erhob kämpfte ein einzelner Mann einen vergeblichen Kampf. Er kämpfte ihn ohne Waffen und ohne Geschrei, ohne Verbündete und ohne Heer. Dort oben, in der Burg, umtost von Sturm und Regen rang der Herr des Reiches, der Schild der Menschen mit dem Tode.
Diese Stelle gefällt mir am besten an deinem Text Ich finde ihn insgesamt auch gut geschrieben und würde mich über eine Fortsetzung freuen.

Liebe Grüße, Mondlicht
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Alt 17.02.2014, 22:39   #3
Thing
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Standard Hallo, maddinmond -

Zitat:
Zitat von maddinmond Beitrag anzeigen
wenn Interesse besteht wird sie weitergeführt und wenn nicht dann nicht
.
Davon darfst Du Dein Schreiben nicht abhängig machen!
Du schreibst gut. Ob für breites, kleines oder kein Publikum.

Vorerst einen Willkommensgruß
von
Thing.

Heute fehlt mir die Konzentration, Deinem Text gerecht zu werden.
Aber er geht nicht aus meinen Augen verloren.
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Alt 17.02.2014, 23:12   #4
männlich maddinmond
 
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Hey, also erstmal danke für das Feedback, freut mich
und @Thing: das war eher so gemeint dass ich sie, wenn kein Interesse besteht, nicht hier online stelle, nicht dass ich es ganz lasse...

Hier kommt der nächste Teil:

Niemand, so dachte Darion, sollte in der Stunde, in der sein König derart schwach war, weniger in dessen Nähe sein als Terling Beregost. Doch er behielt jenen Gedanken bei sich, denn der König hatte ihm befohlen sein Vermächtnis zu erfüllen und nicht, ihm Ratschläge zu geben. Wenig später traten die beiden Herren ein. Zuerst kam der fette Werbring, keuchend und schnaufend. Als er den siechenden König in seinem Bette sah stimmte er ein großes Jammern und Wehklagen an und schlug sich auf die Brust. Ob dieser Ausbruch echt oder gespielt war wusste Darion nicht, es interessierte ihn auch nur wenig, denn insgeheim verachtete er den verweichlichten Perrock. Dieser hatte sein Wehgeschrei noch nicht beendet als Terling Beregost den Raum betrat. Darion kam es so vor als wehe ein eisiger Lufthauch neben dem Lord von Silberstolz durch die Tür, doch im Stillen ermahnte er sich, dass von diesem alten Mann keine Gefahr ausging. Er musterte ihn eindringlich doch der Lord achtete nicht auf ihn. Er beugte ebenfalls das Knie vor dem König, doch nur so weit dass es gerade keine Beleidigung mehr war und er erhob sich ohne dass ihn der König dazu aufgefordert hätte. Sein silberner Mantel mit grünen und roten Schlagen fiel ihm prachtvoll über die Schultern, verdeckte jedoch nicht die erlesenen Kleider die er darunter trug, genauso wenig wie den mit Smaragden besetzten Griff seines Schwertes Nachtsturm, eines der legendären Schwerter der ersten Könige. Darion sah den Griff des Schwertes mit mühsam unterdrückter Wut, war es doch außer den königlichen Wachen und ihm als deren Befehlshaber, niemandem erlaubt in Gegenwart des Königs bewaffnet zu sein. Doch er musste erkennen, dass dies der falsche Zeitpunkt war, dem Lord das Schwert abzunehmen, denn sollte es Beregost einfallen, auch nur nach der Waffe zu greifen würden ihn Darion und die Wachen vor der Tür überwältigt haben bevor er es auch nur halb aus der juwelenbesetzten Scheide gezogen hätte. „Nun seid ihr alle versammelt “, hob der König an: „ und ihr sollt die Zeugen meines letzten Willens sein.“ Darion entging nicht, wie bei diesen Worten Prinz Telamar und Terling Beregost einen Blick wechselten. Der Kronprinz hatte sich sehr verändert, seit er vor 6 Jahren als Mündel nach Silberstolz geschickt worden war. Natürlich war er gewachsen, doch auch sein Wesen hatte sich verändert, er war lauter geworden und prahlte ständig mit dem Reichtum seines Ziehvaters. Als sie vor wenigen Monaten mit einer Eskorte von 200 Mann bei Hofe eingetroffen waren hatte Darion den Prinzen, hochmütig auf seinem gewaltigen Schlachtross sitzend und mit seinen Kumpanen über die Dienerschaft spottend kaum wiedererkannt. Statt seinen Vater, den König sofort aufzusuchen war er mit Beregost in dessen Gemächern verschwunden und hatte sich den ganzen Tag nicht mehr gezeigt. Dies würde also sein neuer König werden. Darion seufzte innerlich, doch wusste er, dass er auch für diesen König seine Pflicht erfüllen würde. Inzwischen sprach der König weiter: „Sorestas mein Sohn. Du warst schon immer der wissbegierigste all meiner Kinder, der klügste, der belesenste. Dir vermache ich als Lehen das Land und die Feste Windsturz, im Süden von Patrias, dem Land unserer Väter. Dort habe ich an Büchern angehäuft, was es mir Wert schien, gelesen zu werden. Eigne dir das Wissen an das ich sammelte und stütze deine Brüder, wann immer sie deiner Hilfe bedürfen.“ Der Prinz erhob sich, trat an das Bett des Vaters und ergriff dessen Hand: „Vater, ihr gebt mir mehr als ich zu erlangen hoffen durfte. Ich danke euch, und was ich meinen Brüdern an Rat geben kann das will ich geben. Fahrt wohl Vater, auf jener Reise ohne Wiederkehr.“ Und er küsste seinen Vater und König sanft auf die Stirn. Dann erhob er sich und trat hinter seinen beiden Brüdern zurück. „Telamar, Andruel. Tretet vor. Der älteste Sohn und der jüngste, Brüder die man nicht erkennen würde. Und doch meine Söhne“ Der König sprach die Wahrheit, dachte Darion bei sich. Niemand hätte den muskulösen, schwarzhaarigen Kronprinzen mit den schönen blauen Augen und seinen acht Jahre jüngeren Bruder für Verwandte gehalten. Prinz Andruel war ein Sturmkind gewesen, so hatten ihn die Diener des Palastes und sogar sein Vater bisweilen genannt. Er hatte silbrig blondes Haar, war hochgewachsen und wo sein Bruder Kraft und Stärke besaß hatte Andruel Anmut und Geschmeidigkeit. Seine grauen Augen blickten bald zornig, bald neugierig, doch immer voller Leben durch die Welt. Er war oft bei Darion, jeden Tag für Stunden, und übte mit ihm den Schwertkampf oder das Reiten. Der junge Prinz war einer der talentiertesten Schwertkämpfer die Darion jemals ausgebildet hatte und er ritt als wäre er im Sattel geboren worden. „ Ihr seid mein ganzer Stolz. Telamar, mein Freund Terling hat dich zu einem guten Mann erzogen, er lehrte dich den Umgang bei Hofe und das Jagen, er unterwies dich in allen Künsten die ein Lord beherrschen muss und er formte dich zum Manne. Ich bin stolz, dich meinen Sohn nennen zu können und so vermache ich dir Patrias, das Land unserer Ahnen und die stolze Feste Dangaband.“ Bei diesen Worten warf Telamar seinem Ziehvater Beregost einen verwirrten Blick zu doch der Lord von Silberstolz blickte nur mit ruhigem Blick weiter auf den König. Jener fuhr unter großer Kraftanstrengung fort: „ Andruel, du bist der jüngste meines Blutes, und doch der in dem ich mich am meisten wiedererkenne. Du wurdest als mein Drittgeborener nicht zum Herrschen erzogen, und so wurdest du ein Krieger wie es kaum einen Zweiten in dieser Stadt gibt.“ Bei diesen Worten hob der Prinz den Kopf und lächelte zaghaft. „Und dennoch trägst du Sturmblut in dir. Ein weiser Freund erklärte mir einst, dass man die Zeichen, die uns die Götter schicken, nicht übersehen darf. Mir schickten sie dich, und so habe ich beschlossen, dass du mir nachfolgen sollst auf dem Thron der neun Reiche der Menschen. Erhebe dich, Andruel Rotharion, als Andruel, erster seines Namens, König der neun Reiche von Lindros, Schirmer der Völker, Schild der Menschen und König unter dem Winde.“
maddinmond ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.02.2014, 16:43   #5
weiblich Mondlicht
 
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Mir hat dieser Teil wieder gut gefallen Ich mag deinen Schreibstil, er passt gut zu der Geschichte

Liebe Grüße, Mondlicht
Mondlicht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.02.2014, 22:36   #6
männlich maddinmond
 
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freut mich wenn sie dir gefällt, dann geht's natürlich weiter
Stille erfüllte den Raum, brüllende, tosende Stille. Dann schrien die beiden Prinzen wie aus einem Munde los, Sorestas stand an der hinteren Wand und stütze sich schwer gegen sie, Perrock Werbring stimmte eine hysterische Mischung aus lachen und weinen an und Darion schüttelte nur den Kopf und murmelte immer wieder: „ Unmöglich, das ist unmöglich.“ Einzig Terling Beregost war wortlos geblieben, doch sein faltiges Gesicht glühte vor Röte und seine rechte Hand war um den Griff seines Schwertes gekrampft. So lärmten sie, dass eine der Wachen, die vor der Tür postiert waren, den Kopf hereinsteckte. Mit großen Augen sah er die lärmenden Prinzen und Adligen, doch dann fiel sein Blick auf etwas, das die anderen in ihrem Streit noch nicht bemerkt hatten. Sorestras folgte seinem Blick und nun erkannte auch er die Wahrheit: der König lag still, und aus seinen weit aufgerissenen Augen sprach kein Leben mehr. „ Der König ist tot. Lang lebe der König“, sprach er, nicht laut, doch so bestimmt dass es alle in dem Zimmer vernahmen und er ging vor seinem jüngeren Bruder in die Knie. Darion, der sich bewusst wurde, dass der Knabe, mit dem er noch am Mittag Schwerthiebe getauscht hatte nun sein König war folgte seinem Beispiel. Danach folgte Werbring, immer noch hysterisch schniefend und auch Terling Beregost fiel auf die Knie. Entgeistert starrte Telamar Rotharion seinen Ziehvater an und stammelte mich schwacher Stimme: „ Was…was tut ihr denn da? Das ist mein Recht…ich will herrschen. Kniet vor mir und nicht vor ihm da!“ Schneller als man es von einem Mann dieses Alters vermuten konnte sprang Beregost auf und versetzte dem lamentierendem Prinzen eine schallende Ohrfeige: „ Ihr vergesst euch! Dies ist der König, der wahre König von Lindros und ihr werden vor ihm KNIEN!“ Das war zu viel für den Prinzen. Tränen rannen ihm über das Gesicht, doch schließlich beugte er das stolze Knie vor seinem jungen Bruder. Und mitten unter ihnen stand Andruel Rotharion, der als drittgeborener Prinz erwacht war und nun König aller neun großen Fürsten und deren Vasallen war. Unsicher befahl er den Männern, sich zu erheben. „ Mein König! Möge eure Herrschaft reich und gesegnet sein! Gewährt mir die Gunst, das Bankett zu eurer Krönung auszurichten und euch so die immer währenden Freundschaft von Silberstolz zu versichern.“, bot Terling Beregost an. Sorestras legte dem Bruder seine Hand auf die Schulter und erklärte, all sein Wissen stünde dem König zur Verfügung, wie auch sein Leben und sein Schwert. Der junge König fiel dem Bruder um den Hals, völlig verstört vom Tode des Vaters und seiner Ernennung. Während sich die beiden Brüder gegenseitig Trost spendeten entging es Darion nicht, wie sich Beregost zu Telamar bewegte und ihm einige Worte ins Ohr raunte, woraufhin der älteste Prinz wutschnaubend das königliche Gemach verließ. Es verwunderte den Waffenmeister, doch konnte er nichts tun um der Sache nachzugehen, er war nur ein einfacher Krieger und Beregost der reichste Mann zwischen Leandris und der Ered Luin. Vorerst blieb ihm nichts zu tun als vor dem König in die Knie zu gehen und ihm sein Schwert darzubieten. „ Erhebt euch, Darion Rosen. Ihr wart mir immer ein treuer Freund und ein guter Lehrmeister. Das will ich euch nicht vergessen.“ Der König war immer noch durcheinander und murmelte, an niemand bestimmten gerichtet: „ Was soll ich denn jetzt nur tun?“ Wieder war der Lord von Silberstolz zur Stelle und sprang dem König zu Seiten: „ Mylord, ich würde euch raten die wenigen verbliebenen Nachtstunden zu nutzen um noch ein wenig Schlaf zu finden, Morgen werden wir uns mit eurer Krönung und den weiteren Pflichten befassen. Es ist mir eine Ehre, euch eine Wache meiner besten Männer zu überlassen die euer Schlafgemach vor jedem schützen der es betreten will.“ Zu verwirrt um Widerstand zu leisten nickte der junge König nur schwach und ließ sich von dem alten Mann aus dem Raum führen. Zurück blieben Darion, Perrock Werbring und Sorestras. Der mittlere Prinz trat noch einmal versonnen an das Bett des Vaters und murmelte in den Raum hinein: „ Ich habe ihn nie wirklich verstanden. Das wird mir jetzt klar. Niemals hätte ich dem alten Teufel zugetraut, alles über den Haufen zu werfen. Nun werden andere Pläne gemacht werden müssen.“ Er trat ans Fenster und blickte hinaus in die nun stille Nacht, denn während der König den Tod gefunden hatte war das Gewitter weitergezogen und hatte eine sternenklare Nacht hinterlassen. Und so verließ ihn Darion, am Fester stehend und in die Dunkelheit schweifend, am Bette des toten Vaters. Mit leisem Schritt ging er die gewundene Treppe nach unten, vorbei an den beiden Wachposten und folgte weiter dem gekrümmten Gang. An einer Abzweigung blieb er stehen, denn er hatte mehrere Männerstimmen gehört. Vorsichtig spähte er um die Ecke und sah wie drei Wachen auf deren Brust der schlangenumwundene Turm prangte vor dem Eingang zu den Gemächern des Prinzen Aufstellung nahmen. „ Des Königs, nicht des Prinzen!“, ermahnte er sich murmelnd selbst. Ungesehen glitt er an der Abzweigung vorbei, folgte weiter dem Gang und trat schließlich in die weiße Halle ein. Dies war die Halle des Königs, wo er Gäste bewirtete und bei hohen Festen speiste. Er durchmaß sie mit langen Schritten bis er die Wand an der gegenüberliegenden Seite erreicht hatte, fand mit geübten Fingern den Griff der kleinen Fluchttür, die eigentlich von den Dienern bei den königlichen Banketten genutzt wurde und glitt durch einen schmalen Gang hinaus in den finsteren Burghof. Die Nacht war kühl doch der Regen hatte die Luft gereinigt und wie ein dunkler Teppich lag Stille über Stadt und Burg. Er wusste, dass er heute Nacht keinen Schlaf finden würde, denn er spürte dass etwas vor sich ging. Etwas bewegte sich in den verwinkelten Gängen und Wegen des Palastes, ein Rumoren das ihm fremd war. Er kannte den Palast wie kaum ein zweiter doch war ihm dieses Gefühl fremd. „Es liegt etwas in der Luft. Ein Hauch von…Schicksal“, dachte er bei sich. Leise wie ein Schatten glitt Darion Rosen in die Finsternis.
maddinmond ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2014, 17:38   #7
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Ich fands wieder echt gut
Mondlicht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2014, 22:25   #8
männlich maddinmond
 
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Könige und Bastarde

Andruel Rotharion erwachte am ersten Tage seiner Königsherrschaft vom Läuten aller Glocken der Hauptstadt. Er sprang aus dem Bett, denn Glocken konnten nur zweierlei Dinge bedeuten: ein Feuer oder ein nahender Feind. Als er zum Fenster stürzte brannte weder die Stadt noch war das Feld vor den Toren, das er vom erhöhten Bergfried aus leicht erspähen konnte von feindlichen Heerscharen bevölkert. Langsam dämmerte ihm, warum die Glocken läuteten: sie riefen ihn als König aus! Doch warum verkündeten die Glocken den König wenn dieser noch nicht einmal wirklich aufgestanden war? Er tappte barfüßig zur Tür und bemerkte stirnrunzelnd dass keiner seiner Diener gekommen war um ihm beim Ankleiden behilflich zu sein. Was für ihn als Prinzen zur Gewohnheit geworden war galt scheinbar nicht mehr für den König. Als er den weichen Teppich verließ der vor seinem Bett lag und mit den nackten Sohlen den kalten Steinboden berührte fröstelte er leicht. Er trat an die schwere, mit eisernen Bolzen verstärkte Eichentür und drückte dagegen. Nichts geschah. Die Tür rührte sich keinen Millimeter. Stirnrunzelnd trat Andruel einen Schritt zurück und betrachtete die Tür. War sie festgeklemmt? Er drückte noch einmal dagegen, diesmal legte er sein ganzes Gewicht hinein und drückte mit der Schulter dagegen. Immer noch bewegte sich die Tür nicht. Langsam keimte Wut in ihm auf. Er war König und ein König wurde nicht von einer Tür zum Narren gehalten! Voller Frust trat er gegen die dicken Bohlen und schrie dabei : „ Lass mich hier raus! Verflucht ich befehle es!“ Kaum eine Minute hatte er getobt als plötzlich die Tür aufschwang, doch kein Diener stand darin sondern ein breitschultriger Mann mit einem schlangenumwundenen Turm auf seinem Wappenrock. Andruel hielt ihn für eine der Wachen die ihm Terling Beregost zur Verfügung gestellt hatten und wollte ihn gerade anschnauzen, wo seine Diener waren als ihm der Krieger ohne Vorwarnung die eisengepanzerte Faust in den Bauch rammte. Keuchend sackte er vornüber während der Soldat fauchte: „ Du widerliche kleine Ratte, ich warne dich! Halt deine Schnauze oder ich reiß dir die Zunge raus und stopf sie dir in den Arsch!“ Er verpasste dem am Boden kauernden Andruel noch einen hinterhältigen Tritt in die Nieren der ihm die Tränen in die Augen trieb und schmetterte dann die Tür krachen hinter sich ins Schloss. Der ungekrönte König konnte es nicht begreifen. Was sollte das? War das alles ein Traum oder erlaubten sich seine Brüder einen Scherz mit ihm? Er kroch zurück zum Bett, sein ganzer Oberkörper schmerzte und als er unter dem Schlag in den Magen zusammengebrochen war hatte er sich beide Knie blutig geschlagen. Er verstand das alles nicht. Wie konnte es ein gewöhnlicher Gardist wagen, Hand an den König der neun Königreiche zu legen? Und warum kam niemand um ihn daran zu hindern? Er grübelte über all diese Fragen nach doch plötzlich wurde ihm leichter ums Herz: seine Brüder oder Terling Beregost würden erfahren was geschehen war und sie würden ihn aus diesem Raum holen und den unverschämten Gardisten strafen für seine Anmaßung. Bis dahin konnte Andruel nichts anderes tun als abzuwarten. Als der stechende Scherz in seiner Magengegend soweit abgeklungen war dass er sich wieder erheben konnte stand er vom Teppich auf dem er bis dahin gesessen hatte auf und ging ans Fenster. Er ließ seinen Blick über die Stad schweifen. Liamar war alt und das sah man dem Stadtbild auch an. Enge verwinkelte Gassen, überhängende Vordächer und üppige Märkte in deren Mitte sich Brunnen mit den Statuen alter Könige majestätisch über die dahineilenden Bürger erhoben. Heute, so schien es Andruel, war die Stadt noch lebendiger und bunter als sonst, viel Volk hatte sich auf den Straßen versammelt und lautes Gelächter und Musik drang bis an sein Ohr hinauf. Er fragte sich was all die Leute wohl feierten. Es konnte nicht der neue König sein, denn der wurde ja in seinem Gemach von einem verrückten Gardisten festgehalten. Er zog einen Stuhl ans Fenster und griff sich „Die Häuser von Lindros“, ein Nachschlagewerk in dem alle kleinen und großen Adelshäuser der Königslande verzeichnet waren. Nachlässig blätterte er den dicken Wälzer durch bis er unbewusst auf der Seite des Hauses Rotharion verweilte. Sanft strich er über das raue Pergament und fuhr über den grauweißen Adler auf blauem Feld der das Wappen seines Hauses war. In grauer Vorzeit, als die Rotharions noch nicht über alle neun Königreiche geherrscht hatten waren sie die Eiskönige, die Herren des kalten Nordens gewesen. In der grauen Burg Dangaband hatten sie dem Winter und den Nordstämmen getrotzt und ihre ständigen Gefährten waren die Eisadler, jene Vögel die auch das Wappen des Hauses zeigte. Andruel kannte diese Seiten auswendig, dutzende Male hatte er sie als Kind gelesen und davon geträumt, auch eines Tages Eiskönig des Nordens zu werden und mit einem Eisadler zu jagen. Doch das große nördliche Königreich war Geschichte, es war eingegangen in die neun Königreiche von Lindros und in verschiedene kleinere Fürstentümer zerfallen. Wo einst das Haus Rotharion den Norden beherrscht hatte hatten nun andere Fürsten die Macht. An der eisigen Küste herrschte Tormund Waynwald, genannt Bullenherz über ein Volk das so rau war wie das Meer an dem sie hausten. Östlich davon lag Ribenin, einst reichster Teil des Nordkönigreichs, war es nun im Besitz des Hauses Montron, deren Wappentier der grimmige nördliche Schwarzbär war. Die Montrons und die Rotharions waren einander in jahrhundertelanger Freundschaft verbunden, immer wieder verheirateten sie Söhne und Töchter miteinander um das Blut des Nordens rein zu halten. Robus Montron war gegenwärtig das Oberhaupt des Hauses und nebenbei war er Andruels Onkel, der Bruder seiner Mutter. Er erinnerte sich nur unscharf an die Reise, die er im Alter von vier Jahren mit seinem Vater und seinen Brüdern nach Norden unternommen hatte, und in deren Verlauf sie in Hochklau, der grimmigen Heimstätte der Montrons einige Wochen verbracht hatten. Es hatte die ganze Zeit über geschneit und als es nach drei Wochen aufhörte, war die Welt von einer zehn Fuß hohen Schneedecke bedeckt. Robus Montron, der im Norden auch oft nur „der Bärenlord“ genannt wurde, hatte nur gelacht und den staunenden Prinzen erklärt dass der Schnee in den harten Wintern so hoch lag, dass es von den Zinnen der Mauern bis zur Schneedecke nur noch zwei Fuß in die Tiefe ging während er mit den Jungen auf der Mauer stand. Ungläubig hatten sie über den Rand gespäht und gesehen, dass es bis zur gegenwärtigen Schneedecke noch mindestens 15 Fuß freier Fall waren. Seit diesen Tagen hatte Andruel den Bären von Hochklau nicht mehr gesehen, denn die Nordmänner schätzten den Süden nicht und Robus Montron war nie weiter nach Süden als zu den Säumen des Wasgenwaldes geritten. Er schweifte weiter in Erinnerungen an jene Reise und merkte kaum, wie über das Sinnieren ein guter Teil des Vormittags verging. Er lauschte ob er durch das Fenster wohl den Grund für die Festivitäten herausfinden konnte, doch war er nicht im Stande, außer Musik und Gesang etwas zu verstehen. Das einzige was Andruel bemerkte war, dass der Lärm ständig lauter wurde, fast als nähere er sich. Er renkte sich fast den Hals aus, doch sein Zimmer lag auf der falschen Seite der Burg, er konnte nicht ausmachen was dort von sich ging. Versonnen grübelte er, was dies alles zu bedeuten hatte als er vor der Tür ein leises Klirren, ein Schaben, wie von Eisen das man auf Stein schlug, und gedämpfte Flüche hörte. Er kam nicht dazu, sich zu wundern denn kaum dass das letzte Geräusch verklungen war, flog schon die Tür auf und Darion Rosen stürmte mit gezogenem Schwert in den Raum: „ Mein König, rasch, kleidet euch an! Reisekleidung, ein ledernes Wams und werft euer Kettenhemd über! Wir haben keine Zeit, rasch!“ Bevor er dazu kam, den Waffenmeister zu befragen was dieser wundersame Auftritt zu bedeuten hatte war dieser schon wieder aus der Tür gestürzt. Er kehrte sofort zurück, jedoch mit dem Rücken zuerst und ehe Andruel dazu kam, eine Erklärung zu fordern sah er, dass Darion den Gardisten, der ihn vorher geschlagen hatte in den Raum schleifte. Sein stolzer Waffenrock war gerötet von dem Blut, das aus seinem aufgeschlitzten Hals strömte und er zog über den Boden eine Blutspur hinter sich her. Der junge Königssohn erbleichte und taumelte zur Tür. Draußen lagen zwei weitere Gardisten in Lachen aus Blut. Dem einen fehlte der rechte Arm ab der Schulter, dem anderen hatte Rosen den Bauch aufgeschlitzt sodass seine Eingeweide über seine Hüfte und Beine quollen. Andruel spürte wie sein Magen rebellierte und sich nach außen stülpen wollte, doch wie aus dem nichts tauchte Darion neben ihm auf und schlug ihm hart ins Gesicht: „ Nicht jetzt, kotzen könnt ihr später. Zieht euch an, sofort!“ Wie in Trance taumelte er zu dem Schrank in der sich seine Gewänder befanden und zog sich seine Jagdkleidung an während Darion die anderen beiden Leichen in sein Gemach zerrte und sein Laken vom Bett riss um damit den Boden vor der Türe wenigstens oberflächlich vom Blut zu reinigen. Orientierungslos tappte er durch sein Zimmer auf der Suche nach seinem Kettenhemd, doch er konnte es nirgends finden und sein Kopf war leer.
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Alt 24.02.2014, 22:44   #9
Thing
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Es liegt an der Darstellung Deines Textes, daß sie (mich) ermüdet.
Lockere ihn auf!
Mach Absätze!
Das Auge will kleine Ruhepausen neben den Fixierungspunkten.
(Na, zumindest mein altes Auge).

Ein Buch, das so begänne, würd ich recht bald wieder zuklappen.

Ich, als Leser, möchte aufmerksam bleiben können.
Bei solchen Blocktexten gelingt es mir nicht.

Ich weiß nicht, wie andre Langtexter das sehen; wir haben hier Romanschreiber, die sich damit auskennen.
Daß von ihnen noch kein Kommentar kam, ist sonderbar.
Sie hätten bestimmt kompetente und ratschlagende Kommentare für Dich.




Freundlichen Gruß
von
Thing
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Alt 28.02.2014, 20:45   #10
männlich bipolar
 
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Mit einer Tasse Kaffee liest sich der Text prima und ist eine willkommene Abwechslung zu aufmerksamkeitskapazitaetsverringenden Texten.

Bitte mehr!
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Alt 08.03.2014, 00:10   #11
männlich maddinmond
 
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„ Nimm dich zusammen Junge!“, schnauzte ihn Rosen an und warf ihm das Kettenhemd zu, das wie immer an dem Gestell neben seinem Bett gehangen hatte. Hastig zog er es über, doch in der Hektik verhedderte er sich weil er versuchte den Arm durch das Loch für den Kopf zu stecken. Als er nicht mehr herauskam wurde er langsam panisch. Endlich gelang es ihm, seinen Arm zu entwirren und das Hemd richtig anzulegen. Darion schaute ihn an: „ Bereit? Gut. Wir werden draußen dem Gang nach links folgen, fort von den anderen Gemächern und der Großen Halle, in Richtung des Zahnturms. Er ist nicht mehr bewacht seit dein Vater dort oben gestorben ist. Rechts vom Treppenaufgang führt ein Fenster hinaus auf den Hinterhof in dem früher die königlichen Kutschen standen, heute ist dort der Hundezwinger. An ihnen müssen wir vorbei, denn es gibt vom Zwinger aus einen schmalen Durchgang der in die Stallungen führt. Verstanden? Du wirst dich hinter mir halten und alles tun was ich dir sage, ist das klar?“ Er wartete nicht auf eine Antwort sondern zog Andruel zur Tür, verschloss diese mit dem Schlüssel, den er den Wachen zuvor abgenommen haben musste und brach den Schlüssel dann im Schloss ab. „ So, das sollte sie eine Weile aufhalten. Und jetzt vorwärts Junge!“ Er stürmte los und Andruel hastete hinter ihm her während in seinem Kopf die Gedanken rasten. Konnte er Rosen vertrauen? Warum hatte dieser Waffenmeister drei Männer des mächtigsten Lords der neun Königslande erschlagen? Beinahe wäre er aus alter Gewohnheit rechts in Richtung der Gemächer seiner Brüder und des weißen Saals abgebogen, doch er fasste sich schnell wieder und hastete weiter hinter Darion her. Keuchend erreichte er das Fenster von dem Darion gesprochen hatte. Sein Bauch schmerzte an der Stelle wo ihn der Tritt des Wachmanns getroffen hatte und er krümmte sich und rang um Luft. „Keine Zeit um auszuruhen! Weiter!“, trieb ihn der schon wartende Darion an. Der ungekrönte König stützte sich schwer auf der steinernen Fensterbank ab und blickte aus dem Fenster das Rosen aufgestoßen hatte. Vor ihm ging es 20 Fuß in die Tiefe und nichts war dort das seinen Sturz abfedern hätte können. Unterdessen hatte sein Begleiter von irgendwoher ein daumendickes Seil hervorgezaubert und es sich um die Hüften geschlungen. „Windet es um euch Majestät, ja, genau so, und haltet es fest, gleich was geschieht. Ihr werdet euch nun rückwärts abseilen, ich verbleibe hier oben als Gegengewicht. Vorwärts, los, los!“ Bevor Andruel auch nur die Möglichkeit hatte zu protestieren, war er bereits über die Kante geschoben worden und hing fünf Fuß unter dem Fenstersims in der Luft. Während er sich ruckend abwärts bewegte fiel ihm die Schwäche von Darions Plan auf: für ihn war kein Gegengewicht vorhanden, wie sollte der Waffenmeister hinabgelangen? Bevor er selbst diese Frage zu beantworten vermochte fand sein Abstieg ein jähes Ende. Der gepflasterte Hof mochte noch vier oder fünf Fuß unter ihm liegen als es auf einmal nicht mehr abwärts ging. Er konnte von oben Darions Stimme vernehmen: „ Majestät! Das Seil reicht nicht mehr! Ich muss euch losschneiden. Sehr zu dass sich eure Beine unter euch befinden und rollt euch ab wenn ihr aufkommt.“ Kaum dass er gesprochen hatte verlor Andruel schon den Halt und rauschte nach unten. Zum zweiten Mal an diesem Tag schlug er sich die Knie blutig, diesmal beim Versuch, sich auf dem steinharten Boden abzurollen. Stöhnend rappelte er sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Er drehte sich um und schaute zum Fenster hinauf, durch das er seinen Abstieg begonnen hatte. Dort oben kam gerade Darion Rosen in Sicht, der sich geschmeidig über die Kante des Simses schwang, in der Luft eine halbe Drehung vollführte sodass er in Richtung der Mauer blickte und gleichzeitig die Arme nach oben riss, sodass es ihm gelang, sich mit den Fingerspitzen an dem Vorsprung festzukrallen. Sein Oberkörper krachte mit der ganzen Wucht dieser Bewegung gegen die Steinmauer und Andruel konnte noch das widerliche Knirschen hören, das Darions Kettenhemd verursachte als es gegen die Steine krachte. Nun baumelte er an der Außenmauer der Burg, seine Füße waren nur noch knappe 15 Fuß über dem Boden, doch war dies immer noch zu hoch für einen Sprung. Dachte zumindest Andruel. Der Waffenmeister stemmte die Beine gegen die Mauer löste die Hände von dem Sims und stieß sich mit der ganzen Kraft seiner Beine von Mauer ab. Während er durch die Luft segelte drehte er sich ein weiteres Mal, sodass nun sein Gesicht zum Boden zeigte. Er schien für einen Moment in der Luft still zu stehen und Andruel zu ihm aufblickte verdunkelte sein Körper für einen Moment die Sonne. Jener Moment verflog jedoch schnell und mit rasender Geschwindigkeit näherte sich Darion dem Boden. Just als Andruel meinte, er würde auf dem Boden aufschlagen und sich alle Knochen im Leibe zerschmettern rollte er sich über den mit faustgroßen Steinen gepflasterten Boden ab und kam durch den Schwung des Sprunges sogar wieder auf die Beine. Mit unbewegter Miene drehte er sich zu Andruel um: „Worauf wartest du? Wir müssen weiter.“ Andruel starrte ihn fassungslos an. Wer war dieser Mann? Oder was? Kurz erwog er zu fliehen doch wusste er nicht wohin er sich hätte wenden sollen. Er wusste nicht wem er vertrauen konnte. Ihm fiel nur sein Bruder Sorestras ein, doch dieser hatte keine oder nur wenige Männer zu seinem Schutze und außerdem wusste Andruel nicht, wo er ihn finden konnte. Er sah ein dass ihm für den Moment nichts übrig blieb, außer Darion Rosen, wer auch immer er sein mochte, zu folgen. Und so schüttelte er sein Zögern ab und folgte dem älteren Mann. Als sie sich den Zwingern näherten schlugen die Hunde des Königs nicht an, denn sie kannten sowohl Andruel als auch Darion, hatten sie beide doch an vielen Jagden des Königs teilgenommen. Nur eine braune Hündin mit einem weißen Ohr kam an den Zaun der den Pferch begrenzte und stieß ein unterwürfiges Winseln aus. Andruel hätte gerne verweilt und sie ein wenig gestreichelt und mit ihr gespielt doch als er seinen Schritt verlangsamte reichte der Blick, den ihm Darion Rosen zuwarf um ihn von dieser Idee abzubringen. Tatsächlich gelangten sie durch einen gemauerten Durchgang hinter dem Hundezwinger zu den Ställen. Andruel kannte sich hier aus, als Kind hatte er hier oft kleine Kätzchen gejagt und mit seinen Brüdern verstecken gespielt. Es war nicht der Teil der Stallungen in dem die schweren Kriegspferde seines Vaters untergebracht waren, in diesem Teil standen die Jagd- und Botenpferde, schnelle Tiere, ausdauernd und zäh aber zu leicht gebaut um einen gerüsteten Ritter in die Schlacht zu tragen. Kurz neben dem Hintereingang den sie genommen hatten fanden sie zwei Pferde mit vollgepackten Satteltaschen, gesattelt und bereit loszureiten. „Nimm den braunen, mit der Blesse auf der Stirn.
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Alt 08.03.2014, 14:45   #12
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Also ich ignorier mal die Fehler, solltest du aber noch mal verbessern

Ansonsten top! Kann man schoen sich vorstellen und wird nicht langweilig. Respekt.
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Alt 18.03.2014, 10:40   #13
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Er heißt Arod.“, wies ihn Darion an. Andruel war gerade damit beschäftigt, auf den Hengst aufzusteigend als aus einer weiteren Seitentür ein mit Sattelzeug beladener Bursche geschlendert kam. Der Junge war ganz in Gedanken versunken doch als er ihrer gewahr wurde stieß er einen spitzen Schrei aus und ließ den Haufen Sattelzeug auf den Boden fallen. Er wollte gerade herumfahren und wieder in dem Gang verschwinden, doch mit drei großen Schritten war Darion Rosen bei ihm, riss sein Schwert aus der Scheide und schmetterte dem Jungen den Griff mit voller Wucht gegen die Schläfe. Der Stallbursche sackte augenblicklich zusammen. Fast behutsam ließ ihn Darion zu Boden sinken. „ Verflucht soll er sein. Nun müssen wir uns noch mehr beeilen, denn zweifellos wird er, sobald er erwacht dem Stallmeister Bericht erstatten und der wird Beregosts Hetzhunde auf unsere Spur führen. Beeil dich!“ Und mit einer einzigen, fließenden Bewegung schwang er sich in den Sattel seines Pferdes. „ Wir müssen dich aus der Stadt herausbringen, doch wir können nicht durch das Seetor. Wir müssen nach Norden und die Zeit, außen herumzureiten haben wir nicht. Wir werden durch das Schlammtor müssen, denn das ist das am wenigsten bewachte, außerdem ist es unserem Ziel am nächsten. Damit wir es erreichen müssen wir jedoch der Königs Bastard durchqueren. Mach dich auf einiges gefasst.“ Des Königs Bastard war ein höhnischer Spitzname für das Elendsviertel der Stadt, denn, so sagte man im Volk, die Menschen des Königreiches seien die Kinder des Königs, doch jene die im Bastard lebten waren dem König so ungeliebte Kinder wie es nur Bastarde sein konnten. Andruel war noch nie in des Königs Bastard gewesen, doch sein Kindermädchen hatte ihm erzählt, dass dort jede Frau eine Hure und jeder Mann ein Dieb war und nicht einmal ein Ritter den Bastard freiwillig durchqueren würde. Darion warf ihm einen zusammengefalteten Umhang zu. „Zieh den an und verdeck dein Gesicht mit der Kapuze. Beug dich weit über dein Pferd, so kann man dein Gesicht schlechter erkennen. Wenn wir reden müssen überlass das Sprechen mir. Kommt es zu einem Kampf, versuch nicht den Helden zu spielen. Rette dein Leben, das ist es was zählt. Sollte ich die Stadt nicht mit dir verlassen können wende dich nach Norden. Nach einer Woche erreichst du die Grenze zur Weite. Wenn du dort der großen Nordstraße weiter folgst gelangst du nach einer weiteren Woche nach Sonnbruch, dem Sitz von Erwing Satoris, Gefolgsmann von Lannert Widling, dem Herrn der Weite. Suche ihn, er wird dir helfen. Und nun komm.“ Er hatte gerade noch die Zeit, den Mantel überzuwerfen und sich die Kapuze tief ins Gesicht zu ziehen als Darion seinem Pferd die Sporen gab und lospreschte. Vorbei an den Boxen der zahlreichen anderen Pferde, und als die offenen Flügel der Stalltür in Sicht kamen beschleunigten die Hengste noch weiter. Wie ein Pfeil, der von der Sehne losgelassen wird schossen sie aus dem Zwielicht das in den Ställen herrschte hinaus auf den sonnendurchfluteten Burghof. Nur ein paar Stallburschen waren unterwegs und sprangen verdutzt zur Seite als die beiden Reiter in vollem Galopp an ihnen vorbeidonnerten. Ihre langen grauen Umgänge flatterten im Wind wie die Flügel eines Eisadlers als sie in unverminderter Geschwindigkeit durch das innere Burgtor rasten. Die Wachen hatten in ihrer kleinen Stube gerade das Mittagsmahl eingenommen als die beiden Pferde an ihnen vorbeiflogen. Auf den hölzernen Bohlen der heruntergelassenen Zugbrücke entfachten die stampfenden Hufe der Rösser einen krachenden Donner doch dieser war nur von kurzer Dauer denn schon hatten sie die Brücke überquert und das zweite Wachhaus passiert. Darion riss hart an den Zügeln und sein Hengst schwenkte widerwillig in die Gasse ein, die sie ins Herz des Bastards führen würde.
Es wurde ein höllischer Ritt den Andruel niemals mehr vergessen sollte. Nach wenigen Metern mussten sie ihre Pferde zügeln, denn der Boden war vor Dreck und Fäkalien rutschig, und ein Sturz bei dieser Geschwindigkeit würde fatale Folgen haben. Nachdem sie langsamer ritten sah Andruel nun, was vorher nur als undeutliche Schemen an ihm vorbeigeflogen war: die halbnackten Kinder, die um Kanten Brot stritten, die verkrüppelten, die Alten, die zu schwach waren um sich zu erheben, abgemagerte Hunde und ein paar Ratten, groß wie Hasen. Noch mehr erschreckte es ihn, in die Gesichter der Menschen zu blicken. Harte Augen schauten ihn an, stumpf und abwesend und doch erkannte er in ihnen allen Feindschaft und Misstrauen, Angst und Hunger. Im leichten Trab folgten sie der Straße und versuchten, sich in deren Mitte zu halten, um nicht vom Inhalt eines der zahlreichen Nachttöpfe getroffen zu werden, die aus den oberen Stockwerken auf die Straße gekippt wurden. Am Straßenrand lag ein Mann mit dem Gesicht nach unten im Dreck. Andruel wollte ihn schon aufwecken als er den Hund bemerkte, der gerade aus dem aufgerissenen Rücken des Mannes Fleischstückchen riss. Beinahe hätte er sich übergeben, doch wollte er vor diesen Menschen mit den toten Augen seine Schwäche nicht offen zeigen. Er war schockiert über das Elend und die Gewalt die mitten in der Hauptstadt von Lindros herrschten und wollte Darion Rosen befragen, warum niemand diesen Menschen half doch der Waffenmeister hielt seinen Blick starr geradeaus und ritt zu schnell als dass Andruel ihn hätte ansprechen können. Dem ungekrönten König entgingen jedoch nicht seine bis zum Zerreißen angespannten Sehnen am Hals und dass die Hand, die die Zügel hielt, so fest in das alte Leder gekrampft war, dass die Knöchel weiß hervortraten. Immer tiefer ritten sie in das Herz des Bastards. Sie kamen an Speluken vorbei vor denen sich finster aussehende Gestalten tummelten, passierten Hurenhäuser vor denen sich Frauen halbnackt jedem darboten, der auch nur flüchtig in ihre Richtung blickte. Eine rief Darion im vorbeireiten zu: „ He mein hübscher Lord! Wollt ihr nicht etwas anderes zwischen euren Beinen spüren als diesen Klepper?“ und erntete dafür Gelächter von den Umstehenden. Darion ritt wortlos weiter und würdigte die Hure und die spottenden Fußgänger keines Blickes. Andruel wandte seinen Blick nach links und konnte einen kurzen Blick in eine gewundene Gasse erhaschen in der etwas, das ihm wie ein Hahnenkampf vorkam, im Gange war. Zehn oder mehr Männer standen im Kreis und gröhlten laut auf, als etwas, das Andruel durch ihre Beine nicht erkennen konnte einen schmerzverzerrten Schrei ausstieß. Bevor er sich Gedanken machen konnte was er dort gesehen hatte war er auch schon an der Gasse vorbei und eilte weiter auf dem Pferderücken durch die Straßen. Für seinen Geschmack waren sie schon Stunden geritten, doch die Stadtmauer war noch nicht einmal in Sicht. Der Weg schien nun leicht bergab zu führen und machte eine sanfte Biegung nach rechts. Vor ihnen tat sich ein Platz auf in dessen Mitte sich über einem ausgetrockneten Brunnen die Statue eines berittenen Königs oder Helden erhob. Vielleicht hätte Andruel ihm gekannt, doch war dem steinernen Koloss der Kopf abgebrochen worden und lag mit dem Gesicht nach unten im wasserlosen Brunnen. Auf dem Kopf saß mit lässig angezogenem Bein ein Mann dessen Gesicht genauso wie sein eigenes von einer Kapuze verhüllt war. Sie ritten um den Brunnen herum doch Andruel konnte den Blick nicht von dem gesichtslosen Fremden wenden. Beinahe waren sie an ihm vorbei als der Mann die Kapuze zurückzog. Darunter kam sein Gesicht zum Vorschein. An der Stelle wo das rechte Auge sein sollte befand sich nur eine leere Höhle und zwei fingerbreite Schnitte verliefen von seinem Haaransatz, über die leere Augenhöhle bis zu seinem Kinn und verschwanden dann unter dem Umhang. Die Nasenspitze schien der Mann durch einen Schwerthieb verloren zu haben und so konnte man bis auf den Knochen in seine Nase hineinsehen. Seine Unterlippe fehlte ebenfalls doch war dies kein gerader Schnitt, es schien als wäre sie mit grausamer Gewalt aus dem Gesicht gerissen worden. Er sah grässlich aus, doch erschreckte Andruel das alles nicht halb so viel wie das verbleibende Auge des Mannes. Es war gelb, mit einer senkrecht geschlitzten Pupille und es starrte ihn genau an. Er fühlte sich als ob ihm Kleider und Kettenhemd vom Leib gerissen würden, Haut und Knochen weggefegt bis nur noch seine schutzlose Seele unter dem grausigen Blick gekocht wurde. Alles um ihn herum erstarrte zu Eis, er konnte den Blick nicht abwenden von dem gelben Schlangenauge das ihn hasserfüllt musterte. „Der Erbe tritt hervor. Sturm und Feuer werden tanzen. Esss beginnt.“ Er vernahm die Stimme und er wusste dass es die Worte des dort sitzenden Fremden waren, ohne dass dieser seinen Mund bewegt hätte.
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Alt 23.03.2014, 19:03   #14
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Die Geschichte gefällt mir immer noch sehr gut Mach weiter so!
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Alt 25.03.2014, 23:05   #15
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Eine halbe Ewigkeit schien der Blickkontakt zu dauern und die Welt stillzustehen doch schließlich trug ihn Arod weg von dem gespenstischen Fremden. Den Rest des Rittes nahm er nur wie in Trance wahr, erst als das Schlammtor vor ihnen in Sicht kam kehrte er langsam wieder ins Diesseits zurück. Die Wachen der Stadt, die am Tor postiert waren drückten sich im Schatten herum und achteten kaum auf die, die in die Stadt hinein oder aus ihr herauseilten. Sie näherten sich dem Tor, doch mussten sie ihre Pferde immer weiter zügeln, denn die Straßen wurden voller und voller, verstopft von anderen Reitern, Fußgängern, Handkarren die Mahlzeiten feilboten und auch großen Gespannen die von Ochsen gezogen Korn, Feldfrüchte oder andere Handelsgüter zu den Märkten der Stadt brachten. Kaum einen Steinwurf waren sie noch vom Tor entfernt, als ein vom Land kommender Ochsenkarren und eine Kutsche, die die Stadt verlassen wollte unter dem Torbogen zusammentrafen. Der Ochsenkarren war bereits halb in das Tor eingefahren als sich die Kutsche, auf das Vorrecht des Adels beharrend hineingedrängt hatte. Das Fuhrwerk war zu breit als dass die Kutsche neben ihm das Tor durchfahren hätte können, doch der Kutscher weigerte sich, zurückzusetzen. Und so standen beide Gefährte schräg nebeneinander und blockierten den ganzen Durchgang. Erboste Stimmen wurden laut als der Verkehr erst stockte und dann ganz zum Erliegen kam. Neben ihm runzelte Darion erbost die Stirn. Und dann geschah es. Wie das Brüllen eines Drachens donnerte es über die Stadt. Bong. Bong. Bong. Andruel erkannte das Geräusch. Es war Mora, der Feindwächter, die große Glocke die im Palast hing und deren Klang das sofortige Schließen aller Tore bedeutete. Er warf Darion einen Blick zu doch der Waffenmeister hatte bereits verstanden und nickte nur: „Wir sind entdeckt worden. Nun gilt es!“ Er riss sein Schwert aus der Scheide und drosch Arod mit der flachen Seite auf die Hinterhand. Der braune Hengst bäumte sich wiehernd auf und Andruel krallte sich in das Sattelzeug und presste sich so fest er konnte auf den Rücken des Hengstes, um nicht von seinem Rücken zu stürzen. Dann machte das Pferd einen gewaltigen Satz, streifte im Sprung einen Mann, der auf seinem Wagen gebratene Wachteln und Tauben verkaufte und stieß ihn in den Dreck. Sobald seine Hufe den Boden berührt hatten zog der Hengst einen wilden Galopp an und jagte durch die volle Straße. Darion auf seinem Hengst neben ihm flutete die Menge so schnell sie eben konnte zur Seite, einige wurden rüde umgeritten doch soweit Andruel es erkennen konnte wurde keiner schlimmer verletzt. „Nach rechts, der Streifen bei den Wachen!“, rief ihm Darion zu und e verstand was sein Begleiter damit meinte: rechts neben der Kutsche, direkt vor dem Wachhaus war ein Streifen frei, drei Fuß breit und doch der einzige mögliche Durchgang. Hart riss Andruel am Zügel um das Pferd nach rechts zu manövrieren. Die inzwischen auf den Tumult aufmerksam gewordenen Wachen kamen inzwischen mit langen Speeren aus der Wachstube gelaufen, doch sie waren zu spät. Schon sprengte Arod an ihnen vorbei und Andruel konnte im Vorbeilaufen einen kurzen Blick auf ein rotwangiges Gesicht mit schwabbeligen Hängebacken erhaschen, das ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte doch war dies nur ein kurzer Moment. Nun kam er zu der engsten Stelle, wo sich Kutsche und Mauer am nächsten kamen, doch bevor er Zeit hatte, sich zu fürchten hatte er das Nadelöhr passiert. Neben sich hörte er die Kutschpferde panisch aufwiehern als er im gestreckten Galopp an ihnen vorbeidonnerte und dann, endlich hatte er das Tor durchquert und war außerhalb der Stadt. Hätte er sich in diesem Moment umgedreht so hätte er gesehen, dass der Vorsprung, den er vor den Wachen gehabt hatte für Darion Rosen nicht mehr ausgereicht hatte. Der Hängebackige versuchte mit einem Hechtsprung, ihn vom Pferd zu reißen. Es war zweifellos ein mutiger Versuch wenn auch ein sehr dummer. Darion schmetterte ihm aus vollem Ritt seinen Stiefel ins Gesicht mit einem grässlichen Knacken brach er dem Gardisten die Nase und schleuderte ihn durch die Wucht des Trittes in den Mann, der hinter ihm aus der Wachstube herauskam. Beide Männer stürzten und der Weg war frei für Darion. Er hielt immer noch das Schwert in der Hand, mit dem er Arod angetrieben hatte und mit diesem führte er im vorbeireiten einen wuchtigen Hieb gegen das Geschirr der Kutschpferde. Das dünne Leder hatte dem rasiermesserscharfen Schwert nichts entgegenzusetzen und schon waren die beiden Pferde frei und das Schlammtor blockiert. Er schloss zu Andruel auf: „Reite was du kannst! Wenn wir den Grünwald nicht erreichen bevor sie uns einholen sind wir des Todes! Wir haben einen Vorsprung von einer halben Stunde, nicht mehr.“ Und mit diesen Worten beugte er sich tiefer über sein Pferd und trieb es zu noch größerer Eile an. Gemeinsam jagten sie über die weite Ebene, nur in der Ferne konnte man den Saum des Grünwaldes erahnen, ihr fernes Ziel. Ein halber Tagesritt war es bis dorthin, wenn der König mit seinem Gefolge ritt doch nun waren sie nur zu zweit und konnten schnellstes Tempo gehen. Darion hoffte dass der Weg in drei Stunden zu bewältigen sei. Auf dem Feld überholten sie andere Reisende, Bauern mit leeren Wagen, zu Fuß gehende Bettelbrüder, einige Händler die in einer Karawane reisten und auch einige wenige Berittene. Keiner versuchte sie aufzuhalten, nur die wenigsten nahmen überhaupt Notiz von ihnen.
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