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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 16.09.2011, 17:51   #1
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Frei nach Arthur Schnitzler

Die Seele ist ein weites Land,
Ihr Inneres zeigt engverschlungne Pfade,
Eitelkeiten, große Wünsche, Unterpfand -

Selten klar, niemals einfache Gerade.
Es sind die Dunkelheit, das Wollen,
Ewig fernstes Wunschgestade,
Lasten unter bösem Sollen.
Ehrlichkeit als letzte Gnade.

Ist dieses Land nicht endlich klar?
Steigt man nicht auch in hohe Sphaeren?
Tritt man in sich nicht selber wahr?

Endlichkeiten hell zu klären,
Im Geheimen aller Lüge bar,
Noch beim Kugelwechsel stolz.

Was ist dies doch ein sonderbares Holz:
Eigenheit und eignes Leben
In das innerste Erstreben.
Tot oder doch noch Beben?
Endlich und elendiglich,
Sündlos nur im tiefsten Grunde.

Lauern nicht verschlungne Pfade
Am Morgen und allabendlich?
Niemand wird die Meine kennen,
Denn sie ist nicht zu benennen.






(c)
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Alt 16.09.2011, 18:00   #2
weiblich muse
 
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Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Unglaublich tiefschürfend. Wunderbar! Besonders das Ende gefällt mir sehr gut!

Aber wie ist "beim Kugelwechsel" zu verstehen?

Ich habe eben Schnitzler nachgegooglet, weil ich seine Werke nicht kenne, doch ich muss sagen, meine Inspiration war Stefan Zweig, von dem ich nicht genug bekomme.
Aber jetzt bin ich sehr neugierig geworden. Klingt sehr nach meinem Geschmack.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 18:40   #3
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ds Gedicht wurde inspiriert von Arthur Schnitzler.
Sein Bühnenstück "Das weite Land" (1911) habe ich in einer großartigen Schauspielerbesetzung sehen dürfen - ich glaube, daß von den damalig Mitwirkenden keine/r mehr lebt-

es geht um Treue und Untreue im Korsett eines sehr matriarchalischen "Ehre"-Verständnisses, das heute überholt erscheint - aber lediglich erscheint.
Alles scheint unter der Decke des Bürgerlichen verborgen, aber die Seelenregungen, Verletzungen, Hochmütigkeiten und Selbstzucht (betrogene Gattin Genia) sind so delikat dargestellt, daß profane und grobe Schilderungen heutiger Tage nur "abstinken" können.

Welche Sprachkunst!
Welche grausige Delikatesse zwischen den Zeilen!


Thing
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