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Alt 28.10.2009, 18:02   #1
gottessegen
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 33
Beiträge: 1

Standard Hilfe - psalm - analyse - paul celan

Hallo Leute,
kann mir einer bei der Analyse und Interpretation von dem Gedicht "Psalm" von Paul Celan helfen?

"Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,
niemand bespricht unsern Staub.
Niemand.

Gelobt seist du, Niemand.
Dir zulieb wollen
wir blühn.
Dir
entgegen.

Ein Nichts
waren wir, sind wir, werden
wir bleiben, blühend:
die Nichts-, die
Niemandsrose.

Mit
dem Griffel seelenhell,
dem Staubfaden himmelswüst,
der Krone rot
vom Purpurwort, das wir sangen
über, o über
dem Dorn."

Habe die erste Strophe bereits verstanden, dass als "Niemand" Gotte gemeint ist der alle aus "Lehm und Erde" geschaffen hat.
Bei der 2. Strophe verstehe ich es so, sodass das Lyrische-Ich, also der Autor selbst auch in diesem Fall, die Glaube an Gott nicht verlieren wird und weiterhin an diesen dienen wird.

Bitte um Hilfe
Danke
gottessegen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2009, 20:19   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.045

Lieber Gottessegen,

Zitat:
"Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,
niemand bespricht unsern Staub.
Niemand.
das ist wohl richtig, daß mit "Niemand" Gott gemeint ist. Aber beim zweiten Vers bin ich stutzig geworden, weil "niemand" klein geschrieben ist; also kann Gott hier nicht gemeint sein. Übersetzt müßte man also lesen:

Gott knetet uns wieder aus Erde und Lehm / niemand bespricht unseren Staub. / Niemand.

Im dritten Vers steht nur noch "Niemand", das Wort steht somit am Anfang und muß groß geschrieben sein. Das ist zweideutig, weil es sowohl Gott als auch niemand = keiner sein kann. Es könnte aber auch die Hoffnung bedeuten, daß Niemand, also Gott, uns wieder knetet und somit nach der Staubwerdung ein neues Leben beginnt.

Zitat:
Gelobt seist du, Niemand.
Dir zulieb wollen
wir blühn.
Dir
entgegen.
Hier taucht zum erstenmal das Bild der Blüte auf, später erfahren wir, daß es Rosenblüten sind. Das sind die Menschen, die gottgefällig leben wollen.

Zitat:
Ein Nichts
waren wir, sind wir, werden
wir bleiben, blühend:
die Nichts-, die
Niemandsrose.
Von einem "Niemand" kann nur ein "Nichts" kommen. Dieses Nichts ist wiederum der Mensch, somit eine "Niemandsrose" (die "Rose Gottes"). Der Mensch war, ist und wird bleiben - er wird ja wieder aus Erde und Lehm geknetet. Außerdem bleiben von den Menschen, die einmal waren, Spuren zurück: Es geht mit der Entwicklung immer weiter voran, selbst nach schlimmen Kriegen.

Zitat:
Mit
dem Griffel seelenhell,
dem Staubfaden himmelswüst,
der Krone rot
vom Purpurwort, das wir sangen
über, o über
dem Dorn."
Mit den ersten beiden Versen habe ich Deutungsprobleme, der "Griffel" scheint mir allerdings ein Hinweis auf eine Inschrift zu sein. Die weiteren Verse deuten wohl auf ein Kirchenlied hin. Bei der letzten Strophe, insbesondere bei den Worten "Krone", "Purpurwort" und "o über dem Dorn", sind mir unwillkürlich drei Dinge eingefallen: die Dornenkrone, die Inschrift "I.N.U.I." und das Kirchenlied "O Haupt voll Blut und Wunden".

Vielleicht helfen Dir diese Bemerkungen weiter. Inwieweit das Gedicht aus Celans Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus (SS, KZ) interpretierbar ist, dürfte im Internet hinreichend recherchierbar sein.

Aber bedenke: Ich bin keine Celan-Expertin und kann mit meinen Gedanken völlig danebenliegen.

LG
Ilka-M.
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