des gärtners lohn

[dead_poet]

ich pflücke
den staub
deiner lider
und pflanze
dir salz
in die lippen

so kniest du
im laub
vor mir nieder
und biegst dir
den hals
von den rippen

[norbert]

lustig, auch formal sehr gelungen!
liebe grüße
norbert

[dead_poet]

danke für dein Lob. wieso lustig?

[cute_fighter]

Schön. Das Ende kann mich nicht überzeugen. Ich las die letzten drei Zeilen immer und immer wieder... Ich verstehe sie, aber zugleich mag ich sie nicht... Habe das ganze natürlich immer und immer wieder auf das Bild eines Menschen bezogen. Nur ganz kurz sah ich eine Blume... aber irgendwie war das Menschenbild weitaus faszinierender. Vor allem die erste Strophe und auch das Niederknien. Sehr gelungen.
Mit dem Ende kann ich mich nicht anfreunden. Wahrscheinlich zu hart oder realitätsschreibend für meine verträumte Dichterseele...

vlg
cutie

[evilsuperbitch]

die erste strophe ist sehr groß, gefällt. die zweite will zuviel und verlässt den stil meiner meinung nach am ende. alles in allem gelungen. gern gelesen. danke.

gruß. evilsuperbitch.

höre nichts.

[norbert]

einen so trivial-triebhaften akt in dieser eher unterkühlten form zu beschreiben, find ich lusig...
lg
norbert

[dead_poet]

danke auch dir, cutie. das Ende ist nicht gerade Honig für verträumte Dichterseelen, aber ich sehe 2 Interpretationsmöglichkeiten dafür - die andere ist etwas cremiger.. oh, ich verrate es ja schon fast
in ihrer Kombination sind sie harte Realität - oder Honigträume des Gärtners?


edit:
@esb: danke. inwiefern stiluntreu?

@norbert: so gesehen...

[Blutsschwester]

Ähem..vielleicht bin ich etwas..naja...also für mich ist das Erotik. Oder schieß ich grad völlig quer?! Naja...Interpretationsfreiheit nenn ich das Gefällt mir aber seehr. Schöne Wortwahln, klassische Metrik..passt!

Liebste Grüße

DIe Schwester

hallo dead_poet.

meine gedanken hierzu sind wie folgt: in der szene sind das lyr. ich und das du (welches dem horizontalen gewerbe angehört und so leicht ist, dass man es überall hinwerfen kann.) der staub auf den lidern zeigt, dass das du jene lange nicht mehr geöffnet hat - quasi auch blind durch die gegend läuft/gelaufen ist. das lyr. ich verarbeicht dem du salz in die lippen. er legt es nicht drauf. er reibt es rein. wahrscheinlich sind diese lippen eben auch schon - aufgrund der langen und harten "beanspruchung" - aufgerissen. strophe 2 legt die szene in die natur/wiese/wald.. etwas in der richtung und lässt ahnen, warum das lyr. ich dem du das salz einrieb. das du soll wieder was spüren, damit auch das lyr. ich seinen spaß haben kann. das wäre die erste variante, die zweite wäre, dass das lyr. ich dem hilflosen trieben des dus nicht (weiter?) zuschauen möchte. (das du wäre dann quasi wie von selbst - aufgrund der gewöhnung - auf die knie gefallen, um das "geschäft" hinter sich zu bringen.) der akt an sich wird ja nicht geschildert.

welche lippen denn nun gemeint sind, wird nicht genau erklärt - ich nehme allerdings an, dass es sich um die lippen im gesicht handelt, weil die szenerie in der zweiten strophe darauf aufbaut. was das mit den rippen allerdings sein soll, kann ich nicht für mich beantworten. wahrscheinlich möchte der autor hier die dürrheit des dus aufzeigen. wenn das so ist, so ist dies nicht gelungen, weil der kontext, in dem die rippen stehen, nicht dazu passt. (es scheint lediglich dem reim geschuldet zu sein.)

was mich auch gleich zu den ebensolchen bringt: von den reimen her sind die strophen gleich aufgebaut. allein jeweils zeile 4 findet keine entsprechung.

konnte mich leider nicht überzeugen - und das nicht nur aufgrund der "rippen". (vielleicht gibts dahingehend ja noch aufklärung.) ich bin eben kein fan von poesie, die beliebig wirkt - auch, wenn ich hier assoziationen hatte. aber das soll ja nichts heißen. einem anderen gefällt das.

sei gegrüßt, markovski.

[evilsuperbitch]

das bild geht in eine andere richtung, als die vorhergehenden. es will, meiner meinung nach, etwas vollkommen anderes vom leser als die bilder zuvor. - wohin es geht, das merke ich schon. alle seltsamen andeutungen deinerseits in kommentaren waren vermutlich überflüssig.

gruß. esb.

höre nichts.

[dead_poet]

@Blutschwester: du schießt nicht quer wollte es nicht in "Haut auf Haut" einordnen, weil für mich die Motive bedeutender als die Handlung sind. freut mich, dass es dir gefällt.

@Markovski: ich freue mich sehr. endlich mal eine Interpretation, die sich zu 98% mit meiner Intention deckt! ich sehe lediglich keine Hure hinter dem lyrDu (was lässt dich darauf schließen?) und auch dessen Motivation für den Akt ist bei mir eine andere - Hinweis: Wirkung des "salz in (den) lippen"
was meinst du mit beliebiger Wirkung? mit Ausnahme von cuties ( @cutie) Interpretation scheinen doch alle recht ähnliche Assoziationen zu haben?
zu den Rippen: das lyrDu entfernt seinen Kopf von diesen, auf denen es ihn zuvor hängen gelassen hatte, sehr weit, deshalb das "knick(en)" - jetzt klar?

@esb: ja, die Andeutungen hätte ich mir sparen können - schön, dass es diesmal recht eindeutig zu sein scheint. in den letzten 3 Versen fehlt das Botanische, da die 'Idylle' der Natur verloren gehen soll und eine inhaltliche Wendung vollzogen wird. auch das lyrIch verschwindet, da das lyrDu jetzt mehr interessiert, aber die Bildlichkeit durch Körperteile bleibt erhalten. meinst du eine Abwertung dadurch festzustellen?

Liebe Grüße,
dead

hallo dead_poet.

ich kam auf die hure, weil ihre lippen anscheinend verschlissen sind, so dass man salz hineinreiben kann. der sinn dessen ist sicherlich, wieder gefühl in ihr zu wecken, was ein weiterer hinweis darauf ist. (schrieb ich ja auch schon oben, denke ich.) ich schrieb "beliebig wirkt", weil hier für mich zu wenig benannt wird. du stellst eckpunkte auf, an denen man sich langhangeln kann. mir reicht das nicht - anderen schon. das meinte ich. die rippen sind jetzt klar, nur passt das meines erachtens nicht an diese stelle. das "knicken" macht mich hier nicht froh. wie wäre es mit "hebst". ein weiteres problem ist eben, dass der kopf wohl auf den rippen lag, und nicht der hals. sie knickt den hals von den rippen - was aber nicht geht, da der hals nicht direkt mit den rippen zusammen sein kann. es sei denn, der köpf wäre samt hals vom körper abgetrennt. und das bestätigst du ja auch, wenn du schreibst, dass das lyr. du den kopf von rippen entfernt.

sei gegrüßt, markovski.

[norbert]

..ich sehe hinter diesem kargen text folgende geschichte:
p. rosa, eine einfache hausangestellte der naiv-berechnenden art, arbeitet im hause eines angesehenen bauunternehmers mit repräsentativem anwesen.
sie soll den rasen mähen- sie hat keine lust, 4000m2 sind ihr zuviel.
da sieht der sohn seine chance - ein gewisser lührisch. nach jahrelangem einzeltraining topfit wittert er die chance einer sexuellen annäherung an p. rosa.
sie ist einverstanden, er mäht.
aber auch für ihn sind 4000m2 eine menge, er schafft´s, aber der rücken schmerzt höllisch. er kann sich gerade noch senkrecht halten, der gang zur vorher anvisierten hollywoodschaukel ist unmöglich, ein hinlegen auf den kurzrasierten rasen ebenfalls.
die lösung des problems beschreibt das gedicht.
dass sich dabei "lippen" auf "rippen" reimt, ist sprachtechnisch unumgänglich, "halswirbelsäule" hätte sich nich so gut gereimt, geschweige denn rhythmisch einflechten lassen.
der reim hat mich übrigens in keinster weise gestört - im gegenteil...
herr autor: seh ich´s so recht?
liebe grüße
norbert

[Lycrael]

rechtschreibfehler
lieder, nicht lider... oder sollte ich mich irren
gefällt mir, wirklich. ist mal was anderes.

i`m back
lycrael

[dead_poet]

@Markovski: ja, hier unterscheiden sich wohl unsere Lyrik-Geschmäcker. ich vertrete die Auffassung, dass ein Gedicht dem Leser nicht das Denken abnehmen, ihm lediglich die Richtung und ein paar "Eckpunkte", wie du sagst, mit auf den Weg geben sollte. gut, dann werde ich dich wohl auch nicht dazu bringen können, mein Gedicht zu mögen - ich bin aber umso erfreuter, dass du dich trotzdem damit auseinandergesetzt hast. dank dir!
nur noch schnell zur Hure: das lyrIch "pflanzt" das Salz in die Lippen, was bei einer stabilen Oberfläche natürlich kein leichtes Unterfangen darstellt, aber durch die Mühe des Staubteilchenpflückens hat er eine gewisse Ausdauer ja schon unter Beweis gestellt; ich will dir deine Sichtweise aber lassen - keine weiteren Erklärungen mehr
"heben" ist mir übrigens zu schwach, die kn-Laut-Doppelung würde verloren gehen und es vernachlässigte m.E. den negativen Beigeschmack (bedingungslose Hingabe) - aber danke für die Idee.

@norbert: wow, ich bin begeistert wieviel Assoziation mein Gedicht dir lässt - die Ausarbeitung der 2 Charaktere gefällt mir besonders!
danke, dass du mich daran hast teilnehmen lassen. der Arme muss wirklich ganz schön schuften
das mit dem Reim hast du fein erkannt, bereitet mir auch oft Probleme, hier war ich glücklich darüber, wie sehr sich die Wortwahl in meine Intention fügt. (auch wenn scheinbar manche mit den "rippen" ihre Probleme haben)

@Lycra: du irrst - hier wird nicht gesungen schön, dass es dir gefällt.

Liebe Grüße,
dead

[Joana]

-

[dead_poet]

...wollte mir auch erst nicht zusagen - aber nach mehrmaligem Lesen muss ich dir recht geben. habs geändert, danke!

lg, dead

[norbert]

...ich habe den text nun auch p.rosa und lührisch gezeigt.
p.rosa hat sich fast kaputtgelacht und lührisch, der sich auch mit poesie befasst, hat sich sehr lobend über den kunstvollen aufbau des kurzen und dennoch sehr vielen assoziationen raum bietenden textes geäußert.
ich gebe es dir so weiter - muss leider jetzt kurzfristig fort, um bei meiner nachbarin rasen zu mähenn. merkwürdig - es ist doch november...
liebe grüße
norbert

[Ruth]

kompliment , sehr gern gelesen

[dead_poet]

oja, der Novemberrasen ist sehr wachstumsrege. grüß p.rosa und den lührisch von mir.

danke, Ruth.

Liebe Grüße,
dead

[norbert]

hm, ich hab gemäht, der rücken tat mir weh, der arsch war halb abgefroren - und dann hat sie mir einen heißen kaffee gegeben und sich bedankt. hm...ich wollte ihr noch das gedicht vorlesen, aber sie hat garnicht richtig zugehört. nun gut, sie ist fast 70...
liebe grüße
norbert

[dead_poet]

hm, keine p.rosa deine Nachbarin, wie?

[norbert]

ohnr scherz: die heißt wirklich rosa!
lg
norbert