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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 21.08.2008, 20:20   #1
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Standard Trauerweide

Verlegen
neigen sich alle tausend Gesichter von ihr
zu Boden. Schwere auf der Kopfhaut schwelgt.
Um das Grau des Bodens zu bestaunen,
hineinzusprechen, um vielleicht die Toten zu erwecken.
Nur die Äste, der Stamm, alles Geschlossene,
Hängende, Baumelnde - Umgriffenes im Wind;
alles dies markant, ist Lacrimosus.

Die Blütenkätzchen schnurren. Diözisch klaubt
sich das Grün ein Hermaphroditengeschlecht.
Findet es nicht. Trauert. Und heiratet dann
christlich.

Trauernd
ergeben sich alle tausend Antlitzer von ihr
dem Gewicht des Laubkleids. Baumkrone schwärt.
Schon auf dem Thron verwurzelt, doch nun
tritt sie ab. Und vielleicht sind es die Wechseljahre,
die die Misteln in ihr Haar locken. Sukkulent
war sie. Doch nun geschieht ein Samenbegräbnis.
Und was des nächtens so an Blitzkrieg wütete!

Rauschte um ihren Torso doch einmal ein Feuer,
keimt nur totes Holzfleisch noch! Segnendes Licht,
das eine Kerbe in die Rindhaut reißt! Und vielleicht
rührt Miserdendrie.

Ängstlich
verstecken sich die Augen in der hohen Krone.
Blumengewesenes räkelt an ihren Füßen sich.
Der Stamm ist wie ein Windstillsturm. Standhaft!
Aus der Reihe stehend. Uneingliederbar. Entwaffnend.
Vielleicht schleppt depressives Denken Körper mit.
Geht den Totentanz wurzeln. An dir überall die Narben,
die erzählen von dem Klingenwind, der wiederfahren.

Ihr Name klingt schon tags nach Düsterem.
Das bitt're Hautharz blutet jahrelang in Regel -
menstruiert sich durch die Furchen. Und doch:
tote Räume schenket dir,
was der Hügel nicht weiß -
aber bietet.
Nähre dich an der Wolle deines Bettes!
Schlage nur Wurzeln in meinem Geist!
Bis endlich ein Himmelschrei
sommers
dich doch farbenfroh macht, aber nicht wärmen kann
hin und wieder.
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.08.2008, 20:00   #2
kenjin
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 36

Gefaellt sehr gut.
Ich liebe die "Kraftausdruecke" die wild durch die Weiten gewirbelt werden, um sich spaeter wieder zusammen zusetzen zu einem Schwachen Ding an sich.
Irgendwie habe ich das Gefuehl ein angedeutes Alpha und Omega, durch diesen witzigen Baum zu erleben.
kenjin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.08.2008, 20:07   #3
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Zitat:
Original von kenjin
Gefaellt sehr gut.
Ich liebe die "Kraftausdruecke" die wild durch die Weiten gewirbelt werden, um sich spaeter wieder zusammen zusetzen zu einem Schwachen Ding an sich.
Irgendwie habe ich das Gefuehl ein angedeutes Alpha und Omega, durch diesen witzigen Baum zu erleben.
Vielen Dank!

Anfang und Ende, wie du sagst, Alpha und Omega, Geburt und Tod, die Passion eines Menschen in Angst. Dargestellt anhand eines Baumes, der Trauerweide.
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
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