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Alt 19.11.2006, 19:31   #1
lonely
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 7


Standard Mein Liebling

Löningen, den 11. November 2006

Mein Liebling,...

“Matthias ist tot!“
Ein halbes Jahr ist vergangen, seit ich mit deinen Eltern in der Küche saß und zu verstehen versuchte, was sie mir da versuchten zu erklären. Die Tränen laufen über meine Wangen, wenn ich daran denke. Sie laufen mein Gesicht hinab, zu meinen Lippen. Der salzige Geschmack ist genauso wirklich wie deine Eltern. Früher so starke, nun gebrochene Menschen, das Einzige, was sie noch am Leben hält ist ihre Trauer und ihre unbändige Wut auf den Menschen, der ihr (und mein) Leben zerstört hat, als er dich uns genommen hat. Ich seh dich vor mir, wie du am Tag danach aussahst,...
Dein Vater sollte dich identifizieren,... ich kam mit, weil ich sehen wollte, ob du es wirklich warst. Die ganze Zeit hatte ich mich daran geklammert, das vielleicht eine Verwechslung vorlag. Ich hatte jemand anderem den Tod gewünscht, aber doch nicht dir. Ich hatte jemand anderem diesen Kummer gewünscht, aber doch nicht mir. Wie anders es doch kam...
Dein weißes blutverschmiertes Gesicht seh ich immer noch in meinen Alpträumen vor mir.
Warum erneuere ich den Schmerz immer wieder, fragen sie alle. Warum? Weil ich nicht will, dass du vergessen wirst. Weil ich darüber reden muss. Weil dieser Verrückte gefasst werden muss! Es ist mir egal, wenn die Polizisten zu uns sagen, dass wir die Hoffnung aufgeben sollen. Mörder nach einem halben Jahr zu finden, sei unnatürlich. NA UND?!
Ich will diesen Menschen finden, der dir das angetan hat, der uns das angetan hat. Ich will wissen, was das für ein Mensch ist. Ich will ihm ins Gesicht spucken und am liebsten genauso weh tun wie er mir weh getan hat. Ich will ihn hinter Gittern sehen!
Genau heute vor einem halben Jahr, wieso ist der Schmerz immer noch so groß?
Wieso kann ich nicht die Zeit zurückdrehen?
Wieso konnte dich niemand beschützen?
Wieso wurdest du aus dem Leben gerissen?
Warum müssen wir diesen Schmerz ertragen?
Vor einem halben Jahr... so lange ist es schon her, doch trotzdem ist es so, als wäre es gestern gewesen, als ich dich zum letzten Mal lächeln sah. Als hätte ich dich gestern das letzte Mal in den Arm genommen, als hätten wir gestern das letzte Mal gesprochen. Es ist, als könntest du plötzlich vor der Tür stehen, und ich hoffe es jedes Mal, obwohl ich doch weiß, dass es keinen Sinn hat. Tote kommen nicht aus dem Jenseits zurück.
Dein letzter Kuss hat meine Lippen berührt und das letzte was du mir gesagt hat war ein “Ich liebe dich!“
-Ich dich auch!
Es ist als wäre seit diesem Moment die Welt stehen geblieben, vielleicht wird sie sich irgendwann weiterdrehen, aber dieser alte Schmerz wird nie verschwinden!
Wenn ich vor deinem Grab steh und in den Himmel schau, dann hoffe ich, dass du dort oben bist, mich siehst und an mich denkst, genau wie ich die ganze Zeit an dich denke.
Zwar trauere ich dem, was hätte sein können, immer noch nach, aber ich danke dir dafür, dass du in mein Leben getreten bist. Wenn auch nur für kurze Zeit!
Manchmal ist mein Schmerz nicht zu ertragen, und obwohl ich weiß, dass ich dich nie wiedersehen werde, möchte ich dich für immer festhalten. Einen anderen zu lieben würde meine Erinnerung an dich verblassen lassen. Wenn es stimmt, was die Leute sagen, dass die Toten zu einem ewigen Leben bei Gott geholt werden, dann warte ich darauf, dass auch er mich zu sich (und damit zu dir) holt. Der Wind streicht durch die Bäume, die Blätter flüstern mit deiner Stimme, du wirst auf mich warten...
Liebling, ich danke dir für die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte. Du hast mein Leben bereichert! Was vor und hinter mir liegt ist nichts im Vergleich zu dem was in mir liegt.
Denn das, was du mir gegeben hast, ist etwas Besonderes und ich werde es mir immer bewahren.

Ich liebe dich,
Farah
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