Der Amoklauf

[eremos]

In kalter Nacht das Leben eise
Flora tot die Fauna leise.
Wüst das Land und rau die See
begraben unter tristem Schnee.

Erbaut auf steilen Küstenhang
die Wogen donnern dumpfer Klang.
Im fahlen Mondlicht blass erschiene
verwittert alte Turmruine.

Innen flammt ein kleines Feuer
und vom warmen, rissigen Gemäuer
fällt Tropf um Tropf in Schalen, Tassen
durch eng verbaute Büchergassen.

Im Schein der Kerzen halb im Dunkeln
vertieft am Lesen Augen funkeln
sitzt schäbig, krummer Mann am Tische
ein Kleiderbesen, mangelhaft die Körperfrische.

Allein frustriert im Geiste stumm
verklärt die ganze Welt für dumm
und deschiffriert unheilig, altes Pergament
zum Schaden, Zorn geballtes Testament.

Das Wissen kaum dem Skript entzogen
eilt er hinaus mit Fisch und Rogen
belegt den Boden schwarzes Mal
beginnt sein grausig Ritual.

Ihr Geister, Wesen, Halbdämonen
auf zum Morden niemand schonen
erhebt aus nassem Grab in Schar
nehmt diese meine Opfergaben dar.

Als sogleich mit lauten Krachen
öffnet Erde bebend, Hölle Rachen
und aus tiefsten unerforschten Pforten
steigt heraus, die Saat der schlechten Sorten.

Nun ihr Menschen hört mich denken
lasst euch gierig, närrisch lenken
lebt das Tier, kein Mut zum Sprung
es zählt die eigene Existenzberechtigung.

Gesellschaftlicher Wahn und Schwäche
wer ist die Schönste, wer der Beste
verbannte edle Recken räche
und tugendhafter neu erteste.

Doch falscher Schwur am Beine packend
ziehend, zerrend, reißend, lachend.
Hinab zur Wende mit Leib und Wissen
der Hass am Ende, ihn selbst zerrissen.

[Lily]

Hallo eremos,

ich finde dein Gedicht sehr schön, auch wenn es wirklich unheimlich ist.

Liebe Grüße Lily

[Alkahnie]

Da muss ich Lily zustimmen.
Ist echt ein schönes Gedicht

[eremos]

Danke fürs Lesen.Freut mich daß es euch gefallen hat.