Du wohnst in mir

[YveL611]

Heute wohnt der Schmerz in mir.

Der Schmerz des Verlustes, des Bedauerns, der Endgültigkeit.
Ich weiß, nichts wird es ändern – trotzdem immer dieselbe Frage:
Warum hattest du nicht mehr Zeit?


Heute wohnt die Stille in mir.

In meinem Kopf führe ich seit Tagen weiter Dialoge mit dir –
erzähl dir Kleines und Großes, kenne deine Antworten, höre dein Lachen.
Doch heute ist es still – und ich fühl‘ mich leer.


Heute wohnt die Dunkelheit in mir.

Seitdem du fort bist, bestimmen Bilder mein Dasein.
Bilder meines ganzen Lebens - stets mit dem Wissen: Du bist für mich da.
Doch heute ist es dunkel – und ich fühl‘ mich allein.


Morgen wohnt die Hoffnung in mir.

Ich hoffe, dass der Schmerz der Erinnerung weicht.
Dass ich dankbar und lächelnd an all unsere schönen Momente denken kann.

Ich hoffe, dass die Stille der Erinnerung weicht.
Dass deine Stimme und dein Lachen nie in mir verklingen werden.

Ich hoffe, dass die Dunkelheit der Erinnerung weicht.
Dass das Kino in meinem Kopf nur unsere buntesten Szenen abspielen wird.


Egal, ob gestern, heute oder morgen –
Du wohnst für immer in mir.

[Windhauch]

Liebe YveL611

ich wollte zum Thema Dankbarkeit / Vergänglichkeit sowieso was schreiben und da mich Deine Zeilen ansprechen, fällt jetzt dieser Kommentar, entgegen meinen Gewohnheiten etwas ausführlicher aus. Denn ob ich nur für Dich was schreibe, oder für 50 oder wenn man ein berühmter Autor wäre, für Tausende, ist doch eigentlich egal, Hauptsache diese Zeilen berühren ein paar Menschen-(Herzen) und ob sie Trost spenden können ? ... Vielleicht.

Ich habe gerade einen etwas für mich ungewohnten Job freiwillig angenommen, um mein Unbehagen vor Veränderungen auszumerzen und prompt hat gestern früh bei einem Verkehrschaos am neuen Einsatzort jemand unnötigerweise den Rückwerksgang eingelegt und ist mir auf mein Auto draufgefahren, ich habe meinen Augen nicht getraut, es war für mich fast surreal. Aber ich bin recht ruhig geblieben und habe keinen Ärger gespürt, der andere Fahrer war einnehmend freundlich und wir haben uns ohne Polizei und Versicherung geeinigt, das ist der Vorteil, wenn man ein älteres Auto mit stabiler Stoßstange fährt. Das Sonderbare ist, daß ich erst vor 2 Tagen habe ich eine Dashcam montiert habe, nach 35 Jahren unfallfreie Fahrt.

Ich habe dann ein wenig am PC die Aufnahmen angeschaut und verschiedene Einstellungen ausprobiert und da bin ich dann zufällig auf ein Urlaubsvideo von Griechenland gestoßen, was mich in seinen Bann zog. Wir wurden damals von den Vermietern der Ferienwohnung auf eine Bootsfahrt eingeladen, was ich gefilmt und auch in einem Gedicht beschrieben habe. Bin ich abgeschweift, vom Thema ? Nein, keine Sorge, denn ich muss weit ausholen, ganz weit, einmal zum Horizont und zurück. Wie gesagt, ich sah mir das Video an und da passierte mir ein Serendipity-Moment, denn ich hörte in dem Film das wunderbare, herzliche Lachen meiner geliebten Frau. Und ich spürte wie dankbar ich bin, das mein Leben privat gerade so schön ist, aber alles ist einem nur geborgt. Was wäre, wenn man ewig leben würde? Es wären endlose Wiederholungen, die sich in der Beliebigkeit verlieren würden. Wenn man aber Einzigartiges will, dann muss man akzeptieren lernen, daß nie zurückkehren kann, was wirklich einzigartig war und wenn es einen Schöpfer gibt, vielleicht wird uns gerade Einzigartiges geschenkt, ein Leben in einem großem Mysterium, in dem alles möglich scheint, auch ein Wiedersehen.

Viele Grüße Andreas