Bis in den Tod

[Ilka-Maria]

"Bist du besoffen?" Instinktiv griff Gabor an den Seitenrand des Autodachs, wo er den Haltegriff fand und ihn eisern umklammerte, bis sich die Ränder seiner Fingernägel in die Innenfläche seiner Hand gruben. "Im Gegenteil", antwortete Beatrice emotionslos wie ein Roboter. "Im Gegensatz zu dir bin ich stocknüchtern, sonst hättest du darauf bestanden, selbst zu fahren. So vernünftig warst du selten."

"Nimm sofort den Fuß vom Gas!"

"Warum? Ich dachte, du hättest es eilig."

"Eilig? Wieso?"

"Na, von A nach C zu kommen. Nach der heutigen Bilanz deines Lebens scheidet B aus."

"Du sprichst in Rätseln."

" Heißt sie nicht Constanze?"

"Wo fährst du hin" Irritiert blickte Gabor in die Straße, in die Beatrice eingebogen war, abweichend von dem gewohnten Weg zu dem Haus, das sie beide geplant, gebaut und finanziert hatten, in dem sie ihre Kinder großgezogen hatten und das ihm Heimat war. Bis heute war es ihm nicht in den Sinn gekommen, dieses Idyll, das manchmal verdorrte Zeiten, aber niemals verbrannte Erde zu überstehen hatte, aufzugeben. Auch Beatrice hatte sich darauf verlassen. "Ich dachte, wir halten ewig zusammen. Aber heute habe ich das Gegenteil erfahren. Danke nochmal für deine Offenheit." Sie machte eine Gedankenpause, die sie nutzte, noch kräftiger aufs Gas zu treten. "Fünfundzwanzig Jahre jünger. Dabei war ich schon vierzehn Jahre jünger als du, damals." Ungeniert ließ sie einen Furz raus. "Jetzt weißt du, wie ich darüber denke."

"Warum so vulgär?

"Komm mir nicht so. Fremdgehen und Verrat sind vulgär. Du bist vulgär. Du hast meine Jugend missbraucht."

Beatrice beschleunigte nochmal das Tempo. War sie bisher mit schon achtzig Stundenkilometer durch die Stadt gebrettert, war sie jetzt bei fast hundert. Gabor erfasste Panik. "Was hast du vor? Bist du verrückt?" Er tastete mit der Hand nach dem Türöffner. "Halt an und lass mich raus!"

"Du Narr", lachte Beatrice. "Dich rauslassen? Wegen dir sitze ich am Steuer. Wegen dir bin ich nüchtern geblieben, während du dich vollgesoffen hast. Schau nach vorn." Sie beschleunigte auf hundertzwanzig und steuerte das Auto auf ein massives Mehrfamilienhaus zu. "Wohnt dort nicht Constanze? Zweiter Stock. Blick auf die Straße?"

Gabors Fuß suchte verzweifelt nach der Bremse, die er vom Selbstfahren kannte, die es für den Beifahrer aber nicht gab. "Du bist verrückt", stieß er hervor, sein Stimme so heiser, dass sie ihm fremd dünkte. "Keineswegs. Ich befördere dich direkt ins Paradies. In wenigen Sekunden wird Constanze dich in ihren Armen halten und den Augenblick eurer Verschmelzung in ewiger Erinnerung behalten. Oder zumindest, was dafür von dir übriggeblieben ist."

Als Gabor versuchte, die Tür zu öffnen und den Sicherheitsgurt zu lösen, war es zu spät. Was folgte, was ein hohler, aber mächtiger Ton, der im Nirgendwo verhallte. Das Auto war in die Hauswand gekracht, in Sekundenschnelle zu einem grotesken Schrotthaufen aus Blech, Glas, Plastik, Gummi, chemischen Ausflüssen und sonstigem industriell schwer abzubauendem Material mutiert und barg zwei Leichen, eine Frau und einen Mann, die sich in längst vergessener Zeit geschworen hatten, zusammenzustehen bis in den Tod.

[DieSilbermöwe]

Hallo Ilka,

ich finde den Anfang der Geschichte etwas verwirrend, aber vielleicht sind nur die Namen vertauscht worden:

. "Im Gegenteil", antwortete Béatrice emotionslos wie ein Roboter. "

. "Wo fährst du hin" Irritiert blickte Gabor in die Straße, in die Lucia eingebogen war,

Dann stört mich etwas anderes doch sehr:

. Ungeniert ließ sich einen Furz raus. "Jetzt weißt du, wie ich darüber denke."

"Warum so vulgär?

Das frage ich mich auch. Die Geschichte hätte nichts an Qualität eingebüßt, wenn man diese Vulgarität weggelassen hätte. Und anstatt „sich" hätte es „sie" heißen müssen.

Ansonsten solide geschrieben, aber nicht besonders aufregend, da vorhersehbar.

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Guten Morgen, Silbermöwe,

danke für die Rückmeldung und die Hinweise. Ich war gestern nicht mit voller Aufmerksamkeit dabei. Ich hatte erst einen anderen Namen verwendet, ihn dann aber geändert und dabei eine Stelle übersehen. Wird korrigiert.

Besten Gruß
Ilka

[dunkler Traum]

... ich bin ebenfalls verwundert, mir sind zwei Kleinigkeiten aufgefallen,
Beatrice beschleunigte nochmal das Tempo.
sein Stimme so heißer,
diese Häufung spricht für sehr viel Unaufmerksamkeit, da deine Werke sonst eher fehllos glänzen.

beaux rêves