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Alt 19.10.2013, 22:04   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Mit geschlossenen Augen

Mein Bester,

ich schreibe dir diese Zeilen unter den klarsten Umständen, die der Mensch inmitten seiner Natur finden kann: der Mond scheint, wie ein Suchender zwischen den Fichten hindurch auf mein Blatt und der Wind einer kühlen Oktobernacht streichelt mir sanft um die Wangen, verschafft mir Luft, löst die Grenzen zwischen drinnen und draußen, so dass ich in der Unendlichkeit der Welt aufzugehen glaube.

Und doch kann ich mich als nichts mehr empfinden als einer, der vor die Tore einer Welt dahinter gesetzt wurde, die er nicht versteht. Ich erflehe Einlass und bemühe mich bei Kräften, doch alles, was wichtig ist, bleibt mir verborgen. Ich bleibe mir selbst fremd. Die Schönheit dieser, wenn auch seltenen Augenblicke verweist doch letztlich nur auf meine Unzulänglichkeit, diese Schönheit wahrhaftig zu sehen und lässt mich diese Schönheit am Ende verwerfen. In meinem Leben war ich, wenn ich es ganz ehrlich beschaue, nur dann glücklich, wenn ich die Augen schloss.

Wenn ich all meine Sinne bemühe und mich ihnen anvertraue, wie ein Gläubiger seinem Gott, dass der Wind zum wilden Sturme wird, der Vollmond zur gleißenden Sonne und meine Gedanken zum schrecklichen Kriegsgebrüll; wenn ich, dahin getrieben von den Kräften, die mich zu zerreißen drohen, falls ich mich ihnen zur Wehr setzte, wieder nichts finde, als die Frage, die diese Suche zwingend macht: "Was soll ich hier?", dann weiß ich, dass diese Frage keine Antwort kennt. Sie kennt nur die Suche oder den Tod.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2013, 22:06   #2
männlich Schmuddelkind
 
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Hallo Leute,

ich glaube, das ist der Anfang einer längeren Geschichte (vielleicht sogar eines kleinen Büchleins). Ich weiß noch nicht genau, wie es weitergeht oder unter welchen Umständen die Handlung sich entwickelt, aber ich habe ein paar Ideen. Mal sehen, was daraus wird...
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2013, 22:19   #3
Thing
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Darf ich zwischendurch rein sachliche Anmerkungen dalassen?
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Alt 19.10.2013, 22:22   #4
männlich Schmuddelkind
 
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Auf keinen Fall!

Nein, natürlich darfst du. Ich bitte sogar darum.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2013, 22:37   #5
Thing
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Nach Suchender fehlt ein Komma.

*


Und doch kann ich mich als nichts mehr empfinden als einer,

So ulkig es klingen mag:
Korrekt ist:
Und doch kann ich mich als nichts mehr empfinden, als als einer,
(mehr als - als einer, der)

*

bemühe mich nach Kräften

*

seltenen, Augenblicke

*


Wenn ich all meine Sinne bemühe und mich ihnen anvertraue, wie ein Gläubiger seinem Gott, dass der Wind zum wilden Sturme wird, der Vollmond zur gleißenden Sonne und meine Gedanken zum schrecklichen Kriegsgebrüll;


Da mußt Du irgendwie umformulieren.
Vielleicht Sinn?
Denn der Sinn wird, die Gedanken werden

*


Das wars schon.
Hab mich gerne damit beschäftigt.
Starker Text.

Gruß
von
Thing
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Alt 19.10.2013, 22:57   #6
männlich Schmuddelkind
 
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Dankeschön.

Auf dein scharfes Auge ist Verlass und gleichzeitig ist es mir jetzt schon n bisschen peinlich, dass da so viele Fehlerchen drin sind - hätte ich nicht erwartet. Andererseits: ich habe sehr schnell geschrieben, um die Gedanken nicht zu verlieren, aber meinen Text nochma durchzulesen hätte man selbst mir zumuten können.

Kann fast all deine Verbesserungen dankbar annehmen. Besonders ärgere ich mich über:

Zitat:
und bemühe mich bei Kräften
Natürlich heißt es "nach Kräften"!

Diesen Einwand kann ich jedoch noch nicht ganz verstehen:

Zitat:
Wenn ich all meine Sinne bemühe und mich ihnen anvertraue, wie ein Gläubiger seinem Gott, dass der Wind zum wilden Sturme wird, der Vollmond zur gleißenden Sonne und meine Gedanken zum schrecklichen Kriegsgebrüll;

Da mußt Du irgendwie umformulieren.
Vielleicht Sinn?
Denn der Sinn wird, die Gedanken werden
Wieso meinst du? Was genau ist denn falsch?

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2013, 23:10   #7
männlich Jeronimo
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Beiträge: 4.237

Hallo Schmuddelkind,

ich bin gespannt, wie die Geschichte wird.

In meinem Leben war ich, wenn ich es ganz ehrlich beschaue, nur dann glücklich, wenn ich die Augen schloss.

..fand ich schon mal toll.
Und über den Sinn des Lebens kann man ja auch trefflich diskutieren. Da muss wohl ein Jeder seine eigene Antwort finden.

Ich bleib mal hier dran.

Jeronimo
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Alt 19.10.2013, 23:11   #8
Thing
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Dann setzte den Satz in Deiner Vorstellung fort:


Wenn ich all meine Sinne bemühe und mich ihnen anvertraue, wie ein Gläubiger seinem Gott, dass der Wind zum wilden Sturme wird, der Vollmond zur gleißenden Sonne (wird) und meine Gedanken zum schrecklichen Kriegsgebrüll (wird);

Sturm und Vollmond:
Singular
Gedanken:
Plural

Hoffentlich hab ich mich verständlich gemacht.

Aber, mein Lieber, insgesamt warn das doch wirklich Kleinigkeiten!

***

Ich warte jetzt noch Deine Reaktion ab, dann wackele ich in meine Daunen.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2013, 23:19   #9
männlich Schmuddelkind
 
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Ach so,

jetzt verstehe ich, was du meinst, Thing. Aber ich weiß noch nicht, ob es wirklich zwingend ist, das zu ändern. Ich meine, streng grammatisch ja, aber so ein kleiner Fehler kann ja auch (selbst wenn hier ungewollt) ein Stilmittel sein, um die Erregung zu unterstreichen. Ich schaue da morgen noch einmal drüber; dann weiß ich vielleicht mehr...

Zitat:
Aber, mein Lieber, insgesamt warn das doch wirklich Kleinigkeiten!
Stimmt natürlich, aber viele!

@Jeronimo: dann freue ich mich, einen Leser gewonnen zu haben. Bin auch schon gespannt, welche meiner Ideen sich letztendlich durchsetzen. Da ist viel möglich.

Zitat:
In meinem Leben war ich, wenn ich es ganz ehrlich beschaue, nur dann glücklich, wenn ich die Augen schloss.

..fand ich schon mal toll.
Ich denke, der Satz ist deswegen gut, weil ihn jeder nachvollziehen kann und das ist doch wirklich eine traurige Beschreibung dieser Zeit.

Zitat:
Und über den Sinn des Lebens kann man ja auch trefflich diskutieren. Da muss wohl ein Jeder seine eigene Antwort finden.
So ist es natürlich. Aber ich denke, das Tragische an dieser Person ist, dass sie erkennt, dass es keine Antwort gibt, weswegen ja die Suche selbst unsinnig wird. Und die Alternative hat er ja klar genannt. Dennoch kann ich mir dies als den Anfang einer Geschichte vorstellen. Mal sehen...

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2013, 05:17   #10
weiblich Ilka-Maria
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Der dritte Absatz ist klasse!

Beim ersten Absatz fehlt der MacGuffin. Da war ich versucht gar nicht mehr weiterzulesen, aber ich ging dann direkt zu Absatz drei über.

Absatz zwei seiert herum. Da wird zu viel erklärt. Der Leser will sehen und spüren.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2013, 16:48   #11
männlich Schmuddelkind
 
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Danke, Ilka!

Ich glaube, ich fand den zweiten Absatz am schönsten. Du hast natürlich recht: der Leser will fühlen und sehen und das ist sein legitimes Interesse, das ich auch bedienen möchte. Aber diese Sache brauchte eben auch eine Hinführung zum Thema: da ist eben jemand, der einen scharfen Verstand hat, sein Leiden verstandsmäßig untersucht und unbefriedigt bleibt. Von da ausgehend kann sich das zu einer netten Geschichte entwickeln, die immer unter dem Zeichen dieser Unzulänglichkeit steht.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
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