Des Lebens Herbst

[Tiberius]

Die Welt ist grau vor meiner Tür,
und trüb scheint mir der Horizont
Jetzt hat der Herbst mich eingeholt.

Es braust ein Sturm durch alle Gassen
Sein Heulen kann man nicht verhörn
verschließt man vor ihm auch die Tür.

Er haust dann draußen weiter fort.
Und doch kann er in meinem Haus
mit seiner Grobheit mich nicht fassen.

Doch muss ich dort in meinem Garten
den Apfelbaum sehn den ich einst pflanzte,
der sich in groben Böhen windet,
dann schlägt mein Herz nicht gleichgültig.

Er beugt sich unter des Sturmes Macht,
er knarrt und stöhnt unter des Windes Kraft.

Du armer alter Apfelbaum
nun ist es deine Frucht die fault.
Nun zerrt der Wind an deinem Laub.

Sind deine Wurzeln auch so tief,
sind deine Äste noch so stark,
der Wind hat einen langen Atem
und reißt dir deine Blätter aus.

Was bleibt an jenem garstigen Tag
wenn denn er in mein Haus eintritt.
was ist das Leben dann noch Wert.

Was bleibt denn wenn der Herbst
der Welt die warme Schönheit stielt.
Was bleibt denn nun ab jenen Tag.

Es bleibt des Baumes starker Stamm.
Und können die Böhen ihn auch quäln
denn Stamm können sie nicht entreißen.

So drück ich dich dem Sturm zum trotz
fest an mein Herz mein Lieber Freund.

Umfass meines Lebenserinnerung
und halte sie wie ich dich halte.
Wir trotzen dort dem Wind und regen.
Um uns herum dein totes Obst.

Und reißt der Wind uns auch entzwei
du warst gewesen wo du stehst.

Und tötet der Herbst auch deine Früchte
so wird aus ihnen dem Sturm zum trotz
von neuem schwaches Leben sprießen.