Müde bin ich, geh zur Ruh

[anna amalia]

Den Tag gestützt in meine Hände
starr ich ins Nichts, betrachte leere Wände,
geh in den Fugenreihen lautlos auf und ab
und ab und auf im ewig müden Alltagstrab,
verlier im Wettlauf um Sekunden
vereinzelt Lust durchtränkte Stunden,
und denke wiederholt, was soll's,
geh in die Nacht, grüß noch Herrn Scholz,
den Nachbarn, mittels meinem Handy,
den stets geschniegelten Herrn Dandy,
streich mir die Müdigkeit aus meinem Haar
und denke nicht mehr, was einst war.

[Jeronimo]

Das ist die Lethargie der Gewohnheit, liebe Anna, die einem manchmal aufs Gemüt schlägt.
Man kommt nicht raus aus dem Trott, man glaubt auch, man kann nicht, aber das Schicksal, so dämlich es sich anhört, das kann.
Nun geht es jedem mal so, und deshalb ist mein verkümmerter Beratungsansatz völlig unangebracht, zumal ich das schon hinter mir habe.
Das Gedicht freilich, schon im ersten tollen Satz, beschreibt diesen resignierenden Zustand mit dem Hauch Galgenhumor, sehr schön und deutlich.

Jeronimo

[Gylon]

Liebe anna amalia,
gefällt mir wieder ausgezeichnet!

Liebe Grüße Gylon

[anna amalia]

Lieber Jeronimo, lieber Gylon,

Ich danke euch für die Kommentare. Gott sei Dank ist das lyrische Ich nicht mit mir identisch, ich versuche mich einfach immer nur wieder und wieder in Gefühlslagen einzuspüren und sie zu beschreiben...

Liebe Grüße

Änne