Kleider machen Frauen

[Ilka-Maria]

Ich bin ein Mann, der Kleider, Röcke, Blusen und Dessous liebt.

Nicht "so einer", wie du jetzt denkst. Ich würde mir so etwas nie anziehen!

Aber eine Frau, die geschmackvolle Kleidung zu tragen weiß, kann mich verzücken und an den äußersten Rand des Himmels versetzen. Mir ist egal, ob sie eine Hakennase hat, ihr Haar zu dünn oder ihr Körper zu fett ist, solange sie Stil hat. Eine Frau mit Stil ist immer schön.

Ich hatte mal eine Geliebte, die hatte am Kinn eine kleine braune Warze. Immer wenn ich sie dort küsste, sagte sie: „Wünsch dir was! Es wird wahr!“ Wenn sie ausging, trug sie einen schwarzen Hut mit einem Gesichtsschleier, der sie vor neugierigen Blicken schützte. Das hatte Stil. Und sie behielt recht: Alle meine Wünsche gingen in Erfüllung.

Einmal hatte ich ein Mädchen mit einem steifen Bein. Diese junge Frau war überwältigend schön: Wespentaille, Pfirsischhaut, Rehaugen, Honiglippen, Seidenhaar, Porzellanhände – aber kein Mann drehte sich nach ihr um. Dann entschloss sie sich, nur noch lange Kleider zu tragen. Ihr Gang bekam plötzlich einen eigenen Reiz, den sich niemand erklären konnte, und schon lagen ihr die Männer zu Füßen.

Da gab es noch das dürre Gesteck, das sich gerne im Landhausstil kleidete. Kannst du dir etwas Absurderes vorstellen, als Twiggy im Dirndl? So ein tief ausgeschnittenes Mieder sieht sich ungern auf dem Bügelbrett, sondern da muss ordentlich viel Masse rein, so dass sie fast die Ösen sprengt! Sonst kann man sich ja gleich zur Mumie wickeln lassen.

Und dann diese Schlabber-Shirts – die sind ja nicht zum Aushalten! Schon mal was von Seide und Chiffon gehört? Meine vorletzte Freundin hatte ein Faible dafür. Sie war hässlich wie die Nacht, aber was sie um sich herum mit Stoffen und Farben anstellte, endete immer in einem Kunstwerk. Ich betete sie an!

Inzwischen habe ich meine Meisterin gefunden, so eine kleine mit Mausgesicht, Erdbeernase und Spinnenfingern. Ihr Vorbild ist Josephine Bonaparte, deshalb trägt sie nur weiße Kleidung. Sie sieht aus wie ein Gespenst, und ich muss zugeben: Das hat Stil! Aber da blafft mich dieses Gör doch tatsächlich an, ich könne gefälligst mal meine Garderobe überdenken, statt wie ein Gammler durchs Revier zu ziehen und den Weibern aufs Mieder zu glotzen!

Meine Garderobe überdenken? Gerne – wenn ich nur wüsste, wie man das macht.

[Thing]

Klasse!

Und überdies sehr anregend.