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Alt 04.02.2006, 21:31   #1
TobiL.
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Standard Tage wie diese

Vor drei Tagen war ich das letzte Mal draußen. Ich glaube, ich war Kippen holen, oder Jogurt. Kein Plan. Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich liebe den Geschmack einer Wasserpfeife. Das ist aber auch das einzig Positive an dem Scheiss. Dieses Geblubber geht mir voll auf den Sack. Gestern musst ich kotzen, weil mir so n Stück Tabak oder Kohle in die Speiseröhre gerutscht ist. Sau ekliges Gefühl kann ich sagen. „Nach jedem Gebrauch reinigen“, hat mir der Typ gesagt, der mir die verkauft hat. So n Inder. Ich glaube, dass die in Indien ne Fabrik haben, wo die ihre Leute herstellen, die dann nach Europa exportiert werden um hier unsere Innenstädte mit Wasserpfeifen- und Kifferzubehörläden zu überschwemmen. Wenn ich chill, brauch ich Ruhe oder leise Hintergrundmusik. Vielleicht Chill-House, sphärische Klänge oder Reggae. Ist mir eigentlich egal, obwohl ich jeden Tag so Phasen habe, in denen ich genau die Musik hören muss, die ich in dem Moment brauche. Zum Beispiel muss ich immer zwischen 19.00 und 19.30 Uhr Bob Marley hören. Letzte Woche ist es mir passiert. Ich habe geschlafen in der Zeit und bin erst um halb Zwölf aufgewacht. Ich musste erst mal einen Rauchen, um wieder klar zu kommen. Leider konnte ich die Uhr nicht zurückstellen, sonst hätte ich sie auf 19.00 Uhr zurück gestellt. So musste ich bis zum nächsten Tag warten. War echt anstrengend.
Es klingelt. Wer mag das sein? Langsam versuche ich mich von der Couch zu bewegen. Erst das eine Bein auf den Boden und dann folgt das Andere. Scheisse. Ich hab vergessen die Playsi auf Pause zu stellen. Ich liege am Boden. Blut läuft mir aus der Nase und aus dem Mund. Triumphierend reckt der Sieger seine überdimensionalen Arme in den Himmel. Natürlich kommt er nicht auf die Idee mir zu helfen. Wozu auch?! Ich bin tot. Aber nicht mehr lange. Meine Rache wird fürchterlich sein. Erst jetzt fällt mir auf, dass das chinesische Haus im Hintergrund gar keine Fensterscheiben hat. Ich wusste noch gar nicht, dass es in China Regionen gibt, wo es das ganze Jahr über so warm ist, dass man keine Fensterscheiben braucht. Ich hab gegen diesen Inder mit den langen Beinen und Armen verloren. Wo wir wieder beim Thema Inder wären. Toll. Ach ja. Es hat geklingelt. Hatte ich schon ganz vergessen. Aber jetzt klingelt es wieder, und wieder, und wieder... „Kommst du klar?“, schreie ich in Richtung Tür. „Man, mach die verschissene Tür auf, du Penner!“, kommt es von der anderen Seite der Macht zurück geschallt. War ja klar. Es konnte ja nur Carsten sein. Geht der Typ eigentlich auch mal zur Uni, oder is der auch so n Pseudo-Student. Gibt’s ne Menge von. Mein halber Freundeskreis besteht nur aus solchen Mackern, die immer nur so tun als ob sie studieren. Die andere Hälfte ist Lisa. Lisa ist mein bester Homie. Lisa wohnt zwei Straßen weiter in so nem abgefuckten Haus, wo es an der Decke schimmelt und nur vollkommen weggechillte Leude wohn’. Kifferpack. Lisa is nich so drauf. Die kommt noch klar. Die arbeitet in so nem Ökoschuppen, wo man so lange Leinengewänder oder Wandteppiche kaufen kann (Made by Kinderfingers in Thailand). Scheisse, hab ich Hunger. Ich stepp in die Küche. Glück gehabt, is noch Jogurt da. Welchen nehm ich? Am liebsten mag ich Erdbeere, aber davon ist nur noch einer da. Den muss ich mir aufsparen. Bekomm hundert pro nen fressflash. Ist immer so. Carsten muss ersma nur 10 Minuten da sein. Einen tüdeln, rauchen und dann geht’s auch schon los. Apropos Carsten. Den hab ich ja voll vercheckt. Ich mach die Tür auf. „Scheisse, bist du bright!“, ist das erste was mir bei seinem Anblick rausrutscht. Seine Augen sind so rot wie Granatäpfel oder sein Arsch. Der ist auf jedn voll von Hemoriden, so viel wie der chillt. Geduscht hat der auch seit ner Woche nich mehr. Ich glaub ich lass ihm erstma ne Badewanne ein. Man muss Carsten immer in den Arsch treten, damit der was macht. Ist echt unglaublich. „Willste baden?“, frag ich. „Ey, nee man. Lass erstma einen Rauchen.“ „Ok. Lass machen.“ Genau in diesem Moment weiß ich, dass es nicht schlau ist, schon mal das Wasser anzumachen, um die Wanne zu füllen. Aber ich machs trotzdem. Kein Plan warum. „Carsten du Asi!“, schrei ich. „Ich war gerade derbe gut! Hab ich dir erlaubt weiter zu spielen?“ Der Sack hat sich doch echt gleich vor die Playsi gechillt und mein Game weitergedaddelt. „Du warst doch eh tot!“, sagt er. Ach ja... Hatte ich ganz vergessen. Naja. Ich hol meine „Holy-Box“ raus, falte das Mischepape auseinander, dreh den Tipp, mach die Mische klar, dreh sorgfältig den Joint und inhaliere das Zeug genießerisch, wie ein Baby, das an der Brust seiner Mutter nuckelt. „Gib ma das Teil rüber“, nuschelt mir Carsten ins Ohr. Man nennt ihn auch Carsi-Marsi, weil er immer so verpeilt ist, als ob er hinterm Mars wohnen würde. Eigentlich voll der scheiss Spitzname, fällt mir gerade auf. „Nee alter.“, sach ich. „Ich hab gerade erst ein mal gezogen. Schieb n ruhigen und füge dich dem Gesetz der Smoker-Round.“ Carsten zieht sich wieder in seine Welt zurück, die Welt der Häuser ohne Fensterscheiben. Ich geb ihm den Spliff. Dankbarkeit wär das mindeste was man erwarten könnte, statt dessen entreißt er mir den Jonnie und saugt heftigst daran. „Wichser! Mach den nich wieder so heiß!“ ich hasse das. Das macht der Typ immer. Und jedes Mal sag ich ihm das. Es klingelt. Wer kann das sein? Die Gez? Von denen hab ich schon viel gehört. Hab gehört, dass die zur Not mit nem Vorschlaghammer deine Tür einhauen und dann mit M16 im Anschlag deine Wohnung stürmen. Näää... So einfach mach ich denen das nich. Ich geh in den Flur und versuche den Schrank vor die Tür zu schieben. Klappt nich. War ja klar. Ich muss mich beeilen, bevor die das peilen. „Ey Carsten! Hilf mir mal!“, ruf ich. „Wasn los? Ich muss spielen“ „Kannste später auch. Es geht um Leben oder tot!“ „Oh man. Halt mal den Ball flach.“ Und er macht sich aufn Weg. Ich hab das Gefühl, dass er für die 3 Meter mindestens ne viertel Stunde braucht. Das geht echt gar nich. „Wir schaffen das. Zusammen sind wir stark. Wir sind stärker als die!“ „Altah, wovon redest du überhaupt?“, fragt mich der Depp. „Man! Die Gez is vor der Tür und will uns abknalln! Mach schon. Hilf mir den Schrank vor die Tür zu schieben“ Ich habs ja gesagt. Zusammen sind wir stark. Das wär geschafft. Total unpraktisch so n Schrank vor der Tür. Kommt man gar nich mehr raus. Naja. Aber wir sind sicher. Plötzlich hör ich Lisas Stimme. „Peter man! Mach die Tür auf! Ich muss aufs Klo.“ Das kann nich sein, denk ich. Wie haben die Schweine es hin bekommen, Lisa auf ihre Seite zu ziehen!? Diese Verräterin. Wenn wir das durchgestanden haben, hoff ich, dass sie auch weiterhin mit mir vögelt. Vögeln ist so was wie n mentaler Ausgleich für mich. Hast du schon mal bekifft gevögelt? Ist das Geilste was es gibt auf der Welt. „Ich weiß das du da bist, und Carsten auch!“ schreit sie. Die soll ma leiser reden, die Nachbarn müssen ja nich alles mitbekommen. „Woher weißt du, dass Carsten und Ich zu Hause sind?“ frag ich durch den Schrank und die Tür. „Weil Carstens Dreirad vor dem Haus steht und Wasser unter der Tür durchläuft. Ach du scheisse! Was hab ich gesagt? Hätt ich das bescheuerte Badewasser bloß nich an gemacht. Ich renn ins Bad und schwimme durch eine wilde See. Ich spüre die Tentakeln der Meeresmonster nach mir greifen. Nach stundenlangem Kampf erreiche ich den rettenden Wasserhahn. Puh. Geschafft. „Schade das nich Winter ist.“, hör ich Carsten hinter mir. „Wieso n das?“ frag ich zurück. „Denk doch ma nach. Wenn Winter wär, könnten wir jetzt in deiner Wohnung Schlittschuh laufen! Das wär ein Spaß“ Was für n intellektueller Hohlkörper. „Ey Carsten. Denkste, dass ich ne Schlittschuhhalle hier aufmachen will oder wat? Ich bin doch nich blöd. Jeder weiß doch, dass die tragenden Konstruktionen der Eislaufhallen porös und alt sind.“ „Ach ja. Hatte ich vergessen“ „Na also. Und jetzt hilf mir die Strickleiter ausm Fenster zu schmeissen. Lisa muss hier irgendwie rein, ohne dass ihr diese arschgefickten Bullenschweine folgen. „Lisa! Geh ma raus. Ich lass dir die Leiter runter.“ „Oh nee, ne? Das ist jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche, dass ich diese bekloppte Strickleiter hoch krackseln muss.“ „Sicher ist sicher“, erwieder ich. „Ok ok ok ok, du Freak. Du musst ja auch nich die scheiss Leiter rauf.” „Nö“, sach ich, „wenn ich nach Hause komme, kann ich mir ja auch sicher sein, dass die Gez nicht dabei ist.“ Und schon ist sie unten. Zum Glück wohn ich im 3. Stock und nich im ersten. Dann wär das für die ja n Klacks, in meine Wohnung zu steigen. So. Lisa ist drin. Schnell das Fenster zu gemacht und Erdbeerjogurt holen. Plötzlich klingelt es wieder. „Sach ma, wohn ich in nem Bahnhof oder wat?“ „Glaub nich.“ Sagt der bekiffte Carsten. „Ach nee.“ Ich geh zu dem Schrank, von dem ich denke, dass da hinter die Tür ist. “Verpisst euch endlich!” Schrei ich. „Hier ist Frau Meier von der Wohnung unter Ihnen.“ Was geht den eigentlich ab? Die scheiss Bullen haben auch noch meine 80 jährige Nachbarin auf ihre Seite gezogen. „Ich kann ihnen die Strickleiter raushängen. Da können sie hoch. Ich kann die Tür gerade nich auf machen. Sie wissen was ich meine!?“ „Wie, Strickleiter?“, fragt die Olle. „Alte! Entweder Strickleiter oder wieder nach Hause gehen!“ „Ich wollte ihnen doch nur sagen, dass bei mir Wasser aus der Decke tropft. Wissen sie eventuell, woher das kommt?“ „Ja.“ Sach ich, „Hab verplant das Badewasser auszumachen. Sorry. Hab hier aber ne Menge gestrandeter Meeresmonster rum liegen. Ich kann ihnen als Entschädigung eins ausm Fenster schmeißen. Ok?“ „Haben sie Drogen genommen?“ fragt mich die alte Schachtel dreist. „Wie bitte?“ frage ich, „Sie wollen mir unterstellen das ich Drogen nehme? Verschwinden sie bloß, oder ich ruf die scheiss Bullen!“ Ach nee. Mir fällt gerade ein, dass die ja eh vor der Tür stehen. „Da sie ja eh schon da sind, Freunde, können se die Verrückte gleich mit nehmen!“ schrei ich zu meinen Freunden und Helfern vor der Tür. „Ich ruf gleich die Polizei!“ meint die Verwirrte. „Haun se jetzt ab! Sie ticken nich mehr ganz richtig! Drehn se sich um, und sie sehen, dass sie zumindest nich laut die Bullen rufen müssen.“ In diesem Moment kommt Lisa in den Flur und sagt: „Du hast gerade was von gestrandeten Meeresmonstern geredet. Die schmecken besonders gut gegrillt, wollt ich nur schnell sagen.“ „Ey Lisa, ich hab echt größere Probleme als ans Grillen zu denken.“ Sag ich. „Was is denn los?“ fragt mich die Ignoranz in Person. „Man, die Bullen, die Gez und meine bescheuerte Nachbarin stehen vor der Tür!“ „Vor welcher Tür?“ „Die Tür hinterm Schrank!“ „Da ist ne Tür hinterm Schrank?“ „Das fällt dir ja früh auf! Du hast doch die Bullen mitgebracht!“ „Wat? Ich hab doch nich die Bullen mitgebracht!“ „Ach, weiste was? Vergiss es. Hilf mir lieber die Omse von unten von meiner Tür weg zu scheuchen!“ „Welche Tür?“ „Die Tür hinterm Schrank!“ „Ach so. Ok, ich kanns mal versuchen.“ Darauf hin wendet sie sich zum Schrank und ruft: „Entschuldigen sie das unfreundliche Gerede meines Lebensabschnittsgefährten! Er ist krank und nimmt starke Medikamente!“ „Das stimmt gar nich!“ ruf ich dazwischen. „Halts Maul“ erdreistet sich Lisa mir entgegenzuschmeissen. „Was ist denn bei ihnen nur los?“ fragt die Alte besorgt. „Nix. Mein Freund hat eine Harnblaseninfektion und kann seinen Stuhlgang nicht mehr unter Kontrolle“ sagt Lisa, „Sie müssen es entschuldigen. Es ist nur Urin, was durch ihre Decke tropft. Die Krankenkasse kommt für den entstandenen Schaden auf. Mein Freund hier ist bei der KKK. Schicken sie nen Brief, dann klärt sich das. Ok?“ „URIN? Das kann doch wohl nicht wahr sein“ „Igitt“ rutscht es mir raus. Ist mir echt nicht aufgefallen, das mit der Harnblaseninfektion. Gut, dass es Lisa gibt. „Ja, Urin ist sehr gesund. Manche Leute reiben sich damit ein!“ ruft Lisa. Darauf hin hört man nur noch ihre Schritte auf der Treppe, wie sie sich langsam entfernen. Sie hat wohl resigniert aufgegeben. „Ey Lisa, du musst das mit der Harnblaseninfektion nich unbedingt so laut raus schreien. Außerdem hättest du mir ja mal n bisschen eher davon erzählen können.“ „Schieb ma n Ruhigen. Das war doch bloß ne Ausrede“ „Ach so.“ erwieder ich beruhigt. „PETER!“ schreit Carsten aus dem Wohnzimmer, „wusstest du schon, dass die Häuser in China keine Fensterscheiben haben?“ „Carsten, du Vollidiot. Nur weil hier in dem Spiel mal zwei Häuser keine Fensterscheiben haben, heißt das doch nicht, dass alle Häuser in China keine Fenster haben! Ich vermute, dass das regional unterschiedlich ist! Stell dir doch nur mal die Pyramiden vor, ohne Fensterscheiben!“ „Häh?“ hör ich von der Seite. Ach ja. Lisa ist ja auch noch da. „Hi Lisa.“ Sag ich. “Lust zu poppen?” „Lass ma stecken, deine direkte Art ist echt anstrengend. Außerdem brauch ich erstma n Köpfchen. Haste was da?“ „Als ob ich in den vergangenen 5 Jahren irgendwann mal kein Gras da gehabt hätte!“ Lächerlich. „Lass ma n Film gucken!“ schreit Carsten. „Och nöö.“ Rufen Lisa und ich gleichzeitig. Wenn es um Filme geht, breiten sich schier unüberwindbare Probleme vor uns aus. Ich schau nur Horrorfilme, die Lisa nur K1 (das ist das wo sich irgendwelche Volltrottel auf die Fresse haun) und Carsten nur Liebesfilme. Er sagt, dass sei besser für sein Ich. Da würde er ausgeglichener sein. Ich habe einmal den Fehler gemacht, mit ihm nen Horrorfilm zu gucken. Das Ende vom Lied war, dass Carsten in der Mitte vom Film aus Klo gerannt ist, sich eingeschlossen und 2 Tage in der Badewanne gesessen hat. Echt sau nervig immer wenn du aufs Klo willst, erst mal 2 Strassen weiter zu laufen. Irgendwann bin ich dann auf die legendäre Idee gekommen, ihn auszuräuchern. Das war ein Gestank. Nimm mal 5 dicke Fladen getrocknete Kuhscheisse und zünd die in deiner Wohnung an. Naja. Er ist auf jeden Fall rausgekommen und erst mal in die Scheisse getreten. In den darauf folgenden Tagen ist mir das erste Mal aufgefallen, dass er sich echt höchstens 1 Mal die Woche duscht.
„Du hast ja nur Jogurt am Start!“ bellt Lisa empört aus der Küche. „Na klar.“ Antworte ich. „ Ist ja auch das Beste. Ich ernähr mich nur davon.“ „Stimmt, hatte ich vergessen“ sagt die olle Schlampe. Muss sie doch wissen, sie ist doch eh jeden Tag hier. „Das du davon keinen Durchfall bekommst, wundert mich.“ Säuselt sie emphatisch aus meinem schwarzen Fleck auf der Landkarte. Ihr medizinisches Fachwissen überrascht mich jedes Mal. „Das erklärt natürlich einiges“

Mittlerweile ist es Abend und Carsten bekommt seinen täglichen Aktiv-flash. „Ey Peter, Lisa, lass ma was machen!“ „Auf keinsten. Es ist 22.30 Uhr. Das heißt, dass wir jetzt Jimmy Cliff hörn.“ „Ach ja, hab ich vergessen.“ „Hast du irgendwas auch ma nich vergessen?“ fragt Lisa. „Keine Ahnung. Kann sein. Habs vergessen“, antwortet Carsten. Es klingelt. Och nöö... Das kann echt nich sein. Die Bullen müssen echt Sitzfleisch haben. Chillen die ganze Zeit in meinem Treppenhaus und warten drauf, dass ich raus komme. Aber sie kennen meinen Trick mit der Strickleiter nich. Noch bin ich ihnen eine Nasenlänge voraus. Ich muss unbedingt viel Jogurt kaufen, damit ich nich verhungre, wenn sie die Strickleiter entdeckt haben. Ach nee. Von Jogurt bekomm ich Durchfall. Ich vergas.
So. „You can get it if you really want” ist vorbei. Es ist 11 Uhr Abends und Carsten fängt wieder an zu drängeln. Wo Lisa ist weiß ich momentan gar nich. Ich geh auf die Suche. Hinterm Fernseher ist sie nicht. Auf dem Fenstersims auch nicht. Wobei mir auffällt, dass die Strickleiter noch draußen hängt. „Egal“, sag ich mir. „Mach ich später.“ „Was machst du später?“ fragt Carsten. „Hab ich was gesagt?“ frage ich verwirrt zurück. „Ja, dass du was später machen willst.“ Oh man. Das kann echt nicht sein. Mein Hirn nimmt die unterdurchschnittliche Größe einer Rosine an. Ich suche im Badezimmer. Da ist sie auch nicht. Hmmm... viel mehr Zimmer hab ich auch nicht. Ach doch! Das Schlafzimmer. Wo ist das eigentlich. Ein paar Minuten in Gedanken reichen aus, um mir klar zu machen, dass der Schrank nicht vor der Wohnungs- sondern vor der Schlafzimmertür steht. So eine dumme Gans, denk ich. Kann Lisa nicht einmal was richtig machen? Ich versuche den Schrank von der Tür wegzuschieben. Es misslingt mir. Erst nach 30 Minuten hartem Kampfes mit dem Schrank, fällt mir auf, dass Lisa gar nicht im Schlafzimmer sein kann, wenn noch nicht einmal ich den Schrank vom Fleck bewegen kann. Außerdem, wie sollte sie den Schrank nach schließen der Tür wieder vor die Ihrige geschoben haben? Naja, erspart mir ne Menge Ärger. Erst jetzt wird mir klar, dass wir die ganze Zeit mit dem leeren Schlafzimmer gesprochen haben, nicht mit den scheiss Bullen vor der Tür. Apropos Bullen vor der Tür. Vor 45 Minuten hat es noch an der Tür geklingelt. Ich muss mich konzentrieren. Doch! Da ist es wieder! Ich öffne vorsichtig die Haustüre. Mein Bäisi in der Hand. Und wer steht vor der Tür? Lisa! „Bist du völlig bescheuert?“ keift sie mich an. „Ich klingel schon seit 45 Minuten und keiner macht auf!“ „Wieso bist du denn überhaupt raus gegangen?“ „Ich wollte mich ne Runde schlafen legen und bin im Treppenhaus gelandet. Irgendwer muss in unserer mentalen Abwesenheit die Raumstruktur geändert haben.“ Dazu muss ich wirklich nichts sagen, oder? Als ob wir auch nur eine Sekunde mental abwesend waren. Das ich nicht lache. Ich nehm Lisa in den Arm um sie zu trösten. „Wenigstens ist nicht Winter“ sag ich. „Dann wärst du im Treppenhaus erfroren.“ „Aber dafür könnten wir in deiner Wohnung Schlittschuh laufen.“ Erwidert sie. Oh man. Ich glaube ich bewege mich in meinem eigenen Mikrokosmos, dessen Handlungen immer wieder wiederholen. Ich gebe mich geschlagen und werde mich resigniert meinem Schicksal ergeben.
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Alt 04.02.2006, 23:00   #2
Yve
 
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Total strange Weiß nicht was ich mit anfangen soll, aber ich hab mich kaputt gelacht. Bin ja mal gespannt was Ra-Jah dazu sagt
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2006, 23:15   #3
Ra-Jah
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Da hat sich jemand aber Mühe gegeben.
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Alt 04.02.2006, 23:23   #4
Yve
 
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Zitat:
Original von Ra-Jah
Da hat sich jemand aber Mühe gegeben.
Da hätt ich aber mehr erwartet
@ tobi war das mit der "Krankenkasse KKK" Zufall oder Absicht?
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2006, 23:28   #5
Ra-Jah
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Nun, ich kann nicht mehr dazu sagen, weil ich die Geschichte nicht zuende gelesen habe. Asche auf mein Haupt.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2006, 13:49   #6
TobiL.
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Hey Leutz. Danke, dass ihr die Geschichte gelesen habt. Ist in 2 Stunden wirrem Gedankenchaos entstanden. Wie meinst du das, mit "mühe gegeben"? Thx

@Yve : Das mit der KKK war Zufall. Bzw. ist mir nach dem Schreiben aufgefallen, dass KKk auch diese Bedeutung haben kann.
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2006, 21:56   #7
Black Heart
 
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So. Ich habe die Geschichte gestern gelesen als ich noch mit meinem Kater zu kämpfen hatte. Danach musste ich die Keramik umarmen *g* Aber sollte nun nicht negativ aufgefasst werden. Ich mag sie. Die ganzen Sprünge die gemacht werden (Joghurt - Klingel - Haustür - Joghurt) verwirrend wunderbar und beschreiben das Gefühl des Protagonisten ganz gut bzw. taucht man wunderbar in diese Welt beim Lesen hinein. Nur eines habe nicht verstanden: Lisa wird zunächst so beschrieben, das sie anders ist. In der Mitte bzw. am Ende der Geschichte ist sie aber genau so wie Carsten und Co. Absicht? Der Sinn der dahinter steht eröffnet sich mir noch nicht ganz.

Mir hat sie gefallen, ja.
Black Heart ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2006, 22:12   #8
Silent Winter
 
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Muahahahaha. Verdammt. Ich verstehe dich.
Danke fürs Lachen bescheren.
Silent Winter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2006, 21:07   #9
TobiL.
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Dabei seit: 12/2005
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@Silent Winter: Ich merke, du verstehst mich ;-)

@Black Heart: Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. Zu Lisa: Lisa ist die einzige von dieser etwas zu "weg gechillten" Gruppe von Freunden, die eine Arbeit hat und was für ihr Geld tut. Das unterscheidet sie massiv von ihren beiden Kumpanen. Was ihre Mentalität angeht, denke ich, dass gewisse Parallelen vorhanden sind. Also ham wir beide recht, ok? ;-)
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2006, 00:25   #10
Ra-Jah
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 481


Eine schöne Geschichte, die mir sehr gut gefällt.
Alle Charaktere sind akkurat gezeichnet und die
spirituelle Ebene des Rauchens wird deutlich.
Die totale Missachtung von Mitmenschen wird bestellt
und auf einem friedlichen Level wird vergeben.
Ra-Jah ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2006, 17:30   #11
TobiL.
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Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Ra-Jah... endlich muss ich mal was zu deinen Rezensionen sagen:

Es freut mich immer wieder, wenn du eine Antwort auf einen Text schreibst, weil:

1. ... man immer erstmal nachdenken muss, was du überhaupt meinst...

2. ... du nicht vor Kritik zurück schreckst...

3. ... du dich immer so literarisch "verblümt" ausdrückst, dass es einem eine Freude ist, deine meist kurze und knackige Kritik, zu lesen...

4. ... ich das Gefühl habe, dass du dich mit jedem Text, den du liest auch wirklich auseinander setzt...

5. ... du auf der gleichen "spirituellen" Ebene schwebst, wie ich...

6. ... du die Protagonisten, wenn vorhanden, genauer analysierst, als es mancher Autor selber getan hat.

Danke man!
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
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