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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 01.06.2017, 13:05   #1
männlich fsami
 
Benutzerbild von fsami
 
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 274

Standard Die Kneipe

Die Kneipe

Gut gelaunt geh ich hinüber
Trink ein kühles Dunkelbier
Plötzlich sagt mein gegenüber:
"Du bist nur ein Passagier"

"unter Deck und blind zuweilen"
"Hoher Seegang bringt die Not"
"Dir und allen die sich teilen"
"Dieses morsche Segelboot"

Ins Gesicht will ich ihn hauen
Diesem Lügner! Doch er schwand
heimlich aus dem Raum, oh Grauen
Tropft dort Wasser aus der Wand?

Immer weiter leckt es flüssig
In den Innenraum hinein
Wie des geraden überdrüssig
Biegt die Wand zum Rumpf sich ein

Balken brechen sich zu Spanten
Dübel halten das Skelett
Plötzlich fängt es an zu schwanken
Krängt zur Flut, es ist komplett

Ich sitz immer noch am Tresen
Bin nun dieses Schiffes Fracht
Blind bin ich zuletzt gewesen
Sehend fahr ich in die Nacht
fsami ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2017, 14:33   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, fsami -

eine gar wunderliche Kneipe!
An diesem Tresen säße ich gerne einmal, das Krängen und die Flut würden mich nicht abschrecken, denn ich hielte alles gewiß für einen Rauschgeborenen Traum.
Deiner Schilderung fehlt es nicht an Düsternis, aber die eingängigen Strophen und vor allem der letzte Vers sind berückend. So sehend zu werden - welch ein Schicksal.

Lieben Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2017, 15:00   #3
männlich fsami
 
Benutzerbild von fsami
 
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 274

Liebe Thing,

manchmal fühle ich mich mehr als Passagier auf dem Schiff der Zeit.
Es wäre vielleicht besser das Steuer zu übernehmen. Ich freue mich, dass dir mein Text gefällt

Gruß
F.
fsami ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2017, 15:17   #4
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo fsami,

welch düsterer Ort. Wer auch immer dir da die Erkenntnis offenbart hat, dass wir Menschen von Anfang an dem Untergang geweiht sind, er sollte verflucht werden.
Dein Gedicht ist wunderbar skurril, irgendwie übernatürlich und lässt einen Dinge sehen, die besser verborgen blieben. Vor meinen Augen tauchen unwillkürlich Bilder von Hieronymus Bosch auf.

Danke für dieses fantasievolle Werk.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2017, 15:52   #5
männlich fsami
 
Benutzerbild von fsami
 
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 274

Nöck, ich bedanke mich bei dir. Ich habe erst kürzlich die bildende Kunst für mich entdeckt. Dalì ist einer meiner Favoriten, Bosch kannte ich bisher nicht. Als ich bei Google einige seiner Werke sah, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Absolut hervorragend skurril und surreal.
fsami ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2017, 07:56   #6
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo fsami,

ja, der Hieronymus lässt uns tief in die Abgründe der Seele schauen. Du hast so etwas ähnliches ansatzweise in deinen Versen "gemalt".
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2017, 11:54   #7
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Lieber fsami,
auch mich spricht dein Text positiv an. Erfrischend. Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
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