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Alt 27.03.2013, 09:50   #1
weiblich Malouna
 
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Standard Moulderflow

Ich versuche seit längerer Zeit, ein Buch zu schreiben und habe dieses hier letzten Herbst angefangen. Jetzt würde ich gerne mal eure Meinung dazu hören. Wahrscheinlich müssen diverse Stellen noch überarbeitet werden und ich freue mich über jeden Verbesserungsvorschlag.
Das hier ist das erste Kapitel, die anderen Teile kommen auch noch:




1.


Georgia hatte vollkommen die Orientierung verloren. Sie hätte schon vor einer halben Stunde Seafalls durchfahren sollen, aber alles, was vor ihr auftauchte, waren Wälder, Wiesen und Moore.
Die Gegend war wie ausgestorben. Seit Ewigkeiten hatte Georgia kein anderes Auto gesehen, geschweige denn Menschen in der Landschaft. Empfang für ihr Handy hatte sie auch keinen, der Akku ihres Navigationssystems war leer. Alles, was sie hatte, war eine ziemlich antiquiert Landkarte, die besagte, dass sie Seafalls hätte durchqueren sollen und nach Seafalls in siebzig Minuten Moulderflow, ihr Ziel, kam. Sofern sie irgendwann dort ankommen sollte.
Georgia blieb stehen. Sie hatte seit drei Stunden kein Auto mehr gesehen, also würde wohl auch jetzt keines kommen. Und wenn doch, sollte es eben an ihr vorbeifahren. Das würde wohl bei diesem Verkehr auch kein Problem werden.
Angestrengt starrte sie auf die Karte, aber sie sagte ihr auch dieses Mal nicht mehr als die letzten fünfundzwanzig Male. Seafalls, wo war dieses verdammte Seafalls? Von Moulderflow mal ganz abgesehen. Existierten diese Dörfer überhaupt noch? Oder waren sie so klein, dass Georgia durch sie hindurchgefahren war, ohne es zu merken?
Es dämmerte bereits. Georgias Augen brannten, ihr linkes Augenlid zuckte unkontrolliert. Sie war todmüde, und wenn nicht bald ein Wunder geschah, müsste sie wohl oder übel im Auto schlafen müssen, denn lange hielt sie nicht mehr durch. Keine angenehme Vorstellung, auch wenn sie sich sogar über Verbrecher gefreut hätte. Vielleicht wussten die den Weg nach Moulderflow.
Georgia stieg aus ihrem Auto und stakste ein paar Schritte hin und her. Ihre Beine waren taub und steif vom langen Sitzen.
Sie ging ein paar Schritte auf die Wiese zu ihrer Linken. Über dem dunkelgrünen Gras lag ein merkwürdiger Nebelschleier. Etwas weiter hinten begann einer der unzähligen Wälder, dessen hohe Nadelbäume schwarz und seltsam kantig in den dunklen Himmel ragten.
Georgia fühlte sich plötzlich unwohl. Sie schob sich hastig wieder ins Auto, schlug die Tür zu und schloss von innen ab.
Eigentlich hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, nach Moulderflow zu kommen. Allein der Name hätte sie abschrecken sollen. Was er natürlich auch tat, aber leider nicht gut genug. Andererseits hätte Georgias Neugier wahrscheinlich jeden noch so geschmackslosen Namen besiegt.
Vor ein Wochen war ihr mitgeteilt worden, dass sie eine Erbschaft gemacht hatte, und zwar von einer Person, die ihr bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannt war. Die Dame hieß Neele Carthwright und war anscheinend die unverwandte Patentante von Georgias Großcousine, und warum sie Georgia beerbte, wusste der Teufel warum. Fakt war, dass Georgia ab jetzt Besitzern eines Hauses in einem nicht vorhandenen Dorf an der Ostküste Schottlands war. Zu dem Haus gab es weder Augenzeugenberichte noch Fotografien, noch hatte überhaupt jemand in Georgias Umgebung je von Haus oder Dorf gehört.
Die Sache hatte sich durchaus interessant, wenn auch nicht unbedingt rentabel angehört, und zudem waren gerade Sommerferien, wodurch Georgia als Lehrerin glücklicherweise frei hatte.
Jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob sie bis zum Ende der Ferien, geschweige denn überhaupt noch in ihrem Leben irgendwann hier rauskommen würde.
Georgia starrte gedankenverloren auf das Armaturenbrett und das Bild verschwamm langsam vor ihren Augen, als sie plötzlich ein durchdringendes Geräusch hinter sich hörte. Zuerst war sie sich sicher, zu halluzinieren, doch das Geräusch wurde immer lauter. Georgia richtete sich mit einem Schlag kerzengerande auf, wodurch sie sich den Kopf am Dach ihres Fiat Cinquecento stieß. Im selben Moment zog ein kleiner, lindgrüner Traktor in voller Fahrt an ihr vorbei.
Georgia konnte nicht anders, als einen Schrei der Erleichterung, der Überraschung und ein bisschen auch des Entsetzens auszustoßen. Sie rüttelte an ihren Türen, doch als sich die nicht bewegten, drückte sie kurzerhand ein paarmal auf die Hupe. Dann fiel ihr ein, dass sie den Wagen von innen abgeschlossen hatte. Der Traktor ignorierte sie und fuhr weiter. Georgia riss die Tür auf und sprang auf die Straße.
„Hallo!“, schrie sie, „warten Sie mal bitte!“ Sie rannte ihm hinterher, wobei sie wild die Arme hin- und herschwenkte und zu verdrängen versuchte, wie lächerlich sie gerade aussah. Der Fahrer schien taub zu sein.
Georgia holte tief Luft. „HALLO! Ich meine Sie, es ist sonst niemand hier, wie Sie vielleicht bemerkt haben! WARTEN SIE!“ Georgia verstummte, als sie sah, wie der Traktor langsamer wurde und schließlich anhielt. Erleichtert hastete zu ihm. Der Fahrer öffnete die Tür.
Es war ein Mann, der die siebzig sicher schon überschritten hatte, mit erstaunlich dichtem, helllgrauen Haar und altersbrauner Haut. Über der rechten Wange hatte er eine lange, wulstige Narbe.
„Hm?“, brummte er und machte kurz darauf eine Kaugummiblase, was Georgia kurzzeitig aus dem Konzept warf.
„Äh...“, begann sie, „ja, also, ich wollte Sie nach dem Weg nach Moulderflow fragen.“
„Dann fragen Sie doch.“
„Häh? Ach so, ja, wie komme ich nach Mouderflow?“
„Fahren Sie hinter mir her.“ Mit diesen Worten schlug er ihr die Tür vor der Nase zu und startete den Motor.
Kurz starrte Georgia den Traktor verdattert an, dann rannte sie zu ihrem Auto zurück, setzte sich hinters Steuer und fuhr ebenfalls an.
Nach ein paar Sekunden wurde ihr klar, dass sie frühestens im Morgengrauen ankommen würde. Sie war gezwungen, mit etwa zehn Stundenkilometern die Straße entlangzukriechen. Sie meinte zu wissen, dass Traktoren mindestens dreißig fahren konnten. Dieser tat es nicht. Ob der Mann nun ein vorsichtiger Fahrer war oder Georgia ärgern wollte oder ob der Traktor einfach nicht mehr hergab, konnte sie nicht sagen.
Sie wusste aber, dass sie allmählich immer müder wurde (das Fahren hatte etwas hypnothisches), dass ihr Kopf schmerzte und ihre Kontaktlinsen drückten und dass sich langsam beächtliche Aggressionen gegen ein gewisses Dorf und ein gewisses Haus und einen gewissen Traktor mit Fahrer in ihr aufstauten.
Zur Aufheiterung schaltete sie das Autoradio ein, aber nach einer halben Minute regte sie auch der Moderator auf. Sie nahm sich blind irgendeine CD (Beethovens Fünfte, welche Ironie!) und legte sie ein. Da die Strecke schnurgeradeaus ging, konnte sie ungestört im Takt auf das Lenkrad einschlagen. Irgendwann hielt sie einfach an, nahm sich seelenruhig die Kontaktlinsen aus den Augen und setzte ihre Brille auf.
Danach genoss sie es unglaublich, etwa fünf Meter lang zwanzig Stundenkilometer zu fahren. Mittlerweile hörte sie Schumann.
Nach einer Weile verfiel sie in eine Art Trance, aus der sie erst wieder erwachte, als sie anhielt. Im ersten Moment war sie total überrascht, dass sie tatsächlich angekommen war, und das schon um halb elf (abends, versteht sich). Draußen erkannte sie nichts als Dunkelheit. Kein Wunder, dass ich das Dorf nicht gefunden hab, dachte Georgia, wenn es nur aus Dunkelheit besteht! (Sie war nicht mehr ganz frisch im Kopf)
Die kühle Nachtluft brachte sie wieder einigermaßen zu Verstand. Sie sah leider immer noch nichts, was wahrscheinlich am Neumond lag. Aber als sie nach oben blickte, war der Himmel von so vielen Sternen bedeckt, dass man kaum den dunkelblauen Himmel zwischen ihnen sah. Georgia hatte noch nie so viele Sterne auf einen Fleck gesehen und starrte etwa eine Minute vollkommen fasziniert nach oben.
Dann bemerkte sie, dass der Bauer verschwunden war. Das vermutete sie zumindest, sicher konnte man es bei dieser Finsternis nicht sagen.
„Hallo?“, fragte Georgia halblaut.
Nichts rührte sich. Sie rief noch einmal, doch alles blieb still.
Georgia ging vorsichtig einen Schritt geradeaus. Sie spürte Gras unter ihren Füßen, dann Kies, der bei jedem Schritt knirzte, und dann recht unsanft eine Wand aus massivem Holz oder Stein, es war ihr im diesem Moment so ziemlich egal. Georgia schrie leise auf, taumelte erschrocken einige Schritte zurück und fiel über etwas, dass mit lautem Geschepper unter ihr zusammenbrach. Sie selbst landete rückwärts im Gras und schlug sich den Kopf an ihrem Auto.
Kurz blieb sie liegen. Hatte jemand sie gehört? Es sah nicht danach aus, also richtete Georgia sich vorsichtig wieder auf.
Langsam und mit ausgestreckten Armen tastete sie sich weiter nach vorne, um die Wand rechtzeitig zu spüren. Fast hatte sie sie erreicht.
„STEHENBLEIBEN!“, brüllte plötzlich jemand, „oder ich schieße!“
Im selben Moment war Georgia in grelles Licht getaucht. Erschrocken schrie sie auf und bedeckte ihre geblendeten Augen mit den Händen.
„HÄNDE HOCH!“
Georgia hob wehrlos die Arme. Sie sah nichts wegen der Taschenlampe und konnte daher auch nicht erkennen, wer vor ihr stand.
Schritte näherten sich. „Mitkommen.“ Er leuchtete mit seiner Tachenlampe direkt in ihre Augen, packte sie am Arm und zog sie mit sich. Georgia stolperte verwirrt hinter ihm her. Sie war sich nicht im Klaren darüber, was sie getan haben sollte, aber sie hielt es für besser, sich erstmal nicht zu wehren, zumindest so lange, bis sie wusste, ob er nun bewaffnet war oder nicht.
Endlich lenkte der Mann den Lichtkegel der Taschenlampe auf den Boden vor ihm. Georgia blinzelte. Schatten tanzten vor ihren Augen. Sie konnte nun schemenhaft eine kopfsteingepflasterte Straße erkennen, auf der zu beiden Seiten kleine Häuser mit spitz zulaufenden Dächern standen. Einige Fenster waren noch beleuchtet, aus manchen Schornsteinen stieg Rauch auf und drei alte Straßenlaternen strahlten schummriges Licht aus.
Direkt neben Georgia stand eine Art Wirtshaus, in das der Mann sie schob. Der Innenraum war dämmrig beleuchtet, ein paar Holztische standen herum, eine kleine Theke, eine Tür auf der linken Seite führte wahrschinlich in die Küche und rechts ging eine steile Treppe nach oben. Drei Gäste saßen noch an ihren Tischen und glotzten mit glasigen Augen zu Georgia herüber und ein junger Mann stand am Fuß der Treppe. Georgia beschloss, sie einfach mal zu ignorieren.
Der Mann von der Treppe kam mit eiligen Schritten auf sie zu. Er ließ seinen Blick kurz über Georgia schweifen.
„Ich glaube, du irrst dich“, sagte er zu dem Mann, der Georgias Arm immer noch umklammert hielt.
Der Alte schüttelte den Kopf und stieß Georgia von sich, sodass sie etwa in der Mitte des Raumes stand. Erst jetzt konnte sie ihn wirklich sehen und ihr fiel sofort die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf. Sie hatten beide schwarzes, dichtes Haar und dunkelbraune Augen, die des Jüngeren waren mandelförmig und fast schwarz, sodass man Pupille und Iris nicht unterscheiden konnte. Es wirkte wie zwei Löcher. Seine Haut war etwas gebräunter als die seines – wahrscheinlich – Vaters oder Onkels oder wie auch immer. Ansonsten waren beide groß und hatten eine auffällig gerade Nase.
„Sie ist in unseren Garten eingebrochen, Clark! Stell dir das mal vor!“, rief der Alte.
Clark runzelte die Stirn. „Aha. Und warum?“ Er sprach nur mit seinem Verwandten, Georgia ignorierte er vollkommen, was sie ziemlich unhöflich fand und sie langsam wütend machte.
„Weil sie etwas stehlen wollte!“, rief der Verwandte.
Aha, dachteGeorgia, IQ unter fünfzig.
„Mein Gott, Vater, meinst du wirklich...“
„Sicher. Sie wollte durch den Hintereingang hier einbrechen.“ Clarks Vater verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, „frag sie doch.“
Clark wandte sich tatsächlich an Georgia. „Sie wollten doch hier nicht einbrechen, oder?“
Die übermäßige Intelligenz hat er von seinem Vater, dachte Georgia, nahm ihre Brille ab und putzte sie erstmal eine Weile. Dann setzte sie sie wieder auf uns überlegte sich dabei, welche Antwort einer solchen Frage wüdig wäre.
„Nicht direkt. Ich komme noch mal mit meinem Team, um den Laden zu stürmen. Ich überleg mir nur schon mal, wie wir am besten reinkommen. Die Hintertür ist ein guter Tipp.“ Nicht perfekt, aber akzeptabel.
Clark und sein Vater starrten sie einen Moment an. Dann verzog Clark das Gesicht, wahrscheinlich sollte es ironisch sein.
„Clark“, murmelte der Vater, „soll ich jetzt die Polizei rufen?“
„Lieber nicht. Sie meint es nicht ernst.“
„Wie denn dann?“
„Vater, geh doch bitte nach oben. Ich regle das hier für dich.“
„Nein! Ich kann dich doch nicht mit einer Verbrecherin allein lassen!“
„Ich bin unbewaffnet“, warf Georgia sarkastisch ein.
„Bitte. Ich bin mir sicher, wir können das friedlich lösen. Geh einfach nach oben, ja?“
„Aber, Clark...“
„Gehorchen Sie Ihrem vernünftigen Sohn und verschwinden Sie“, sagte Georgia spöttisch.
Der Mann warf einen zweifelnden Blick auf sie. Clark legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn zur Treppe.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte er und schob ihn die Treppe hinauf.
Georgia beobachtete interessiert, wie er seinen Vater bis nach oben begleitete und dabei leise auf ihn einredete. Danach kehrte er zu Georgia zurück und blieb etwa fünf Meter entfernt von ihr stehen.
„Ich denke nicht, dass sie bei uns einbrechen wollten“, sagte er mit einem steifen Ton in der Stimme, „aber dennoch stellt sich die Frage, was Sie im Garten meines Vaters wollten...?“
„Wahrscheinlich Kürbisse ernten“, erwiederte Georgia genauso steif.
Clark sah sie wortlos an. Georgia starrte zurück. Nach einer Weile wandte Clark den Blick ab.
„Dann erstatte ich eben Anzeige wegen versuchtem Kürbisdiebstahls.“
„Tun sie das.“
„Das ist ihre letzte Chance.“
„Wenn Sie das sagen.“
Clark kniff die Augen zusammen. Er versuchte sichtlich seine Wut zu kontrollieren.
„Okay, hören Sie“, begann Georgia und grinste ihn schief an, „ich hab hier ein Haus geerbt und will es mir ansehen. Ich bin den ganzen Tag gefahren und die letzten drei Stunden hinter einer kotzgrünen Schnecke hergekrochen. Aber das interessiert Sie sicher nicht. Ich weiß selbst nicht genau, wie ich in den Garten gekommen bin, ich bin ausgestiegen und der Fahrer des Lindwurms war sofort verschwunden. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich war und dank des nicht vorhandenen Mondes auch keine Orientierung. Ich bin ein paar Schritte gegangen und gegen die Hauswand gerannt, beim rückwärtsgehen über irgendwas gestolpert und dann kam Ihr Vater auch schon.“
Clark legte den Kopf schief. „Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob ich Ihnen gauben kann.“
„Hallo? Warum bitte nicht? Das ist die Wahrheit, was wollen Sie denn sonst hören?“
Clark ließ die Schultern hängen. „Vergessen Sie es. Was wollen Sie überhaupt für ein Haus geerbt haben?“
„Sagt Ihnen der Name Neele Carthwright etwas?“
Seine Augen wurden groß und rund.
„Alles in Ordnung?“, fragte Georgia.
„Sie kennen das Haus?“
„Nein, was ist damit?“
„Nichts besonderes...es ist nur eigentlich kein....Haus. Sie sehen Miss Carthwright übrigens wirklich ähnlich.”
„Wir sind in keinster Weise verwandt.“
„Trotzdem. Das heißt übrigens in keiner Weise.“
„Na hören Sie mal, ich bin Englischlehrerin!“
„Halleluja. Schönen Abend dann noch.“ Er drängte sie in Richtung Tür.
„Hey, ich hab keine Ahnung, wo das Haus ist, ich kenn mich überhaupt nicht hier aus, Sie können mich doch nicht einfach rausschmeißen!“, rief Georgia empört.
Clark öffnete unbeirrt die Tür. „Sie werden das Haus heute nicht mehr finden. Fünf Häuser weiter ist eine Gaststätte. Bleiben Sie heute Nacht dort.“
Georgia ruzelte die Stirn. „Warum? Ich hatte eigentlich nicht vor...“
„Sie sehen müde aus. Außerdem kann man so ein Haus viel besser bei Tageslicht besichtigen. Gute Nacht.“
Er lächelte Georgia freundlich an und schloss dann die Tür.
Georgia fand die Gaststätte zur Abwechslung schnell, und sie bekam trotz der scheintoten Besitzerin ebenso schnell ein Zimmer.
Als sie allein war, merkte sie erst, wie müde sie wirklich war. Sie wusch sich kurz und legte sich dann ins Bett. Und da es auch nicht wirklich viel über diesen Tag nachzudenken gab, schlief sie auch bald ein.

Georgia schwamm in einem Fluss. Kalte, steingrauen Wellen schwappten um sie. Sie versuchte, mit den Füßen den Boden zu behrühren, doch das Wasser war zu tief. Also schwamm sie Richtung Rand, doch je näher sie kam, desto weniger konnte sie das Ufer erkennen. Immer mehr Nebelschwaden zogen über dem Wasser auf und verschleierten Georgia Sicht. Sie hatte immer noch keinen Boden unter den Füßen und konnte kaum einen Meter weit sehen. In ihr stieg Panik auf. Gerade schwimmen, dachte sie, du musst gerade schwimmen, um zum Ufer zu kommen. Aber sie konnte nicht mehr gerade schwimmen Die Strömung packte sie und zog sie mit sich den Fluss hinunter, immer weiter. Georgia strampelte und versuchte dagegen anzukämpfen, aber sie konnte nichts tun, sie war wehrlos, als würden kalte Finger nach ihr greifen und sie mit sich ziehen, hunderte Hände... Georgia schrie, und sofort legte sich feuchter, kühler Nebel auf ihre Kehle und erstickte ihre Stimme, er legte sich auch auf ihr Gesicht und stach wie viele kleine, feine Nadeln in in ihre Haut, waberte durch sie hindurch und um sie herum und waberte immer schneller, Georgia begann, Gesichter zu erkennen...zuerst Clark und sein Vater, sie lächelten sie an, aber ihr Lächeln wirkte aufgesetzt, ihre Gesichter waren regungslos, nur die Mundwinkel waren angehoben, dann erschien der Bauer und der lindgrüne Traktor, der sich in eine Schnecke verwandelte. Der Bauer verwandelte sich in einen Drachen und fraß die Schnecke, dann fraß er Clarks Vater, dann kroch er auf Clark zu...plötzlich sah Georgia nur noch Clarks Auge und den Drachen, Clarks schwarzes Auge, und aus diesem schwarzen Loch griffen blasse, schleimige Finger, tasteten sich langsam nach draußen und bewegten sich wie die Fühler einer Schnecke, sie schoben sich immer weiter, bald war die ganze Hand zu sehen, bläuliche Adern schimmerten durch die papierene Haut, ein knochiger Arm folgte. Die Hand griff nach dem Drachen und erwürgte ihn, dann kam sie auf Georgia zugekrochen. Sie war aufgedunsen und schleimig, in der Handinnenfläche hatten sich Moos und kleine, gräuliche Pilze festgesetzt. Georgia konnte sich längst nicht mahr bewegen, das Wasser war wie Stein und schloss sie ein, als wäre sie eingemauert worden. Die Hand kam weiter mit tastenden Bewegungen auf sie zu, dann war sie da, umschloss mit kalten, toten, glitschigen Fingern ihre Kehle und drückte ganz langsam immer fester zu. In Georgia breitete sich eisige Kälte aus, sie spürte nicht, wie ihr die Luft ausging, sie spürte nur die Kälte und sie spürte, wie sie starb. Völlig wehrlos. Sie wusste nicht, ob sie sich gewehrt hätte, wenn sie gekonnt hätte.
Georgia wachte vollkommen starr auf. Ich bin tot dachte sie, ich bin gerade gestorben. Erst nach einigen Minuten wurde ihr klar, dass sie alles nur geträumt hatte.
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Alt 27.03.2013, 11:17   #2
männlich Pit Bull
 
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Hallo Malouna!

Meine Mutter hätte Deine Zeilen unter Garantie verschlungen.
Sie vertreibt sich ihr Privatier-Dasein gern mal mit leicht verdaulicher Lesekost, wie der Trivial-Literatur.

Bis zur geschilderten Traum-Sequenz der Titelheldin hatte ich extrem den Eindruck, bei Deiner Story handele es sich um einen dieser kitschigen, fraglos massen-tauglichen 60er-Jahre-Liebesromane zum heutigen Standardpreis von 9,99 €.

Allein schon die englischen Namen, Ortschaften, Umstände:

Georgia / eine Erbschaft in Schottland (beides typisch) / die kürzlich verstorbene und unbekannte „Erbtante“ namens Neele Carthwright / Clark (erinnert stark an Clark Gable), der sicher den zukünftigen Ehegatten darstellen soll etc.

Deine Geschichte klingt schon nach von irgendwo abgeschrieben...

VG Pitti
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Alt 27.03.2013, 11:33   #3
weiblich Malouna
 
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Es wird auf keinen Fall eine Liebesgeschichte. Ich kann Liebesgschichten nicht ausstehen. Außerdem bitte ich um Nachsicht, ich bin noch totaler Anfänger
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Alt 27.03.2013, 11:42   #4
männlich Pit Bull
 
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Zitat:
Zitat von Malouna Beitrag anzeigen
Es wird auf keinen Fall eine Liebesgeschichte. Ich kann Liebesgschichten nicht ausstehen. Außerdem bitte ich um Nachsicht, ich bin noch totaler Anfänger
Solltest Du nicht um diese Zeit in der Schule sein?

Ach seh grad, sind Osterferien. Alles klar.

VG Pitti
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.03.2013, 18:04   #5
weiblich MissingYou
 
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Hallo Malouna
zuerst einmal: TOLLER STIL!! wenn ich das so lese, denke ich mir wirklich, dass das ein ERwachsener geschrieben hätte, aber trotzdem sind ein paar stellen dabei, die mich zum lachen gebracht haben und das ganze auflockern
das hätte wirklcih das zeug zum roman
weißt du schon in welche richtung (außer romanze) die geschichte so gehen soll?
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Alt 01.04.2013, 11:03   #6
weiblich Malouna
 
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Danke!!!!!!
Ich weiß nicht so genau, in welches Genre das reingehört, aber es wird grob folgendes passieren:
Durch das Dorf fließt ein Fluss, von dem Tag an, an dem Georgia das Dorf betritt, schwemmt der Fluss jeden Tag eine neue Leiche an, aber Georgia findet bald heraus, dass jede schon ein Grab auf dem Friedhof hat und schon vor längerer Zeit gestorben ist. Außerdem sieht sie Geister in ihrem Haus, die aber total freundlich zu ihr sind. Muss mir noch überlegen, wie es ausgehen soll...
Malouna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.04.2013, 13:13   #7
weiblich MissingYou
 
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Klingt doch gut! Ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht
MissingYou ist offline   Mit Zitat antworten
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