Versuch bei Poetry.de

Cornelius · 08.05.2023, 18:08

Hallo...

Habe mich am Schreiben eines Sonettes versucht, um mich in dieser Gedichtform zu üben. Herausgekommen ist Folgendes:

Kurze Anleitung zum Schreiben von Sonetten, nebst Warnung und Ermunterung

Mein lieber Freund, bist wirklich du entschlossen,
dich reimend mit Sonetten abzugeben?
Schon mancher Dichter ließ dabei sein Leben,
nicht alle haben sich mit Ruhm begossen.

Du musst zuerst die These formulieren,
sie kontern, beides dann zur Einheit bringen.
Der Jambus muss, sich fünfmal hebend, singen.
Gelingt dir dies, wird dich der Lorbeer zieren.

Bedenk': Du musst in allen diesen Liedern
in vierzehn Zeilen die Gedanken gliedern.
Manch feiner Stoff wird dabei zäh wie Leder.

Das alles kann dein Dichterherz nicht schrecken?
Du fürchtest nicht, jetzt gleich den Leu zu wecken?
Dann zögre länger nicht und spitz' die Feder!

Wäre jemand so nett, mal zu überprüfen, ob dieses Werkchen genannten Regeln gerecht wird...?

Gruß
Cornelius

Ilka-Maria · 08.05.2023, 19:33

Hallo,Cornelius,

einer der vielen Regeln wird dein Sonett gerecht. Kurz: Es ist gelungen.

Bei der klassischen Regel in der deutschen Lyrik sollten die beiden letzteh Strophen aber der Regel folgen:

cdc
dcd

Auch Sommertage lassen regnen,
mit Nässe heiße Straßen kühlen,
im Lande dürre Felder segnen,

dem schwer erträglich Ultraschwülen
in großer Sympathie begegnen
und sich vor Zorn die Haare wühlen.

Die Verse sind Nonsens, sie sollen nur unterstreichen, wie ein klassiches Sonett vom Schema her aussehen solte.

Faber · 09.05.2023, 00:03

Hallo Cornelius,

von den formalen Anforderungen an ein Sonett habe ich bisher wenig Ahnung. Aber als Gedicht ist es dir in der Tat gut gelungen.

Bei der Frage zu Beginn deines Sonetts musste ich sofort an Glenn Goulds „So you want to write a fugue?“ denken. Auch sein Text hat einen leicht satirischen Unterton. Gerne gelesen!

LG, Faber

08.05.2023, 18:08	#1
Cornelius Dabei seit: 05/2023 Ort: Lampertheim Alter: 49 Beiträge: 394 Meine Favoriten	Versuch Hallo... Habe mich am Schreiben eines Sonettes versucht, um mich in dieser Gedichtform zu üben. Herausgekommen ist Folgendes: Kurze Anleitung zum Schreiben von Sonetten, nebst Warnung und Ermunterung Mein lieber Freund, bist wirklich du entschlossen, dich reimend mit Sonetten abzugeben? Schon mancher Dichter ließ dabei sein Leben, nicht alle haben sich mit Ruhm begossen. Du musst zuerst die These formulieren, sie kontern, beides dann zur Einheit bringen. Der Jambus muss, sich fünfmal hebend, singen. Gelingt dir dies, wird dich der Lorbeer zieren. Bedenk': Du musst in allen diesen Liedern in vierzehn Zeilen die Gedanken gliedern. Manch feiner Stoff wird dabei zäh wie Leder. Das alles kann dein Dichterherz nicht schrecken? Du fürchtest nicht, jetzt gleich den Leu zu wecken? Dann zögre länger nicht und spitz' die Feder! Wäre jemand so nett, mal zu überprüfen, ob dieses Werkchen genannten Regeln gerecht wird...? Gruß Cornelius

08.05.2023, 19:33	#2
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.111 Meine Favoriten	Hallo,Cornelius, einer der vielen Regeln wird dein Sonett gerecht. Kurz: Es ist gelungen. Bei der klassischen Regel in der deutschen Lyrik sollten die beiden letzteh Strophen aber der Regel folgen: cdc dcd Auch Sommertage lassen regnen, mit Nässe heiße Straßen kühlen, im Lande dürre Felder segnen, dem schwer erträglich Ultraschwülen in großer Sympathie begegnen und sich vor Zorn die Haare wühlen. Die Verse sind Nonsens, sie sollen nur unterstreichen, wie ein klassiches Sonett vom Schema her aussehen solte. __________________ Workshop "Kreatives Schreiben": http://www.poetry.de/group.php?groupid=24

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09.05.2023, 00:03	#3
Faber Dabei seit: 10/2022 Beiträge: 384	Hallo Cornelius, von den formalen Anforderungen an ein Sonett habe ich bisher wenig Ahnung. Aber als Gedicht ist es dir in der Tat gut gelungen. Bei der Frage zu Beginn deines Sonetts musste ich sofort an Glenn Goulds „So you want to write a fugue?“ denken. Auch sein Text hat einen leicht satirischen Unterton. Gerne gelesen! LG, Faber