Geist der Zeit bei Poetry.de

Caliban · 23.07.2010, 15:53

Geist der Zeit
In einer Zeit als ich noch Kinder hatte,
Mondnächte und
Sonnentage,
erfrischte man sich gern
im sauren Regen,
so auch ich.
Dann, als es nicht mehr gutgeheißen wurde,
Kinder zu haben und Sonnentage,
auch Mondnächte wurden knapp
und mussten rationiert werden,
auch der saure Regen ging zur Neige,
bekam ich dich, denn du warst,
was man bekam dieser Tage.
Ja und heute?
Heute bist du zu den Akten gelegt, jenen,
die man in Kellern ausstellt.
Heute hat man wieder Kinder,
an Sonnentagen sind die Schaufenster
voll davon.
In einem Anflug Nostalgie
kaufte ich eins davon und
versüßte eine
Mondnacht.

Thing · 23.07.2010, 19:23

Halli Hallo!

G u t!

Daß uns die Milch der frommen Denkungsart
dank Cäsium in den Brüsten gerann,
daß Plutonium zum schlimmsen Schrecken ward
und Uran sich zeigte als großer Bann:

Das alles scheint Blümchennostalgie.
I c h vergesse das nimmer und nie.

Mehr ist mir ad hoc als Antwort nicht eingefallen.

Thing

Ifinnicus · 25.07.2010, 17:03

Servus.

Ich finde es wirklich sehr gelungen!
Es liest sich wunderschön flüssig und deine Schreibweise und Wortwahl gefällt mir auch außerordentlich gut!

Caliban · 26.07.2010, 08:04

Danke Euch beiden.

@Thing: Die Milch der frommen Denkungsart zu versauern sehe ich tatsächlich als meine "lyrische Mission", auch wenn das jetzt hochtrabend klingt. Auch wenn ich mir die ewigen Mahner und Moralprediger ob ihrer Lustfeindlichkeit zum Halse heraushängen, sind es die Wegseher und Schönredner, die es zu bremsen gilt. Und kommen beide zusammen, ist eine üble Saat ausgebracht.

23.07.2010, 15:53	#1
Caliban Dabei seit: 02/2007 Ort: Zuhause in jeder guten Bar Beiträge: 555 Meine Gedichte Meine Favoriten	Geist der Zeit Geist der Zeit In einer Zeit als ich noch Kinder hatte, Mondnächte und Sonnentage, erfrischte man sich gern im sauren Regen, so auch ich. Dann, als es nicht mehr gutgeheißen wurde, Kinder zu haben und Sonnentage, auch Mondnächte wurden knapp und mussten rationiert werden, auch der saure Regen ging zur Neige, bekam ich dich, denn du warst, was man bekam dieser Tage. Ja und heute? Heute bist du zu den Akten gelegt, jenen, die man in Kellern ausstellt. Heute hat man wieder Kinder, an Sonnentagen sind die Schaufenster voll davon. In einem Anflug Nostalgie kaufte ich eins davon und versüßte eine Mondnacht.

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23.07.2010, 19:23	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo! G u t! Daß uns die Milch der frommen Denkungsart dank Cäsium in den Brüsten gerann, daß Plutonium zum schlimmsen Schrecken ward und Uran sich zeigte als großer Bann: Das alles scheint Blümchennostalgie. I c h vergesse das nimmer und nie. Mehr ist mir ad hoc als Antwort nicht eingefallen. Thing

25.07.2010, 17:03	#3
Ifinnicus Dabei seit: 10/2007 Beiträge: 4 Meine Gedichte	Servus. Ich finde es wirklich sehr gelungen! Es liest sich wunderschön flüssig und deine Schreibweise und Wortwahl gefällt mir auch außerordentlich gut!

26.07.2010, 08:04	#4
Caliban Dabei seit: 02/2007 Ort: Zuhause in jeder guten Bar Beiträge: 555 Meine Gedichte Meine Favoriten	Danke Euch beiden. @Thing: Die Milch der frommen Denkungsart zu versauern sehe ich tatsächlich als meine "lyrische Mission", auch wenn das jetzt hochtrabend klingt. Auch wenn ich mir die ewigen Mahner und Moralprediger ob ihrer Lustfeindlichkeit zum Halse heraushängen, sind es die Wegseher und Schönredner, die es zu bremsen gilt. Und kommen beide zusammen, ist eine üble Saat ausgebracht.