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Alt 03.02.2007, 16:37   #1
Spring
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 3


Standard Wie Immer

Leuchtend grüne Augen starren mich aus der dunklen Zimmerecke an. Die Lampe im Flur wirft einen grauen Streifen auf meinen Teppich. Sonst ist alles dunkel hier. Mein Herz schlägt. Laut. Kräftig. Mandelförmig sind die Pupillen. Mandelförmig und schwarz. Wie immer. Ein röhrendes Geräusch dringt zu mir herüber. Für andere kaum hörbar. Für mich bekannt und vertraut. Ich weiß was jetzt passiert. Es ist wie immer. Er wartet bis alle im Haus schlafen, bis alles still ist. Dann stößt er leise meine Zimmertür auf, setzt sich auf den Stuhl in der Ecke und wartet. Wartet bis ich reglos da liege.

Erst dann macht er sich mit dumpfen Schritten auf den Weg zu meinem Bett. Der Teppichboden dämmt den Schall. Im vorbeigehen streift der Lichtstrahl vom Flur seine dunklen Haare. Dann steht er vor mir. Ich spüre den Atem auf meiner Haut. Heiß und stark. Jede seiner Bewegungen ist mir vertraut. Für ein paar Minuten bleibt er an meinem Bett stehen und beobachtet mich. Dann setzt er sich auf die Bettkante.
Fordernd und forsch ist die Art, wie er mir über mein Gesicht streicht.

Langsam hebe ich meine Hand, um sie ihm auf den Rücken zu legen. Wie immer.
„Jetzt ist es wieder soweit“, denke ich.

Ich sollte Recht behalten.
Bei meiner ersten Bewegung springt er vom Bett.

„Wie immer“, seufze ich.
Mit hastigen Schritten rennt er zur Zimmertür hinaus.

Es ist alles wie immer.
Er ist wie immer.

Mein Kater.
Spring ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2007, 02:37   #2
Hypokrit
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 123


Tausche im letzten Wort das K durch ein V und du hättest ein überraschendes Ende
Hypokrit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2007, 12:34   #3
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785


Standard RE: Wie Immer

hi, diese kleine geschichte mag ich...und mir gefällt auch der k-ater.
gut nachvollziehbares stimmungsbild.
lg
epona
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2007, 00:35   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Damit hast Du mich erwischt! Die Geschichte konnte mich bis zum Ende in die falsche Richtung lenken, ohne dass ich stutzig wurde.
Der Überraschungseffekt kommt sehr gut - allerdings fehlt mir abgesehen davon der tiefere Sinn Deiner Geschichte. Wäre es wirklich der Vater gewesen, der plötzlich davon rennt (wie Hypo es anmerkte), dann hätte die Geschichte auch etwas hinterlassen, worüber man nachdenken müsste, was sich nicht auf Anhieb erschließt. Sie würde nach dem eigentlichen Lesen weiterleben. Aber Deine Geschichte ist dann einfach vorbei, wie ein Witz, nachdem die Pointe gesagt wurde. Man denkt nicht mehr darüber nach.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
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