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Alt 28.10.2012, 14:31   #1
männlich Porter
 
Dabei seit: 10/2012
Alter: 41
Beiträge: 1

Standard Yoda

Meister Yoda hat einmal gesagt: „Aus Angst folgt Zorn, aus Zorn folgt Hass und aus Hass folgt unendliches Leid.

Ich betätige gedanklich die Revind-Taste und befinde mich am Anfang eines emotionalen Gedankenganges. Gibt es die Liebe? „Nicht nur für mich persönlich, sondern im allgemeinen“, möchte eifrig jener Teil von mir einschieben, der akrybisch nach absoluter Wahrheit fahndet..

Ich kann also nur von mir selbst ausgehen, ich muss mich fragen: „Wie sehr kann ich lieben?“
Meinen Partner kann ich lieben. Aber das ist auch nicht sehr schwer. Ein gewisser Eigennutz ist dabei. Ich besitze etwas dadurch. Ich habe einen Partner, der mich im Optimalfall auch liebt. Den ich im weniger günstigen Fall aber vögeln kann. Der pessimistische Gedanke, dass es in den meisten Fällen eine reine Interessengemeinschaft ist kriecht wie ein Tintenfisch durch meine Hirnwindungen. Ich denke an frittierte Meeresfrüchte und der Gedanke verschwindet wieder.

Okay drehen wir die Schwierigkeitsstufe etwas hoch. Schalten wir den Harmode ein. Was ist mit einer Obdachlosen die, widerlich ungepflegt, nach Scheiße, Bier und Erbrochenem stinkend jämmerlich in der dreckigsten Gosse langsam vor sich hinsiecht. Warum kann ich sie nicht lieben? Wenn man in der Öffentlichkeit nach wichtigen Eigenschaften für einen Partner fragt, hört man immer das selbe: Die inneren Werte. Vielleicht hat diese Pennerin ein gutes Herz, vielleicht ist sie ein guter Mensch, der einfach unglaubliches Pech hatte. Aber ich liebe sie nicht, mir würde es nicht einmal in den Sinn kommen. Weil ichs widerlich finde, ja. Aber vor allem aus Angst. Ich beschuldige diese Frau sich nicht genügend angestrengt zu haben um ein besseres Leben führen zu können. Jeder ist sein eigen Glückes Schmied. Es gibt kein Schicksal sage ich mir. Denn wenn es das Schicksal geben würde, müsste ich mir ja eingestehen, dass ich theoretisch ebenso in der Gosse landen könnte.
Angst.
Hallo Yoda.

Der Gedanke spinnt sich ohne mein Zutun weiter, bis ich merke, dass sich etwas in mir verändert. Der Versuch mich vor meiner eigenen Angst zu schützen scheitert und hinterlässt meinem Körper eine unangenehme Form von Energie, die ich noch nicht so richtig einzuordnen weiß. „Warum soll ich denn auch alle lieben“, denke ich mir „ es gibt so viele Kackspasten da draußen, die haben das gar nicht verdient“. Jeder versucht doch nur das Beste für sich selbst zu ergattern. Frauen heiraten alte, reiche Männer wegen der Kohle – alles Huren. Männer vernachlässigen ihre Familien wegen der Karriere. Megakonzerne sammeln Geld nur des Sammelns wegen, behandeln ihre Mitarbeiter scheiße und zerstören die Wettbewerbsfähigkeit armer Länder. Menschen foltern, morden, vergewaltigen andere Menschen wegen des Geldes und anderen niederen Beweggründen. Jeder denkt nur ans haben und keiner ans geben. Was für eine verkackte Welt. Ich spüre wie diese unangenehme Energie in meinem Körper weiter anschwillt und zugleich meine Ursprüngliche Frage nach der Existenz der Liebe immer leiser wird – bis sie vollkommen verhallt, wie die zärtlichen Worte zweier Liebenden in einem alten baufälligen Tunnel.
Zorn.
Hallo Yoda.

Die Energie hat sich längst von meinem Körper bis in meinen Geist gebohrt. Ich denke an behinderte Rollstuhlmongos, die ich lachend von der Treppe trete. An flötenspielende fünfzehnjährige Fotzen, die ich in dunklen Gassen vergewaltige. Ich freunde mich mit dem Gedanken an ein Amokläufer zu sein, der verfickte Christen in ihren Dreckskirchen mit Molotovcocktails bewirft und dabei laut „Burn Motherfucker, Burn“ schreit. Ich fange an Hitler gut zu finden und wünsche mir, dass nicht nur alle Juden sondern überhaupt alle Menschen, die anders sind vergast werden.
Ich möchte meinen Vater umbringen, dafür dass er mich in meiner Kindheit verprügelt hat, dafür dass er mir als ich ein Jahr alt war einen Schwamm in den Mund gesteckt hat, weil er meine Schreie nicht ertragen konnte. Dafür, dass er mir nie ein Vater war.
Hass
Hallo Yoda

ich spüre wie ich endgültig der dunklen Seite erliege und erschrecke vor mir selbst. Mein Gemütszustand gleicht einer hässlichen Fratze und ich fühle mich elend.
Dann öffnet sich ein inneres Ventil und ich höre mich sagen: „Lass den Hass nicht in dich hinein“. Ich atme aus und lasse alles fallen. Ich fühle mich wie Luke Skywalker nachdem er aus der unterirdischen Höhle auf Dagobah kommt in der er Darth Vaders Erscheinung begegnet ist.

Zehn Minuten Später sitze ich Kaffee trinkend in der Küche meiner neuen WG während mir mein Mitbewohner die Hand auf die Schulter legt und sagt:“Cosimo, ich bin froh, dass du bei uns eingezogen bist.“ In dem Moment erinnere ich mich wieder an die Frage, die ich mir zu Beginn gestellt hatte. Ich bejahe sie ohne zu zögern.
Weil Yoda immer Recht hat.
Porter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2012, 18:42   #2
weiblich stulpenfan
 
Benutzerbild von stulpenfan
 
Dabei seit: 10/2012
Beiträge: 17


Standard Ich fasse mich mal kurz

Einfach nur cool!!!
stulpenfan ist offline   Mit Zitat antworten
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