Weil ihr mich nicht leben lasst

[sternenglanz]

Weil ihr mich nicht leben lasst

„Ein bisschen Frieden“ denkt er sich,
„Ein bisschen Frieden nur – für mich.“
Er lehnt an der grauen, feuchten Wand.
Ein Messer hält er in der Hand.
Er blickt darauf – fängt zu zittern an.
Selbst weiß er, dass er es nicht kann.

Sie quälen ihn – seit Wochen schon,
Ihn und seinen kleinen Sohn.
Schlagen, treten, berauben und mehr…
Sie sollen aufhören – er hofft es so sehr.
Doch sie kommen auch diesmal – er hört sie schon,
Spürt ihren Spott und ihren Hohn.

Er schließt die Augen und wünscht sich fort
An einen friedlichen, ruhigen Ort.
„Hey Nigger, wirf das Messer weg!“
Sie kommen – er rührt sich nicht vom Fleck.
„Hast du gehört, du Ausländer-Sau?“
Sie werden ihn schlagen – grün und blau.

Er versteht ihren Hass auf ihn nicht
Und blickt dem Anführer ins Gesicht:
Weiß und fleischig, Augen blau,
Kahler Kopf „Du Nazi-Sau!“
Er blickt zu Boden und leidet stumm.
Nach drei, vier Schlägen fällt er um.

Ihm rutscht das Messer aus der Hand,
Hart knallt sein Schädel gegen die Wand.
Er liegt und denkt an seinen Sohn:
Was für ein Leben wird ihm droh’n?
Ein nächster Schlag und noch ein Tritt.
Er leidet – wie er immer litt.

Er schwebt – am Rande der Bewusstlosigkeit,
Während sie sich daran ergötzen – Heiterkeit.
Lachen, Grölen, lautes Schrei’n:
„Das wird ihm eine Lehre sein!“
Endlich haben sie aufgehört.
Seine Reglosigkeit hat ihre Freude zerstört.

Er liegt und blickt traurig den Himmel an.
Er atmet schwer – weil er nicht mehr kann.
Schwarz. Schwarz ist die Farbe, die er nun hasst.
„Weil ihr mich nicht leben lasst.“
Letzte Worte formt sein Mund:
„Warum – ist – Leben – braun -, nicht – bunt?“