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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 10.04.2008, 16:01   #1
der senator
 
Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 23

Standard marmorgeschmack

Der Hund steht so still auf einem Hof
er lässt mir keine Ruh
so geh ich mit Vorsicht bedacht auf ihn zu
die Augen schauen verträumt, zutraulich hervor
Ich fasse ihn an ________ er ist aus Marmor
der senator ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2008, 18:10   #2
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392

V4 wäre "empor" sinnvoller denke ich.

Es soll ja gereimt sein, dann würde ich das auch so schreiben, dass die Reime besser herauskommen.

xXxxXxXxX
xXxXxX
xXxxXxxXxxX
xXxXxxXxXxxX
xXxxX | xXxXx

Das wäre eine metrische Kurzanalyse. Obwohl mir klar ist, dass hier kein auf eine regeömäßige Metrik gelegt wurde (und wenn, dann ist es krass misslungen ) kann ich etwas daran verdeutlichen:

Die Reime hast du am Ende von V2/3 und V4/5.
Schauen wir uns das mal an:

Ruh / zu

xXxXxX (drei Jamben)
xXxxXxxXxxX (ein Jambus und dann drei Anapäste)

Auch wenn die Metrik hier nicht so klar ist, liest es sich bis zum Ende von Vers 3 (überraschenderweise?) flüssig. Doch dann geht's los:

hervor / Marmor

Problem Nr. 1: hervor = Jambus / Marmor = Trochäus
Das liest sich völlig anders, auch wenn die Lautendung identisch ist.

Problem Nr. 2: Metrik.

xXxXxxXxXxxX
xXxxX | xXxXx

Was in die eine Richtung funktioniert hat (zweisilbiger Versfuß -> dreisilbiger Versfuß) funktioniert in die andere Richtung nicht. Ich hake spätestens an der Zäsur:

Die Augen schauen verträumt (Pause) zutraulich empor.
x X x X x x X | x X x x X

Hier hätte man das Komma streichen müssen, durch ein "und" (x) ersetzen und das "zutraulich" (xXx) durch ein sinnverwandtes Verb ersetzen müssen, das zweisilbig ist und sich als Jambus liest. (xX)

Ergebnis:

xXxXxxXxxXxX

Hier stolpert man nicht über eine ungünstige Pause sondern kommt in einem Schwung drüber. Der letzte Vers liest sich wieder einigermaßen flüssig, auch wenn der lange Unterstrich sehr merkwürdig aussieht.

Ich gehen nicht davon aus, dass du auf das Metrum geachtet hast, wenn doch, dann ist es mit er einen Einschränkung sogar gelungen.
Und wenn nicht:

Ob du auf das Metrum achtest ist deine Sache, aber lese es dir laut vor und wenn deine Zunge sich zwischendurch überschlägt und du ungewollt ins Stocken kommst, dann ist da was krumm. Ein Reimgedicht sollte sich immer flüssig lesen lassen sonst wirken die Reime schlichtweg nicht. (Ausnahmen bestätigen die Regel)

Soviel mal etwas ausführlicher zur Form.

Inhaltlich hätte man das auch viel spannender und gehaltvoller machen können, für die kleine Idee fünf Verse zu vertrödeln ist eher ungünstig.

Gruß,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2008, 18:59   #3
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530

ich nehme an, herr senator,
dass du damit "das reh" von joachim ringelnatz entweder ehren oder verhunzen wolltest, das ist dir aber beides völlig misslungen.
die fünf zeilen sind viel zu wenig, um auf die pointe hinzuarbeiten, während ringelnatz in seinem längeren gedicht die lebendigkeit des rehs herausgearbeitet hast, hast du den hund nur kurz erwähnt und der leser denkt sich: 'toll, aus marmor.' das funktioniert also nicht, abseits von der metrik und den reimen und so weiter, wie terror ja schon erwähnte.

mfg, hefe

p.s.: bei sowas empfiehlt sich übrigens auch immer unter dem titel ein "nach joachim ringelnatz" o. ä.
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
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