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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 06.01.2020, 15:29   #1
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard verdichtung

verdichtung

spiegele dich hier, mein leben
festige die form des scheins
sprich, ein zeugnis darzugeben
deines dagewesenseins

kaum, die wahrheit zu enthüllen
anzupreisen ziel und sinn
nur, die leere auszufüllen
ströme aus den fingern hin

nicht erdachten weltentwürfen
sei mein wirken untertan
tiefe aus dem schein zu schürfen
gleicht es sich der glätte an

denn: ich weiß keine geschichten
das vereinzelte gespür
in ein bildwerk zu verdichten
da steht meine sprache für

wort und bild, das ich erwäge
halte aus der zeit zurück
gib ein bleiernes gepräge
schon erstorbenem augenblick

schauen, fliehen, schweigen, altern
unverrückbarkeit der zeit
alles nehme hier gestalt an
wortgewordene wirklichkeit (?)
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Alt 15.01.2020, 12:57   #2
männlich Perry
 
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Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.754

Standard Hallo Epilog,

gefällt mir, dieser Blick in die lyrische Seele.
Die Suche nach "Weltentwürfen" und das Bemühen diese in einer "wortgewordenen Wirklich zu verdichten", darin kann ich mich gut wiederfinden.
LG
Perry
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Alt 16.01.2020, 20:59   #3
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Hallo Perry,

vielen Dank für Dein Interesse und für Deinen Kommentar.

Ja, die Frage "Was soll meine Dichtung eigentlich?" (für mich persönlich und vielleicht sogar für eine wie auch immer geartete Allgemeinheit) bestimmt mal mehr, mal weniger so gut wie jeden der schwachen Versuche, die ich hier eingestellt habe. Ist nach meiner Einschätzung für die meisten hier nicht so das Thema, geht vielleicht zu sehr in die Richtung L`art pour l`art.

Im Lauf der Jahre habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass (meine) Lyrik als Kommunikationsinstrument gescheitert ist, sie schafft Distanz und Abgrenzung, statt Kontakt und Austausch aufzubauen. Oder anders ausgedrückt: Die Wirklichkeit ist dadurch zwar zum Wort geworden, doch das Wort bringt keine neue Wirklichkeit hervor.

Einen schönen Abend wünscht

Epilog

PS: Vielen Dank auch für die Querverweise via PN.
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Alt 31.01.2020, 15:18   #4
weiblich Silver
 
Benutzerbild von Silver
 
Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Danke sehr

für das Gedicht. Es ist erstaunlich, worüber Du nachdenkst und es so in Worte fassen kannst. Respekt. Das LI braucht, wie ich lese, gar nicht groß nachdenken, sondern schreibt seine Gedanken (fließen in die Finger) auf. Sie werden zum Wort auf dem "Papier". Ich wünschte, ich könnte mich so gut ausdrücken. Doch oft wird man missverstanden oder keiner redet mehr mit einem, weil man so hochtrabend redet. Aus der ersten Strophe lese ich, dass LI etwas der Welt hinterlassen möchte vom LI, das LI schreibt also um eine Leere auszufüllen, Welche? Das LI fühlt sich unverstanden und muss sich anpassen. Die Leere könnte das fehlende Gespräch sein. Das LI hat die Befürchtung seine Gedanken nicht austauschen zu können, um nicht als wirr oder überkandidelt dazustehen. Wer so schreiben kann, ist gewiss hoch talentiert. Dem LI scheint irgendwie die Zeit wegzulaufen. Das kenne ich auch, man glaubt, gar nicht richtig am Leben teilzunehmen. Das Leben zieht an einem vorbei, hat man das Gefühl. Irgendwann lebt man in seiner Welt und fühlt sich ausgrenzt. Ich kann das verstehen, ich habe das Schreiben als Ventil für die fehlenden Gespräche über dies und das. Gern gelesen Deine verdichteten Gedanken. Habe mir gern die Zeit genommen. LG Silver
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Alt 31.01.2020, 19:22   #5
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Liebe Silver

ich bedanke mich, dass Du es doch noch "gefunden" hast . Die Inhalte und Absichten dieses Gedichtes hast Du in Deinem Kommentar sehr weitgehend richtig verstanden und zusammengefasst. Ansonsten verweise ich noch auf die Antwort, die ich zuvor Perry mal geschrieben habe, und die Du vielleicht oder wahrscheinlich auch schon kurz gelesen hast.

Meine Befürchtung wäre allenfalls: Wirkt die Sprache hier tatsächlich "hochtrabend" und "überkandidelt"? Es kann natürlich sein, dass ich das selbst gar nicht erkenne.

Herzliche Grüße

Epilog
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Alt 31.01.2020, 20:44   #6
weiblich Silver
 
Benutzerbild von Silver
 
Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Hallo an Dich, Epilog,

ich finde Deine Ausdrucksweise sehr gut, muss mich aber konzentrieren und z.T. mehrfach lesen, um den Inhalt zu verstehen. Das ist bei einem Gedicht gut und sollte beibehalten werden. Ich schreibe gern bildlich beschrieben, Du umschreibst eher, wenn ich es soweit richtig erfasst habe. Freue ich mich. Es ist nicht hochtrabend oder sonst was. So schreibt man Gedichte. Also alles gut. Mir gefällt es, wenn ich überlegen muss, was der Auto sagen will. Außerdem ist es immer Interpretationssache und subjektiv, wie man versteht. LG Silver
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