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Alt 07.02.2007, 00:30   #1
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530


Standard Ganz oben zuhause

„ Hier ist mein Platz!“, verkündet Angela Merkel, die von Freunden, Parteimitgliedern und ihrem Mann liebevoll „ Uschi“ gerufen wird. „ ´Uschi´ kommt von Uckermarck, Sie verstehen?“
Merkel scheint erfreut, uns zu treffen, wer weiß, wann ihr zum letzten Mal zugehört wurde, ihr Gesicht strahlt in feinstem Grau und ihre Falten, die sich von oben nach unten oder von unten nach oben ( je nach Betrachtungsweise) ziehen, wirken siegesgewiss. Was es denn zu siegen gibt, fragen wir einigermaßen desinteressiert: „ Die Bundestagswahl. Die Kriege weltweit. Die nächste Fußball WM. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.“
Plötzlich droht die Lage zu eskalieren, als sie sich Tee aus ihrer Thermokanne hinter die Binde kippen möchte ( „ Tee? Natürlich der gute schwarze!“), doch die herbeieilende Nr. 1 dieses Staates vermag die Ruhe beizubehalten und reisst Merkel die Kanne aus der Hand, das brühend heiße Getränk landet auf Finanzkaschperl Steinbrück, der ihm sogleich eine Entschädigungsforderung reicht.„ Werd ich nicht unterschreiben.“
Überhaupt fällt uns auf, dass die Lage außerhalb der Unionsfraktion angespannt ist, selbst dem anerkannten Spaßvogel Oskar Lafontaine fallen bloß simple Abzählverse ( „ Geht nicht: gehen nach links./ Rüberspringen; bei mir gings!“) und dröge Plakate ( „ Freiheit ist Klar!“) ein.
Wieso? Angela Merkel hat eine Erklärung parat: „ Warten Se ma, in meiner Mappe... Ah, da ham wir sie: die anderen sind schlecht gelaunt!“ Trotz mehrfacher Nachfragen möchte sie nicht näher darauf eingehen, wiederum fasst Horst sich ein Herz: „ Wir hatten eine Petition, dass alle Parlamentarier zum Finale der Handball WM mitkommen sollten. Daraus wurde jedoch nix, ich habe nicht unterschrieben und bin schön allein dahin gegangen, hehehe!“
Merkel klopft ihm anerkennend auf die stolzgeschwellten Schultern: „ Horst, du bist mein Superheld!“
Abermals droht die Situation zu eskalieren, Horst verkündet, er habe Schulter, woraufhin wir womöglich fluchtartig den Bundestag verlassen. Welche Lehren können wir aus dem Besuch ziehen? Muss uns bange um die deutsche Politik sein? Ja und nein; z.T. sind die Abgeordneten ganz brauchbar. Welche Reformen werden uns in der Zukunft ereilen? Keine Ahnung.
Sinnend schleichen wir zum Auto. Ein Zettel ist an der Windschutzscheibe befestigt: Sie stehen im Parkverbot. 15 Euro Strafgebühr oder lassen sie den Zettel vom Staatsoberhaupt unterschreiben.
Tja, da werden wohl 15 Euro fällig.
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2007, 13:33   #2
blauwal
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 20


Standard RE: Ganz oben zuhause

gern gelesen! erinnert mich ein bisschen an max goldt, vom lesegefühl her.
schön eingebunden der "ich-unterschreibe-nicht-köhler", fast bis an die grenze
des übernervigen.

nicht ganz verstanden habe ich den sinn der wir-perspektive,. wäre nur
sinnvoll unter der klassenfahrtsvorstellung, also gemeinschaftsbesichtigung.
hätte persönlich eine vogelperspektive gewählt, ohne sichtbare
anwesenheit des erzählenden, bis zur strafzettelepisode, die ich als kick für
die köhlergeschichte und als abschlussgag gelungen finde.


Zitat:
Original von El_Hefe

Welche Lehren können wir aus dem Besuch ziehen? Muss uns bange um die deutsche Politik sein? Ja und nein; z.T. sind die Abgeordneten ganz brauchbar. Welche Reformen werden uns in der Zukunft ereilen? Keine Ahnung.
den absatz hätte ich raus gelassen, weil die lesenden selbst drauf kommen.
lassen kannst du evtl: welche reformen werden uns in zukunft ereilen? keine ahnung.
aber vielleicht hapere ich auch mit der formulierung des evtl ganz anders gemeinten absatz?

wie gesagt, gern gelesen! gerne mehr davon!
blauwal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2007, 13:39   #3
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530


dankesehr, mit dem absatz hast du recht, der ist in der tat überflüssig.
max goldt? ich finde, der schreibt subtilere satiren, dieser text ist zwar durchaus titanic-inspiriert, aber eher nicht von goldt, sondern eher von gsella oder sonneborn (wenns dir was sagen sollte)
danke für lob und kritik!, philip
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2007, 03:23   #4
blauwal
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 20


@el hefe: aufgepasst? nein, anscheinend nicht. es besteht ein himmelweiter
unterschied zwischen dem "lesegefühl" und dem stil. lesegefühl ist eine rein
subjetive sache, die persönliches des rezipierenden sehr stark einbezieht.
während stil.. wie du sagst, die art und weise beschreibt, die vom autor/ der
autorin beeinflusst wird.
ps: jepp. gsella sagt mir was. der andere nicht.
blauwal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2007, 03:24   #5
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530


tschuldige, hab ich mich verlesen
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
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