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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 22.11.2019, 17:40   #1
männlich Elysium
 
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Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Standard An der Bücherwand

Ich könnte mich ja wirklich mal bemühen
und all die Seiten wälzen, sie durchkauen,
Talenten frönen, späten, frühen,
durch tiefe Themen Seelen schauen.

Ich könnte mich gar bilden, geistig formen,
aus Pergament die edle Weisheit trinken,
mich hart entwöhnen von den Normen,
im Kontext großen Geists versinken.

Ich könnte aber auch zum Fenster gehen,
die Nasenflügel blähen in die Winde
und in Geruch, Gefühl verwehen,
ein Odem aus der Großhirnrinde.
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2019, 18:49   #2
männlich Gotenkönig
 
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Dabei seit: 10/2016
Ort: Sachsen
Alter: 26
Beiträge: 60

Standard Interessanter Text

Das ist ein wirklich interessanter Text. Ich mag dieses Gefühl, das bei mir ankommt: am Wissen zu ersticken. Vielleicht auch der Drang den eigenen Geisteshorizont zu erweitern (Druck von außen?), aber bei all den Seiten Unlust zu verspüren, (wieso kann das nicht einfacher sein)? Auch der dezente Stilwechsel in der letzten Strophe weckt die Aufmerksamkeit.
Gegällt mir.

Lieben Gruß
GK
Gotenkönig ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2019, 19:49   #3
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Elysium Beitrag anzeigen
Ich könnte mich ja wirklich mal bemühen [ja ... mal, aussagelose Füllwörter; statt "wirklich" hielte ich "redlich" für den besseren Begriff]
und all die Seiten wälzen, sie durchkauen,
Talenten frönen, späten, frühen, [was heißt "frühen"?]
durch tiefe Themen Seelen schauen. [hier fehlt der Genitiv, und "durch" ist die falsche Präposition, man will "in" die Seelen schauen, nämlich gucken, was drin steckt]

Ich könnte mich gar bilden, geistig formen,
aus Pergament die edle Weisheit trinken,
mich hart entwöhnen von den Normen,
im Kontext großen Geists versinken.

Ich könnte aber auch zum Fenster gehen
die Nasenflügel blähen in die Winde [??]
und in Geruch, Gefühl verwehen, [falsche Präposition]
ein Odem aus der Großhirnrinde [ein unpoetischer Begriff].
Bei den letzten beiden Versen scheint dir die Luft ausgegangen zu sein. Sie lesen sich, als seiest du bestrebt gewesen, endlich mit dem Gedicht fertig zu werden.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2019, 21:55   #4
männlich Eisenvorhang
 
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Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.675

Mit späten und frühen meint er damit sicherlich mit alten und neuen Talenten.
Nur kann er das so nicht schreiben, weil es sich sonst nicht auf bemühen reimt.
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2019, 19:53   #5
männlich Elysium
 
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Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Bei den letzten beiden Versen scheint dir die Luft ausgegangen zu sein. Sie lesen sich, als seiest du bestrebt gewesen, endlich mit dem Gedicht fertig zu werden.
Huhu, erstmal danke für die Auseinandersetzung mit dem Gedicht. Ein paar Erläuterungen zu Deinen Anmerkungen im Text:

1. "ja" ... "mal" sind so lapidar gewählt, weil sie die Antriebslosigkeit/Lustlosigkeit hinsichtlich der Beschäftigung mit Literatur betonen sollen. Aussagelose Füllwörter sind sie aber nicht. "Mal" ist hier ein Adverb (im Sinne von einmal), "ja" ein Partikel mit modifizierender, hier verstärkender, Funktion. Auch "wirklich" erfüllt diese verstärkende/bekräftigende Funktion als Adverb in der Bedeutung von "in der Tat".

2. ... "frühen" ist hier auf die "Talente" (Literaten) und ihre zeitliche Einstufung bezogen, wie Eisenvorhang bereits richtig bemerkt hat.

3. ... ich meine nicht "in tiefer Themen Seelen schauen", hier ist gemeint, dass durch tiefe Themen, die in der Literatur verarbeitet sind, oft menschliche Seelen (oder zumindest Prototypen) durchscheinen, die "geschaut" werden können (Seelen hier nicht im religiösen Sinne, sondern als Gesamtheit dessen, was das Fühlen, Empfinden, Denken eines Menschen ausmacht). Insofern: durch tiefe Themen (hindurch bzw. durch Beschäftigung mit ihnen) "Seelen schauen".

4. ... "die Winde" = Akk. Plural von "Wind"

5. ... "in" habe ich hier gewählt, weil ich ausdrücken will, dass das LI in Form von Geruch, Gefühl verweht, im Sinnlichen aufgeht/vergeht (Sinnlichkeit als Gegensatz zum rationalen Anspruch der Literatur).

6. ... daher auch die sperrige "Großhirnrinde" am Ende. Mir ist bewusst, dass sie als "unpoetisches", wie Du so schön sagst, Untier stört. Aber darf sie das nicht?


Kurz gesagt: über die Punkte 3 und 5 denke ich nochmal nach. Hier scheint mir die Wortwahl in der Tat unsauber, insofern sie offensichtlich Verständnisprobleme zeitigt. Auch Deine Kritik hinsichtlich des gehetzten Endes nehme ich gerne an. Vielleicht braucht es doch noch eine Strophe mehr.
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2019, 19:54   #6
männlich Elysium
 
Benutzerbild von Elysium
 
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Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Mit späten und frühen meint er damit sicherlich mit alten und neuen Talenten.
Nur kann er das so nicht schreiben, weil es sich sonst nicht auf bemühen reimt.
Genau. Siehe oben. Danke für Deinen Kommentar!
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2019, 19:55   #7
männlich Elysium
 
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Beiträge: 490

Zitat:
Zitat von Gotenkönig Beitrag anzeigen
Das ist ein wirklich interessanter Text. Ich mag dieses Gefühl, das bei mir ankommt: am Wissen zu ersticken. Vielleicht auch der Drang den eigenen Geisteshorizont zu erweitern (Druck von außen?), aber bei all den Seiten Unlust zu verspüren, (wieso kann das nicht einfacher sein)? Auch der dezente Stilwechsel in der letzten Strophe weckt die Aufmerksamkeit.
Gegällt mir.

Lieben Gruß
GK

Artigen Dank. Deine Interpretationen und Beobachtungen sind treffend. Freut mich, dass es Dir etwas vermitteln konnte.

BG
Elysium
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