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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 01.03.2016, 15:12   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Vincent

Ich hab‘ ein schlichtes Bild geschaffen,
ein Werk, bar aller Geistesblitze,
kein Mensch wünscht, dass er es besitze,
so dekadent … reif nur für Affen.

Die Affen sitzen in Auktionen:
Armani-Anzug, Style-Krawatten,
im Großhirn Profilierungsschatten
und Rechenkünste in Millionen.

Sie sollten mal im Bergwerk hausen
und all ihr Gut mit Armen teilen,
am Bett des Todes stumm verweilen,
in jeder Faser nacktes Grausen!

Sie sollten sich der Landschaft widmen
mit vollem Herzen, leerem Magen,
und jeder Fleischeslust entsagen,
zu suchen wahre Lebensrhythmen.

Zum Ersten, Zweiten und zum Dritten!
Mir dröhnt das Urteil in den Ohren:
Zum Reichtum ward ich einst geboren,
doch hab‘ an Armut stets gelitten.

Ich hab‘ die falsche Zeit genossen,
die Welt war nicht für mich bereit,
das neue Sehen war noch weit,
und deshalb hab‘ ich mich erschossen.

01.03.2016
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Alt 05.03.2016, 00:38   #2
männlich dr.Frankenstein
 
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van Gogh mein alter Kumpel, von dem Krähen im Acker Bild hab ich mal geträumt bevor ich es bewusst gesehen hab, fand ich dann krass als ichs mal sah.

Ich glaub es ging ihm garnicht um das große Geld, eher das Überleben um seiner Sache nachzugehen. Sein Wesen war so fremdartig feinfühlig und doch so fern den Menschen, das er diesen Zugang nicht fand und in seiner Melancholie versank, nachdem sein bester Freund weg war, dann ist die Melancholie nämlich am schlimmsten.

Die Welt wird wohl nie bereit sein, oder wann habt ihr euch letzt mal zu einem melancholischen Künstler gesetzt um für ihn und seine Erklärungen und Sichtweisen da zu sein, damit er sich einen Moment nicht fremd fühlt.

Das ist das Los der sonderbaren Gaben, die fremdheit den anderen gegenüber, denn kaum jemand teilt die Wahrnehmung.

Die Armanieie Herren habens da leichter sie haben ihr Rudelverhalten trainiert.

Das ist ja oft das Ausweglose der Einsamen Fremden, sie wollen jemanden finden um sich über diese Last zu offenbaren und wenn sie aber jemand finden und sich offenbaren, sehen sie einmal in der Person den einzigen Zugang und bringen gleichzeitig die Person dazu auch die Fremdheit und Seltsamkeit zu spühren. Und meist dann zur Flucht.
(Ist zumindest meine Erfahrung aus Zeiten ziemlich doller Absonderung, aber ich hab leider nicht Malen geübt. Bei ihm spielten bestimmt auch noch andere Aspekte mit rein, aber ich glaube um sich mitzuteilen blieb er sich oft selbst verschlossen, außer bei seinem Kumpel.)
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.03.2016, 01:34   #3
Thing
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Wo sind die andren Kommentare abgeblieben????
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Alt 05.03.2016, 01:40   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dr.Frankenstein Beitrag anzeigen
... doch so fern den Menschen, das er diesen Zugang nicht fand ...
Im Gegenteil: Er war ein Menschenfreund und den Menschen sehr nah. Er begleitete sie im Elend und teilte das Wenige, das er hatte, mit ihnen. Seinem Bruder war er eng verbunden und tauschte mit ihm zahllose Briefe aus. Als Gaughin ihn verließ, war er verzweifelt.

Er brauchte die Ansprache, und er fand immer wieder Menschen, die sich seiner annahmen. Sie sind belegt, denn er hat sie gemalt. Selbst noch in der Anstalt, in deren Aufenthalt er sich das Leben nahm, war er von Menschen angenommen. Van Gogh verzweifelte nicht an den Menschen, sondern an sich selbst, weil er sich bewusst war, schon einen Großteil seines Verstandes verloren zu haben.
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Alt 05.03.2016, 01:53   #5
männlich dr.Frankenstein
 
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Ah gut dann hab ich mir das aus dem Film falsch zusammengereimt.

Das mit dem Bruder hab ich auch gesehen, er war ihm immer sehr dankbar.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.03.2016, 02:17   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dr.Frankenstein Beitrag anzeigen
Das mit dem Bruder hab ich auch gesehen, er war ihm immer sehr dankbar.
Weiß ich nicht. Er hat versucht, Vincent zu helfen und tatsächlich auch mal ein Gemälde seines Bruders an den Mann gebracht. Das einzige, das zu Vincents Lebenszeit verkauft wurde.

Was mir zu denken gibt, ist die Tatsache, dass der Bruder nach Vincents Tod einen krassen Ausraster bekam und seiner Frau an die Gurgel ging. In einer bis dahin harmonischen Ehe! Also ohne erkennbares Motiv.

Der Wahnsinn schien wohl genetisch bedingt gewesen zu sein, bei Vincent wurde er lediglich durch Alkoholimissbrauch vorzeitig in Gang gesetzt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.03.2016, 02:47   #7
männlich dr.Frankenstein
 
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Intressant
für mich ist es kein Wahnsinn, ich hab schon mal bei einem Schizophrenen gewohnt.
Und mich mal teilweise versucht mit dem Thema auseinander zu setzen.
Er hatte durchaus eine sehr feinfühlige Wahrnehmung und hat mit Wesen gesprochen die neben mir saßen und mich eher für Fantasie gehalten oder so.
Und er konnte auch wundersam Trommeln und Gitarre spielen, aber irgendwie war seine Fähigkeit durch die Erziehung fehlgelenkt in Selbsthass und den versuch geliebt zu werden, diesen Zwiespalt.
Der für diese besonders feinfühligen Menschen doppelt schlimm ist, und das er mit Hilfe seiner Fähigkeit zu Geistreisen sich selbst geliebt machen will, aber aus den fremden Wesen auch sein selbsthass spricht. Als Demonen oder bei ihm als Aliens.

Und sein Bruder war dann wahrscheinlich eher von Wut geplagt, ein Perfektionist, die projezieren ihre Wut über den Selbsthass und bekämpfen sie damit sich eine Perfekte Welt aufzubauen.
Und in dem Moment war die Perfekte Welt so sehr kollabiert das er es nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Ich weiß nicht ob Van Gogh Schizophren war, aber ich glaube er hat sich gehasst und wollte das gute Gefühl dadurch herstellen anderen gutes zu tun und etwas schönes Produzieren.

Das ist das größte Problem sich nicht mit diesem Anerzognen(nicht in bösem Willen, die Art des Kindes war den Eltern zu fremd) Selbsthass, beim Steppenwolf von Hermann Hesse kommt das gut zum Ausdruck.

Wahnsinn ist dann der Zwiespalt wenn eine Hälfte ausbrechen will und die andere immer stärker gegen hält, innerlich. Dann sucht der Teil(nach Jung, der Schatten) auszubrechen, auf seine Art und Quält den Besitzer der das nicht zulässt, die eigentliche Verrücktheit ist es sich selbst zu unterdrücken.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2016, 11:48   #8
gummibaum
 
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Vincent hätte natürlich gern verkauft, auch um seinem Bruder die Last der Unterstützung abzunehmen, aber vor diesen Käufern grauste ihm, wie du zeigst. Van Goghs Bilder enthalten bei aller Schlichtheit oft eine ungeheure Energie.

Sehr gern gelesen, Ilka.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.03.2016, 13:45   #9
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Zitat:
Und sein Bruder war dann wahrscheinlich eher von Wut geplagt, ein Perfektionist, die projezieren ihre Wut über den Selbsthass und bekämpfen sie damit sich eine Perfekte Welt aufzubauen.
Da bin ich mir nicht sicher, ob das bei Theo so war. Immerhin musste er auch in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden. Das sieht mir eher nach einer gravierenden Persönlichkeitsstörung aus.


Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Van Goghs Bilder enthalten bei aller Schlichtheit oft eine ungeheure Energie.
Das kann man wohl sagen! Am Ende hat er gar nicht mehr mit Pinsel und Palette gearbeitet, sondern die Farben aus der Tube direkt auf die Leinwand gedrückt.

Danke fürs Lesen.

LG
Ilka
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