Dorfurlaub

[ftatateeta]

auf ihrer Wiese steht die Kuh
sie steht und schaut
nur ab und zu
schlägt sie nach Fliegen mit dem Schweif
und senkt den Hals ein wenig steif
nach Thymian und Eisenkraut
dann steht sie wieder
kaut und schaut
die Ruhe selbst

ein Mensch am Zaun
schaut der Kuh zu
wie sie so steht
er wartet dass die Unrast
aus ihm geht
pflückt sich ein Zweiglein Thymian
zerreibt’s und riecht daran
sagt so zum Spaß versuchsweis muh

da wendet sie den Kopf
ganz still
und schaut ihn an
und schaut ihm zu

[Heinz]

Liebe Ftatateeta,
ach bitte lass die Kuh das Knabenkraut nicht fressen. Dann ists bald aus mit der Ruhe, die Dein Gedicht ausstrahlt.
Ich mach nun auch muh,
schließ die Äuglein zu
ganz wie die Kuh.
Liebe Grüße,
Heinz

[dunkler Traum]

... drollig beschrieben, gefällt mir, bin leider bei der Unrastzeile ins Stolpern gekommen, bin aber nicht gestürzt.

schaut zu der Kuh - liest sich für mich besser
und wartet,
dass die Unrast geht - Vorschlag

wsT
dT

[ftatateeta]

Lieber Heinz, hoffentlich hattest du einen guten Mittagsschlaf. Was passiert denn, wenn Kühe Knabenkraut fressen? Da hab ich scheint"s eine Bildungslücke.

Hallo dunkler Traum. Deinen Textvorschlag lasse ich mir gern durch den Kopf gehen, obwohl zuschauen (z.B. einer Kuh beim Stehen) und zu ihr (hin)schauen nicht dasselbe ist. Mal sehen.

Vielen Dank euch beiden für euer Interesse.

LG
ftateeta

[Heinz]

Liebe Ftatateeta,
was täte ich lieber, als mit meinen botanischen Kenntnissen anzugeben.
Warum Kühe das Knabenkraut nicht fressen sollten (was die schlauen Biester sowieso nicht machen), hat vor allem Gründe, die mit männlichen Phantasien zu tun haben. Das Knabenkraut heißt nämlich "Knaben"-Kraut, weil die Wurzel Ähnlichkeiten mit männlichen Genitalien aufweist. (Und welcher Knabe ließe sich gern daran knabbern?). Der zweite Grund ist juristischer Natur: Das Knabenkraut ist streng geschützt, darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Das kann einem Rindvieh ziemlich schnuppe sein, aber, jetzt kommt der dritte ernährungsphysiologische Punkt: Das Knabenkraut ist giftig. (Das wissen die Kühe und machen einen Bogen um das hübsche Pflänzchen).
Liebe Grüße,
Heinz

[XRayFusion]

Ihre Hinweise, sehr geehrter lyrischer Kollege Heinz, finde ich sehr hilfreich, da ich in der Rolle des Lesers einen kompetenten Umgang eines Autors mit Sachthemen (auch in lyrischer Form) goutiere. Meine Gedankengänge zum Knabenkraut (Name, anatomische Besonderheiten, Artbedrohtheit und die Giftigkeit) waren dieselben wie Ihre.
Anfügen möchte ich, dass der Name "Orchidee" nicht zufällig für das Knabenkraut gewählt wurde. Die mit der (human-) medizinischen Nomenklatur bewanderten Brettmitglieder werden dies sicherlich sehr schnell erfassen.

[Ilka-Maria]

Zitat von ftatateeta

schlägt sie nach Fliegen mit dem Schweif
und senkt den Hals ein wenig steif

Reimt sich perfekt, aber den Schwanz einer Kuh als Schweif zu bezeichnen ist ein kühner Versuch. Für mich sieht er eher wie ein überdimensionierter Pinsel aus, der darauf wartet, in die Farben einer Palette getunkt zu werden.

[Eisenvorhang]

Zitat von Ilka-Maria

Reimt sich perfekt, aber den Schwanz einer Kuh als Schweif zu bezeichnen ist ein kühner Versuch. Für mich sieht er eher wie ein überdimensionierter Pinsel aus, der darauf wartet, in die Farben einer Palette getunkt zu werden.

Wer weiß, vielleicht hat der Blitz eingeschlagen.

[ftatateeta]

Hallo, vielen Dank euch allen für die Kommentare.

.) Knabenkraut - richtig, das habe ich verstolpert. Ich habe das seit meiner Kindheit falsch gespeichert und nicht nachgeschaut. Knabenkraut nannten wir so ein unscheinbares blaublühendes Pflänzchen. Eisenkraut also. Zum Selbstkorrigieren ist es zu spät. Ilka-Maria, darf ich dich darum bitten?
.) Schweif - hmm. Zu hoch gegriffen für das zerfledderte Schwingpendel am hinteren Ende der Kuh. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.

Liebe Grüße und nochmal danke
ftatateeta

[Ilka-Maria]

Zitat von ftatateeta

Zum Selbstkorrigieren ist es zu spät. Ilka-Maria, darf ich dich darum bitten?

Erledigt.

[ftatateeta]

Danke.