Schöne Gedanken

[kaos]

Haha… es ist lustig.

Denke ich an alte Zeiten, denke ich nur an das Schlechte. Ich suhle mich wie verlegen in der morastigen Melancholie, die wie ein Parasit seit einiger Zeit an mir haftet. Sie bringt mich dazu Musik zu hören, die mich traurig macht, zwingt mich morbide Gedichte zu verfassen oder mich sinnlos abzudichten.

– abzudichten, haha. Was ein Wortspiel. Ist wohl als Verb zu verstehen, welches die letzte Tat eines Dichters umschreibt. Ein lyrischer Suizid sozusagen.

Abzudichten gegen den Rest der Welt. Abgeschnitten in mir selbst. Trockengelegt um nicht zu ersaufen. Ein Phatos und doch nur versteckte Phrase. Und genauso wie Verflossene die Löffelchenstellung bevorzugten, zieht die Madame M. den Huckepack vor. Denn sie ist Königin und ich ihr Diener. Untergebener. Auf jeden Fall „unter-„. Und Verfallener.

Gefallen-ersoffen-unter-dienend.

Und während sie es sich bequem macht, sinken die Schultern.
Ich wollte dich nur stolz machen. Selbst in dieser Erkenntnis finde ich nur Schmerz.
Verschwommen wird sich an dem Ausschuss gelabt. Weiter geht es nach unten. Einziger Grund ist der permanente Druck auf die Scapula. Die Schwerkraft tut ihr übriges.
Ein Krebsleiden wäre schön. Oder ein schnelles Auto. Das würde mich bestimmt schnell nach unten bringen. Nachdem es mich in voller Fahrt erwischt hat.

Aber genug von meinen Wünschen. Man darf auch nicht zu große Wünsche haben. Die daraus entstehende Gefahr einer selbst ausgelösten Enttäuschung ist immer potentiell zur Größe. Größe ist also doch entscheidend…

Noch ein schmerzvoller Stich ins Herz.

Habe also kleine Wünsche und kleine Enttäuschungen. Besser als große Wünsche und ebensolche Enttäuschungen.
Lieber einen schnellen Tod stehend auf der A7 den Laster im Auge. Ein kleiner Wunsch der Erlösung mit der Ernüchterung doch einen langen Tod gewählt zu haben als man, nachdem das Großraumkfz einen getroffen hat, merkt, dass man ja immer noch im Flug gen Leitplanke lebe, obwohl eben das knutschen der Knautschzone die Lichter hätte ausknipsen sollen.
Lieber das, als einen lebenslangen Kampf um riesige Wünsche im Leben zu haben, der nur von der Größe der Enttäuschung übertroffen wird, dies sein ganzes Leben machen zu müssen. Masochistisch.
Ein Trost bleibt: Der Mensch hat es nicht anders verdient!

Da uns die Natur scheinbar nicht mehr auf konventionelle Weise auf ein erträgliches Maß reduzieren kann, greift sie nun zu Sozialphobien, Depressionen und generell Phobien. Dazu noch ein Schuss Persönlichkeitsstörung und einen Hang zu… - ach, ein Hang reicht da schon – und schon hat die Natur eine neue Form Lemminge.

Homo Lemmus quasi.

Ein Hoch auf die Homolemminge. Und ein Hoch auf kleine Wünsche und Erwartungen. Auf dass sie wenige kleine Enttäuschungen gebären mögen.
Und ein Hoch auf die Natur und ihrem Hang (ja, ich musste ihn noch mal einbauen) – also, dem Hang Wesen zu selektieren, zu sortieren, und natürlich zu töten.
Denn somit sollte dieser Wunsch auf jeden Fall in Erfüllung gehen und ist somit mit einer Enttäuschungsfreigarantie versehen.

Eigentlich ein schöner Gedanke. Aber ich will ja keine schönen Gedanken haben. Und so denke ich wieder an etwas Schlechtes.


Böse Bienen.

[FeelLetter]

Hallo kaos!

Wie immer - der Schluss ist das wichtigste und hier mal wieder gut gelungen! Find ich einfach toll!

Mittendrin der Satz mit dem Laster und der Leitplanke - ein langer, verschachtelter Satz, der mich auch gleichzeitig an der Leitplanke kleben lässt - aber nur zu gerne!

Also - schöne Gedanken. Vielleicht jetzt in einem anderen Sinn gemeint als du in deinem Text es wolltest - aber ich hab da halt auch so meine.

Ach, was soll's - lange Rede, kurzer Sinn - gefällt!!

Überfahrne Grüße, FeelLetter

P.S.: Ich brauche einfach was zum schmunzeln. Dein Text ist da genau richtig...ich schmunzle! - und grinse... die Grimasse eines Überfahrenen...?