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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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21.06.2012, 02:39 | #1 |
Gast
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Glück
Glück
©Hans Hartmut Karg 2012 Ist Glück „persuit of happiness“? Welches Glück denn dann in welcher Form? Gibt es da nicht viel hohlen Stress, Gibt es die Glücksformel, die Norm? Bist Du denn Deines Glückes Schmied, Wenn Du Dein Leben eingerichtet, Hast Frau und Kinder trefflich lieb, Auf Teilhabe ganz lang verpflichtet? Sind manche nicht schon dadurch „glücklich“, Wenn sie des Nächsten Glück versauen, Finden das Lebensleid nun schicklich, Weil sie auf ihre Siege bauen? Vermasseln heißt doch auch „entglücken“ – Gerade dort, wo Vorsatz Schuld, Sich ganz vom Eigenen entrücken – Und dann noch stehn auf Ungeduld. Gibt es denn nicht jenes Glücksgen, Kann man sein Glück auch selber lernen, Wenn wir nur noch uns herrlich sehn Und uns von uns selbst nicht entfernen? „Jeder ist seines Glückes Schmied“, So hallt es aus den Glücksprogrammen. Doch wenn das Glück Dich einmal mied – Wie bist Du damit umgegangen? Gibt es nicht wundertolle Leute, Die positiv ihr Leben sehen, Während Du schon als wilde Beute Drohst an Umarmung einzugehen. In meinem wunderbaren Leben, Da warn die Glücklichen schon glücklich. Doch solche, die nur danach streben, Für die war oft Duldung nur schicklich. * |
21.06.2012, 07:03 | #2 |
Forumsleitung
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Ist hier vielleicht etwas falsch verstanden worden?
"Pursuit of happyness" ist kein Freibrief, auf Kosten anderer das eigene Glück durchzusetzen, sondern wurde - erstmals in der Geschichte - als ein Naturrecht des Menschen, und zwar in direktem Zusammenhang mit dem Recht auf Leben und Freiheit, in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verankert. Dieser Begriff läßt sich nur vor diesem Hintergrund richtig einordnen. |
23.06.2012, 05:45 | #3 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
vielen Dank für den Hinweis auf den historischen Zusammenhang, den ich kenne. Mir ging es bei meinem Gedicht ausdrücklich nicht um die Wiedergabe dieses hohen Naturrechts, sondern um die aktuelle Beobachtung von dessen Umsetzung. Da liegt dann vieles im Argen..... Herzliche Grüße R. R. Karg |
23.06.2012, 06:01 | #4 |
Forumsleitung
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In Deutschland hat man es wohl auch mehr mit der "Ordnung". Das "Streben nach Glück" wäre hier keinem Politiker eingefallen.
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24.06.2012, 05:57 | #5 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
da könntest Du wahrscheinlich RECHT haben. Auf der anderen Seite muss man natürlich die historische Situation der USA um 1776 sehen: Überwiegend junge Siedler und "Zugereiste" voller Tatendrang, ein fast grenzenloses Land (das man den Indiandern abgeknöpft hat), die Solidarisierung aus der Gefährdung der jungen Nation durch das britische Mutterland und dann natürlich zahlreiche Dichter und belesene, gebildete Politiker, die ihre junge Nation leidenschaftlich geliebt haben.... Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag! R. R. Karg |
26.06.2012, 10:41 | #6 |
Forumsleitung
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Na ja, eine "Nation" war es noch nicht, als die Klopperei mit dem Mutterland losging. Eigentlich wollten die britischen Kolonisten sich gar nicht vom Mutterland lösen, aber die Situation spitzte sich dermaßen zu, daß sie keine andere Wahl mehr hatten. Aber das weißt Du selbst.
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30.06.2012, 07:30 | #7 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
danke für Deine Hinweise, die natürlich historisch richtig sind. Mit der Bildung zu einer tragfähigen (nicht ideologisch aufgemotzten!) Nation haben wir ja auch unsere Erfahrungen aus mehreren Jahrhunderten. Wenn sich jetzt überhaupt erst eine EUROPANATION bilden sollte, würde das schwieriger werden, als wenn wir auf Nationenbildungen aus der Geschichte zurück greifen, die weniger spektakulär abgelaufen sind. Und dann dürften wir uns gern die Frage stellen, ob beispielsweise Deutschland nicht kulturell tragfähiger war, so lange es in kleinere Ländchen und Natiönchen zerfallen war. Luther und Goethe in Weimar, Dürer in Nürnberg, usw.: Größe und Zentralismus sind nicht unbedingt ein Motor für kulturelle Motivation und Vielfalt.... Das Faszinosum der Nationenbildung in Nordamerika ist auf jeden Fall eine gewisse Flapsigkeit und die Zwanglosigkeit ihrer Konstitution. Man denke dabei auch an die Hauptstädte der einzelnen Bundesländer der USA, die eher aus dem provinziellen Schatz und als Kleinzentren herangezogen worden sind. Der Umgang mit den Indianern und mit sich selbst steht allerdings in den USA auf einem anderen Blatt.... Herzliche Grüße R. R. Karg |
30.06.2012, 08:16 | #8 |
Forumsleitung
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Dabei ist im Blick zu behalten, daß Nordamerika von Europäern besiedelt und die USA von ebendiesen Einwanderern und ihren Nachkommen gegründet und gefestigt wurden. Von den "Amerikanern" kann man eigentlich erst ab der Zeit nach dem Sezessionskrieg sprechen, nachdem die Herkunft nicht mehr spürbar und allenfalls noch am Namen erkennbar war. Nach dieser Schlächterei hatten sie die Nase von Kampfhandlungen erst einmal gestrichen voll.
Was die Indianer angeht, ging es denen in Mittel- und Südamerika nicht anders. Das war auf dieser Erde überall schon so, daß diejenigen Völker, die waffentechnisch im Rückstand waren, den Kürzeren zogen. Man kennt das z.B. auch von den Hethitern, die in Ägypten einfielen. Mit der Kultur bin ich nicht Deiner Meinung. In manchen autoritär geführten deutschen Kleinstaaten unterlag die Kunst oft der Zensur. Nicht ohne Grund schrieb Schiller seine Dramen in aller Heimlichkeit und flüchtete schließlich nach Mannheim. Und Goethe als Frankfurter ist ein eigenes Kapitel. Ich meine, daß wir heute einen umfangreichen Kulturbetrieb in Deutschland haben, dem an Freiheit und Originalität - siehe Documenta in Kassel - keine Grenzen gesetzt sind. Nur nebenbei sei bemerkt, wieviel Zeit und Geld in den Umbau der Museumsinsel in Berlin gesteckt wurde. |
30.06.2012, 08:20 | #9 |
R.I.P.
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Hier mal kurz off topic:
Für mich ist es immer eine Bereicherung, Ilka-Marias Kommentare zu lesen. |
01.07.2012, 06:51 | #10 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
hätte Schiller seine "Räuber" schreiben können, wenn er nicht der kleinstaaterischen Knechtschaft ausgesetzt gewesen wäre? Gerade w e i l es Kleinstaaten gab, wurde auch eine angemessene Fluchtreaktion möglich - und uns unsterbliche Dichtkunst beschert. Herzliche Grüße R. R. Karg |
01.07.2012, 07:55 | #11 |
Forumsleitung
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Im zentralistischen Frankreich wurden auch Theaterstücke geschrieben - und zwar verdammt gute.
Aber mir ist klar, worauf Du hinaus willst: Schiller litt unter seiner "Gefangenschaft" extrem und wurde sicherlich dadurch zu einigen seiner Werke inspiriert, die in völliger Freiheit so nicht entstanden wären. Schönen Sonntag, Ilka |
02.07.2012, 06:01 | #12 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
natürlich möchte ich nicht so verstanden werden, als ob im Zentralismus schlechtere Theaterstücke geschrieben worden wären. Da gab es natürlich auch gute. Ein wenig möchte ich gleichwohl auf die Unterschiede aufmerksam machen: Molières Stücke haben einen anderen Impetus, als jene von Schiller. Der Hiatus zwischen PFLICHT UND NEIGUNG war im Absolutistischen Frankreich nie wirkliches Thema. Und DIE RÄUBER wären keinem Theaterschreiber dort so eingefallen. Da reichten offenbar DIE DREI MUSKETIERE...... Damit ist wiederum keine Wertung verbunden! Herzliche Grüße R. R. Karg |
09.08.2012, 07:16 | #13 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
mir fiel bei der Durchsicht der Antworten zu meinem Gedicht noch ein, dass die letzte Strophe des Gedichtes gerade auf die "andere" Glücksauffassung bei uns abhebt - im Gegensatz zum Glücksverständnis in Nordamerika. Freilich dürfen wir auch nicht vergessen, dass das Glück der einen das Unglück der anderen bedeuten dürfte (siehe Geschichte der Indianer in Nord- UND Südamerika). Herzliche Grüße R. R. Karg |
09.08.2012, 08:04 | #14 |
Forumsleitung
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Ja, das ist richtig, "pursuit of happiness" galt nur für die "eignen Leute" und schloß Krieg und Sklaverei nicht aus. Eine Verfassung bzw. die Gesetze galten in der Menschheitsgeschichte immer nur für das eigene Volk oder den eigenen Staat; aber das Recht, nach Glück zu streben, war bis dahin gesetzlich bei keiner Nation verankert gewesen, das war völlig neu. Wohlgemerkt: "zu streben", nicht, einen Anspruch darauf zu haben, daß es vom Staat geschenkt wird. Über die Grenzen hinauszusehen und sich für Mensch und Tier auf der ganzen Erde einzusetzen bedurfte einer noch langen Entwicklung.
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10.08.2012, 07:55 | #15 |
Gast
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Re: Glück
Liebe Ilka-Maria,
.......wobei dann immer noch offen bleibt, ob und inwieweit das Glückstreben mit Freiheit verbunden bleibt oder völlig neue Abhängigkeiten schafft, die dann mehr oder weniger offen wiederum vom Gesetzgeber, von den Gerichten und/oder von der Politik korrigiert werden müssen. Diese "nacharbeitende" Korrektur ist es wahrscheinlich auch, welche bei entsprechendem Glückstreben und beim Durchleben bestimmter Glücksformen zu schrecklichen Möglichkeiten der Unfreiheit und Missverhältnissen von Glückserwartungen führt. Bei Juden gibt es da den Begriff des "Entglückens" mit dem Wort "vermasseln". Glück wünscht man denn auch bei der Hochzeit am Heiratstein, denn "massl toff" ist der Heiratsspruch an das Paar und heißt "Viel Glück!" Herzliche Grüße R. R. Karg |
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