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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 07.01.2012, 21:25   #1
männlich Newcomer
 
Dabei seit: 01/2012
Alter: 29
Beiträge: 6

Standard Hetzjagd - Gedicht

Hetzjagd


Die Sonne senkt sich langsam nieder,
ein Bäuerlein blickt auf, so sieht er,
ein Mädchen auf den Wald zulaufen,
er ruft, beginnt sein Haar zu raufen:

,,Frau! Wo willst du hin? Lass ein...!
Du kannst nicht in den Wald hinein.
Wer nach Dämm'rung ging da rein,
der konnte noch so mutig sein,
er wurde niemals mehr gesehen.
Drum rat' ich dir, nicht reinzugehen."

Die Frau den Bauer schlicht missachtet,
der nimmt die Bein' zur Hand und hastet,
die Frau an ihrem Lauf zu hindern,
den Wunsch, im Wald zu sein, zu lindern.

Doch das Mädchen hält nicht an,
erreichen sie den Wald sodann,
der Bauer schnell nach Hause kehrt,
sich nicht mehr um das Mädchen schert.

Kaum hat sie sich hineinbegeben,
fängt's im Walde an zu leben.
Es knistert, rumpelt, knarrt und ächzt,
es zwitschert, flattert, faucht und krächzt.

Das Frauchen aber unbeirrt,
nicht durch solch beängstigt wird.

Doch dann ein Unglück in dem Lauf,
sie sticht sich den Finger am Rosendorn auf.
Ein einziges Tröpflein von Blut tritt aus, fällt,
zu Boden, wo es am Steinchen zerschellt.

In weiter Entfernung riecht ein Wolfstier das Blut,
eine unendliche Mordlust in ihm ruht.


Das Mädchen indes, zittert sehr, ihr ist kalt,
sie zieht das Vlies enger, als Geheule erschallt.
Sie fürchtet und schaudert und rennt nun viel schneller,
man sieht kaum noch etwas, ach, wär es doch heller.

Ein zweites Geheul, sie fängt sehr an zu bangen,
um sie wirbeln Schatten, das Mädchen zu fangen.
Ein weiteres Heulen, nun ist es geschehen,
sie rennt wie der Teufel, dem Wolf zu entgehen.

Die Todesangst ihr Herz zuschnürt,
das Feuer der Verzweiflung schürt,
ein Blatt, das ihren Arm berührt,
Schock, der sie zu Tränen rührt,
aufsteigend Nebel all dies kürt.

Dann fängt's auch noch zu Trappeln an,
im Dunkeln schleicht er schnell heran.
Das Mädchen, voller Furcht, so denkst sie:
,,Das Bäuerlein hat' Recht!", erkennt sie.

Sie will nur fort, raus aus dem Wald,
das Dunkel sich zusammenballt.
Ein viertes Heulen hinter ihr,
ein Schrei, von diesem wilden Tier.

Sie blickt sich um in ihrer Not,
zwei rote Augen, dort winkt der Tod.

Und als sie so nach hinten schaut,
begreift, was ihr da Schlimmes graut,
da stolpert sie, fällt hin, schlägt auf,
sie steht schnell auf, ein Schritt, darauf,
ein Prankenhieb mit viel Gewalt,
ihr Schmerzschrei durch die Bäume schallt.

Sie fällt erneut, als sie sich dreht,
der Wolf nun über dieser steht.
Sie starr vor Schreck, die Zeit hält an,
dass sie ihr Leben sehen kann.
Es zieht an ihr vorbei ganz schnell,
dann wird es plötzlich gleißend hell.
Die Angst ist fort, die Furcht, der Schmerz,
die Dunkelheit umschließt ihr Herz,
und trägt sie fort gen Niemandsland,
den Ring des Liebsten an der Hand.

Ich hoffe es gefällt euch
Newcomer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:13   #2
weiblich Ex-WUI
 
Dabei seit: 09/2018
Beiträge: 1.057

Eine schöne aber traurige Geschichte, lieber Newcomer.

Es gibt ein paar Zeilen, die noch ausbesserbar wären...
Falls du das überhaupt möchtest.

Zitat:
,,Frau! Wo willst du hin? Lass ein...!
Du kannst nicht in den Wald hinein.
Wer nach Dämm'rung ging da rein,
der konnte noch so mutig sein,
er wurde niemals mehr gesehen.
Drum rat' ich dir, nicht reinzugehen."
Wie wäre es mit? "Wer nach der Dämmerung trat ein"
Ich weiß, du hast das ein schon oben...
Hm... irgendwas mit Schein vielleicht?!
Die dritte Zeile wirkt ein wenig gequält.

Zitat:
Das Frauchen aber unbeirrt,
nicht durch solch beängstigt wird.
Durch solches nicht beängstig wird... wäre auch möglich

Zitat:
Die Todesangst ihr Herz zuschnürt,
das Feuer der Verzweiflung schürt,
ein Blatt, das ihren Arm berührt,
(der) Schock, der sie zu Tränen rührt,
aufsteigend Nebel all dies kürt.
wird von der Nebelnacht gekürt...

Aber lass dich davon nicht beirren. Es sind nur Ideen.
Ich mag deine Geschichte.

Irre Grüße
Ex-WUI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:17   #3
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

iss das ein wehrwolf-epos?
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:19   #4
männlich Newcomer
 
Dabei seit: 01/2012
Alter: 29
Beiträge: 6

Wirklich gute Ideen, besonders die letzten beiden, danke dafür
werde mich da morgen nochmal dransetzen und diese einarbeiten..

@Ralfchen:
nicht unbedingt werwolf
ursprünglich wa es als eine Parodie auf den Erlkönig (der immer näher und näher kommt und der Vater flieht mit dem Kind immer hektischer) gedacht, ich weis aber nicht ob da jemand die Ähnlichkeit erkennt..
Newcomer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:30   #5
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

ich schon. ein eigenartiger text, der dunkle lockende tiefe hat. ich würde dem mädchen - vorausgesetzt sie iss über 18 - gerne in den wald folgen.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:54   #6
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 40
Beiträge: 1.462

Huhu Newcomer,
wirklich ein beeindruckender Text. An vielen Stellen glänzt er überaus mit wunderbarer Grammatik Da kann z.B. ich, viel bei lernen.
Sowas begrüsse ich natürlich! Immer gerne.
Der Inhalt hat ebenfalls das gewisse etwas, etwas fesselndes und auf Märchen fahr ich sowieso ab
Die Vorschläge von WuI sind total supi... Das bedeutet evtl. noch mehr Glanz für Deinen Text. Echt stark, da zieh ich den Hut vor^^

LG
Rebird ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2012, 23:58   #7
männlich Newcomer
 
Dabei seit: 01/2012
Alter: 29
Beiträge: 6

Ooh, so viel Lob auf einmal, da kann ich mich nur herzlich bedanken
Es freut mich wenn dir der Text sowohl an Inhalt als auch an Aufbau gefallen hat, es ist immer ein schönes Gefühl Anklang zu finden.
Bin noch ein Anfänger in der Dichtkunst, also vll werde ich demnächst ein paar neue Gedichte von mir online stellen.
Noch einmal vielen Dank für dein Gefallen(:
Lgb
Newcomer ist offline   Mit Zitat antworten
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