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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 27.08.2006, 19:23   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard weiblich

weiblich
Honigblonde Strähnchen
kitzeln die Nasenspitze.
Ein Hauch von Pfirsich
taucht sanfte Haut
in milde Düfte.
Fein gemalte Striche
säumen die Augenschlitze.
Ein zartes Rosa
fließt glatte Kurven
hinab zur Hüfte.
Steinern blaue Leinen
kleiden den Unterschied,
der schamlos zwischen
den Beinen weinend
auf Frauen steht.
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Alt 28.08.2006, 00:15   #2
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard hey, dead poet (!)!

wie ich sehe, hat neuerlicher musenkuß dich von der beim nachdenken über alte gedichte entstandenen verzweiflung erlöst.

also:

das dritte paket markiere ich mit einem vorbehaltlosen PRO. stone washed, sehr zeitgemäß, modisch top, hält jedem kritischen blick stand. eine originelle und gar nicht platte beschreibung von 'männlichkeit'. das wort 'weinend': ein guter griff, in der tat, bündelt vielerlei!

die pakete 1 und 2 werfen fragen auf, auch der text als ganzes. nämlich: der titel scheint mir nicht recht zu passen. warum 'weiblich'? für mich erzählt der text eben nicht nur vom 'weiblichen', sondern - wegen paket 3 - vom 'unterschied'. könntest du dir vorstellen, den titel in diese richtung abzuändern?

weiter: die 'weiblichen pakete' sind noch nicht so auf den punkt gebracht, sie treten, zwar auch gut gearbeitet, hinter dem 3. zurück. da sind (so empfinde ichs jedenfalls) redundanzen -
obwohl die von dir gebrauchten beschreibungen schön gearbeitet sind: das zarte rosa und die glatte hüftkurve PASSEN zur sanften pfirsichdufthaut und zu den honigblonden strähnchen, alles zusammen ist ein gelungenes pendant zu dem steinern blauen leinen -
meine frage aber: wäre es denkbar, aus diesen 2 paketen EINES zu machen, ev. Zeile 3, 4, 5 der strophe 1 und zeile 2, 3 der strophe 2 wegzulassen bzw. die beiden ersten pakete anders noch mehr zu 'verdichten' (ich hoffe, du weinst nicht, wenn ich sowas vorschlage)?
ich finde, die wiederholten beschreibungen (haare, nasenspitze, haut, pfirsichduft, augen, rosa bekleidung, hüfte) bringen nichts wesentlich neues dazu, mir sind es (mit verlaub) schon fast zu viele details. obwohl, ja, zu kurz und knapp sollte es natürlich auch nicht sein ...

also, das sind so fragen von mir, es ist halt noch nicht GANZ so ausgereift wie die einsamkeit ...

lg wie auch immer, Pega. (jaja, ich bin echt faul, drum schreib ich alles klein ...)
Pegamund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 00:30   #3
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Frage zurück: Bist du dir sicher, dass ich hier von 2 verschiedenen Personengruppen spreche?
Ich könnte den Titel anders benennen, aber dann käme die Überraschung nicht mehr, die in der 3. Strophe offenbart werden sollte. Während ich mir überlege, ob ich etwas ändern kann/muss, überleg dir doch mal, was eigentlich beschrieben wird und wie es letztendlich auch zum Titel passt

Kleiner Tipp: beachte kleine Wörtchen wie 'schamlos', deren Doppeldeutigkeit und ihre Gemeinsamkeit mit 'weinend'

Falls du nicht drauf kommst, oder keine Lust hast, rum zu raten, verrat ich's dir natürlich auch
Dann müsste ich das Gedicht aber nochmal überarbeiten...

PS: Gips-Händler (hihi, voll missverständlich) müssen keine Großbuchstaben verweden !
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 00:39   #4
FatLouie
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 61

Hm. Obwohl ich Pegamund nicht wirklich folgen kann, wäre das meine interpretation, kurz gesagt: eine Frau, die alle Vorzüge besitzt, um in der Männerwelt zu gefallen, ist eigentlich lesbisch, und zwar unglücklich.
FatLouie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 00:41   #5
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

falsch geraten! wer will nochmal, wer hat noch nicht?

echt so missverständlich?
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 01:15   #6
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard ja,

nach deinen hinweisen, dp, war die von FatLouie bereits beschriebene lesart die, auf welche ich auch gekommen bin. war jetzt aber auch wieder nix ...

offenbar bin ich nicht nur Gips-Händler[in] (danke für die exkulpation bez.großkleinschreibung ), sondern auch Gips-Hirner[in] ...

wart mal noch mit der lösung, maybe eine/r sagt noch was ...

lg, Pega.
Pegamund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 03:41   #7
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

@pega:
Dein Vorschlag der sprachlichen Verdichtung ist zwar berechtigt, in meinen Augen aber nicht zwingend nötig - und vor allem kaum realisierbar, wenn gleichzeitig die weiblichen Kurven des 'optisch anspruchsvollen' Gedichtes erhalten bleiben sollen

@dead poet:
okay, ist mir zwar neu, dass dies das Rätselforum ist, aber warum auch nicht?
ich muss dazu sagen, dass sich mein Gedankengang in den Kommentaren wiederspiegelt: zuerst dachte ich wie pega (nunja... ist ja auch nicht verwerflich, als Frau so zu denken, oder? 8) ), mein nächster Gedanke wird im Wesentlichen von FatLouie wiedergegeben - bis auf den Aspekt, dass ich nicht von einer unglücklichen Lesbe ausging.

ja und jetzt bin wohl ich an der Reihe... die nächstliegende Möglichkeit scheint mir eine kritische Sichtweise der unisex-Mode, wie es Jeans zweifelsfrei sind.
Dein Gedicht beschreibt vom Kopf bis zur Hüfte Weiblichkeit - und ab der Hüfte herrscht Verwirrung (was anhand der Interpretationsansätze mehr als deutlich wird). Der Unterschied (also das Weibliche) ist kaum mehr auszumachen, wirkt androgyn, wenn nicht gar asexuell.
Es wird also bedauert, dass die 'Jeans auf Frauen stehen' (übrigens nette Sichtweise!).

doch, ich muss sagen: hat was! (vor allem auch wegen der Verwirrung, die es stiftet)
...ein anderer Interpretationsansatz fällt mir aber wirklich nicht mehr ein

liebe Grüße!
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 05:46   #8
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard boar, UhEXe

das könnte es sein ... !

Pega. (warte gez, bis das licht definitiv angeht ...)
Pegamund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 13:52   #9
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

also gut... wenn ihr den Lichtschalter nicht findet... *licht anknips*

Ihr glaubtet die ganze Zeit, in den ersten zwei Strophen die Beschreibung einer weiblichen Person zu lesen. Blonde Strähnchen, Pfirsich-Duft, sanfte Haut, gemalte Augenbrauen, rosafarbenes T-Shirt o.ä., glatte Kurven - das deutet alles zunächst auf eine Frau hin - was es auch soll.

Aber in der dritten Strophe wird es eigentlich klar: "Steinern blaue Leinen / kleiden den Unterschied, / der ... / auf Frauen steht." männlich - diese Assoziation hattet ihr ja auch alle zunächst. Nun habt ihr diese aber auf die ersten beiden Strophen bezogen, statt umgekehrt! Gibt es denn keine Männer mit rosa T-Shirt, Frucht-Deo, ins Gesicht hängenden Haaren, fehlender Schambehaarung (schamlos), tränendem Gesicht, ...? Naja, Schwule eben... Da die beschriebene Person aber "auf Frauen steht", handelt es sich um den neuen Typ Mann, der großen Wert auf Körperpflege und soigniertes Aussehen legt, manchmal vielleicht auch etwas zu viel (gemalte Augenbrauen etc.), den metrosexuellen Mann! Ahhhhh...

Nunja, die Verwirrung, die ich gestiftet habe, müsste ich jetzt eigentlich als Erfolg betrachten, da Metrosexuelle auch nicht sehr oft auf Verständnis treffen und ihr 'Untschied' zur Frauenwelt sich auf ein Minimum (will damit keine Vorurteile schaffen, Minimum war nur eben ein passender Begriff )beschränkt...

Bin also nur halb enttäuscht, dass ihr da nicht selbst drauf gekommen seid. Weil ich weiß nicht so recht, wie ich das Gedicht ändern soll, ohne es nicht gleich vorab zu verraten (Titel 'metrosexuell' z.B.).

Aber ich werde mir Gedanken machen...

Schön, dass ihr rum gerätselt habt, danke für eure Kommentare!

Lieben Gruß,
dead

PS: übrigens toll, dass du die weiblichen Kurven in der optischen Form des Gedichts erkannt hast, U-heXe! War eigentlich nicht beabsichtigt gewesen, hab es selbst auch erst gemerkt, als ich es zentriert hatte (ich weiß, sowas sollte man nicht verraten, lieber auf Absicht plädieren...)
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 16:42   #10
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

Hallo deadpoet,

danke für die 'Auflösung'

aber mal ehrlich: willst Du nicht die verschiedenen Interpretationsansätze für Dein Gedicht gelten lassen? Ich finde, sie haben alle irgendwo ihre Existenzberechtigung und was die beschriebene Personengruppe angeht hat auch die übrige Bevölkerung meist verschiedene Interpretationsansätze parat, was deren tatsächliche Geschlechterzugehörigkeit angeht (besonders gut zu beobachten in öffentlichen Verkehrsmitteln).

ohne dass das jetzt so rüberkommt, als wollte ich partout 'recht behalten' (wie auch, ist ja Dein Gedicht...): mir kam das auch mal kurz in den Sinn, ob Du vielleicht einen femininen Mann beschreibst (über das von Dir erwähnte 'Zuviel' an Schminke lässt sich natürlich streiten ), aber ich verwarf den Gedanken
1. wegen den beschriebenen Kurven (spätestens daran erkennt man in der Regel doch recht gut, um 'was' es sich tatsächlich handelt)
2. wegen der optischen Form des Gedichts, welche insbesondere den Brustbereich sehr stark betont (ich fand das fast etwas übertrieben, aber okay, wenn's purer Zufall war, fällt das Argument vielleicht raus) und
3. weil ich im Falle eines Mannes keinen Grund sah, weshalb da etwas zwischen den Beinen schamlos weinen sollte (das Wichtigste ist doch, dass hinter dem femininen Outfit tatsächlich noch ein Kerl existiert)... aber mag schon sein, dass die Beurteilung dessen geschlechts- bzw. vorliebenspezifisch ist *räusper* 8)

obwohl ich 'falsch geraten' habe, gefällt's mir nach wie vor

Liebe Grüße!

PS: den Titel würde ich nicht ändern - vor allem nicht in 'metrosexuell' o.Ä. - höchstens in 'männlich'
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2006, 17:14   #11
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard Hallo U-heXe,

also in 'männlich' werde ich den Titel ganz sicher nicht ändern. Nicht nur, weil das wohlmöglich noch mehr Verwirrung stiften würde (mit der kann ich mich mittlerweile ja schon anfreunden), sondern weil der Titel zur äußeren Form gehört und die ja ansonsten extrem weiblich ist - was sie ja auch sein soll.

Natürlich lasse ich euch eure anderen Interpretationen, sie passen ja zugegebener Maßen auch weitgehend.

Aber um meine eigene Intention mal zu verteidigen:
1. Kurven sind typisch weiblich, da hast du selbstverständlich recht. Deswegen hab ich sie auch als 'glatt' bezeichnet - der Abdruck durch das enge T-Shirt offenbart aber doch auch gewisse Kurven - flach wäre eventuell passender. Glatt sollte eben nochmal für 'rasiert' stehen. Mach mir diesbezüglich nochmal Gedanken.
2. Das mit der optischen Form war Zufall, aber wie oben bereits geschrieben, darf sie hier spottender Weise ruhig ein Frauenbild für den eigentlichen Mann entwerfen.
3. Ein richtiger Kerl ist dieser Metrosexuelle doch gar nicht! Er betreibt Körperpflege wie eine Frau, zieht sich an wie eine Frau und flennt wie eine Frau!

Tüftle grade an versteckten Männlichkeitssymbolen, die ich (für den ersten Blick) unbemerkt in die ersten zwei Strophen flechten will. Vielleicht kommt man dann auch eher auf meine eigene Interpretation

Schöne Grüße,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2006, 17:58   #12
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard So...

Kurven sind entfernt +baumelnd/hängend eingefügt, um den 'Unterschied' unmissverständlich zu charakterisieren:

Honigblonde Strähnchen
kitzeln die Nasenspitze.
Ein Hauch von Pfirsich
taucht sanfte Haut
in milde Düfte.
Fein gemalte Striche
säumen die Augenschlitze.
Ein zartes Rosa
fließt tränengleich
hinab zur Hüfte.
Steinern blaue Leinen
kleiden den Unterschied,
der schamlos zwischen
den Beinen baumelnd/hängend
auf Frauen steht.
alternativ (oder additiv?) letzte Strophe:
Falsch verpackte Muskeln
prellen die Männlichkeit
Die Frau im Manne
ist umgekehrt
die Ähnlichkeit.
Ich bin mir selbst (noch) nicht schlüssig, ob (und was) ich ändern soll, deshalb stell ich es einfach mal zur Diskussion.

Bin auf eure Meinung gespannt.

Gruß,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2006, 00:09   #13
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

hallo dead,

ich hoffe, Du kommst Dir jetzt nicht verar... vor, aber mir gefällt die 1. Version eindeutig besser. Und das nicht nur aufgrund der entstandenen Verwirrung (ich denke, das Gedicht kann durch eine unmissverständliche Charakterisierung nur verlieren *sorry*), sondern auch wegen der klangvolleren Sprache: "zwischen
den Beinen weinend" liest sich nunmal anders als "zwischen den Beinen baumelnd/hängend".

liebe Grüße!

PS: und führe mich nicht in Versuchung einen off-topic-thread à la: "wo beginnt und wo endet Männlichkeit?" zu eröffnen
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2006, 00:25   #14
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

hi hexe,

einen "wo beginnt und wo endet Männlichkeit?"-thread darfst du gerne eröffnen! werde fleißig mitposten

Und ich stimme dir ja auch zu, dass das Original besser klingt... hab nur eben die (vielleicht altmodische) Auffassung, dass man ein Gedicht eindeutig interpretieren können sollte - was bei meinem scheinbar nicht der Fall ist. Aber ich werde mich (wohl oder übel) damit abfinden (müssen)

Dank dir,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
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