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Alt 09.03.2007, 13:33   #1
männlich Sister_Hazel
 
Dabei seit: 02/2007
Ort: Bayern
Beiträge: 14


Standard Frei - Tod

Nein, er wollte sich die Schuld nicht geben. Nicht sich, er hatte damit nichts zu tun gehabt. Vielleicht gab es auch gar keine Schuld. Was hätte das auch sein sollen? Ein falsches Wort? Oder zu viele davon? Das Leben als Heuchler, wegen dem er seine Ideen nie verwirklichen konnte, oder eher die Tatsache, dass er sich selbst als Heuchler wahrgenommen hatte, sobald er anfing, sie zu verwirklichen, weil er selbst nicht mehr an sie glaubte?

Natürlich, jede Berührung verliert nach einer bestimmten Zeit ihren Reiz, aber war wirklich er daran schuld? Vielleicht war es ja die Zeit selbst. War es nicht er gewesen, der sich von abends bis morgens abgemüht und um jede kostbare Sekunde gekämpft hatte, um die Sammlung am Schluss auf einem goldenen Tablett zu verschenken. Mit solch einem Großmut, dass er sich schon selbst abstoßend gefunden hatte. Lag dort der Fehler? Und in was hat diese Selbstlosigkeit sich verwandelt? Jetzt? Acht Flaschen bitteres Bier! Aber zumindest war er wieder er selbst, nichts stand zwischen ihm und seiner Wahrheit.

Endlich war es an der Zeit, sich selbst wieder glauben zu können, nicht mehr um zehn Ecken reden zu müssen, um am Schluss kleinlaut statt selbstbewusst auf das gleiche Ergebnis zu kommen. Endlich waren die Hände wieder dreckig und die Federhandschuhe, mit denen er die prunkvollsten Himmelsschlösser gebaut hatte, im Mülleimer. Er war zurück auf seinem persönlichen Weg, seiner unbestimmten Sehnsucht. Er hatte keine Schuld, nein. Es hatte so kommen müssen. Er war reifer geworden und hatte endlich den Wert von primitiven und altklugen Weisheiten kennengelernt, die er zuvor vor lauter Stolz nicht an sich Anteil haben lassen wollte.

An so etwas kann man keine Schuld haben, nicht als ein einzelner Mensch. Nicht wenn man sich so bemüht hatte. War es vielleicht einfach zuviel Mühe gewesen? Den Spagat hatte er ja nie geschafft zwischen seiner Anteilnahme, der Pflege und der Wahrheit, die darin hätte stecken sollen. Was war denn dann die Wahrheit an der Sache? Das Gefühl oder die Tat? Sie hatte doch auch immer unter Tränen geschworen, es würde alles anders werden. Ja, anders! Anders, man man. War ja nicht so, dass er sie nicht mehr geliebt hatte, er konnte einfach nur nicht mehr länger dieses Leben führen, diese Selbstverleumdung. Auf Verleumdung stehen bis zu 2 Jahre. Auf ihren Tod? Nein, das war sie allein gewesen. Nein, er hatte keine Schuld.
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