Alle Neune

[Cornelius]

Früher hat am Abend, auch am späten,
Vater meinen Wissensstand vermehrt,
jeden Samstag unsre neun Planeten
mir mit diesen Worten hier erklärt:

"Der Merkur, der machte schnell uns älter,
achtundachtzig Tage hat sein Jahr.
Dazu ist es dort ein wenig kälter,
als es auf der Erde jemals war.

Venus lockt mit ihren zarten Schleiern,
lädt zum Trinken, Tanzen und Gesang,
doch sie läuft so langsam, dass beim Feiern
auch ein Tag nur würde uns zu lang.

Folgt die Erde jetzt an dritter Stelle.
Wie beschreib ich sie mit einem Wort?
Hier nur springt im Bächlein die Forelle.
Schätzen wir gebührend diesen Ort?

Mars mit seiner öden roten Wüste,
wo der Wandrer sich sehr leicht verliert,
hat nicht nötig, dass man ihn noch grüßte,
weil sein Einfluss längst die Welt regiert.

Jupiter, der König der Planeten,
böte wohl zum Leben reichlich Raum.
Stürmisch wird begrüßt, wer ihn betreten,
doch geschehen wird dies freilich kaum.

Wollte man Saturn einmal beehren,
fiele man, ob Lehrer oder Lurch,
in den leichten, schmuck umringten Sphären
ohne Frage sang- und klanglos durch.

Uranus, der Eisgigant, wohl macht sich
gerne rar und hielt sich lang versteckt.
Anno Siebzehnhunderteinundachtzig
hat Herr Herschel staunend ihn entdeckt.

Auf den Neptun regnen Diamanten,
Kohlenstoff verflüssigt sich zum Meer,
doch bei allem Reiz des Unbekannten
fiele uns das Atmen dort recht schwer.

Pluto hat auch fraglos seine Klasse.
Leider hat man kürzlich ungeniert
wegen seiner zu geringen Masse
ihn zum Kleinplaneten degradiert.

Lässt du die Gedanken also schweifen
durch den tiefen dunklen Weltenraum,
darfst zu deiner Freude du begreifen:
Besser triffst du anderswo es kaum,

als auf unsrer schönen blauen Erde,
die mit ihrem Glanz und ihrer Pracht,
dass den Menschen sie zur Heimat werde,
wie von weiser Hand für uns gemacht."

Um nach seinem Rat den Schritt zu lenken,
wurde ich dann doch kein Astronaut.
Doch ein Wunsch blieb stets in meinem Denken:
Hätt' im All mich gerne umgeschaut...