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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 28.02.2014, 08:05   #1
männlich Ex-Poesieger
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Standard Stilles Gedenken

Gemeinsamkeit für uns
liegt im trauernden Lachen,
wenn plötzlich
die Grenzen fallen.

Nicht, dass wir getrennt wären,
aber der Schritt ins Reich,
stand noch aus,
wie er sich gebührt.

Da sie ja wissen,
daß ihr Erbe lebt,
können sie ruhen,
wie verdient.
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Alt 28.02.2014, 09:20   #2
Thing
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Standard Hallo, Poesieger -

wie e s sich gebührt (las ich unwillkürlich).
Dein "er" paßt natürlich auch.

So möcht man mir auch mal predigen, wenn es an der Zeit ist,
gefällt mir nämlich gut.

LG
Thing
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Alt 28.02.2014, 09:49   #3
männlich Ex-Poesieger
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Vielen Dank. Wir wissen das sehr zu schätzen.

LG RS
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Alt 28.02.2014, 11:16   #4
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Vielen Dank! Wir wissen das sehr zu schätzen ... LG RS
Pluralis Majestatis, Euer Hoheit? *

* Falls ja: Ich bin der unwürdige Käsekrümel, der welcher es wagte, an Euer hochwohlgeborenem Beinkleid - wenn Euer Blick geruhet ...
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 11:28   #5
Thing
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Vielen Dank. Wir wissen das sehr zu schätzen.

LG RS
Dir und der Mittrauernden:
In Gedanken dabei
mit

LG
U.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 11:28   #6
männlich HansArp
 
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Vielleicht auch Gollum
HansArp ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 11:31   #7
männlich Ex-Poesieger
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Meine Freundin und ich.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 11:54   #8
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Meine Freundin und ich.

LG RS
Zwischenrein aber auch mal andersrum!
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 12:12   #9
männlich Ex-Poesieger
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Contenance s`il vous plait!

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 12:53   #10
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Contenance s`il vous plait!

LG RS
Sorry ...
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 13:03   #11
männlich Ex-Poesieger
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Irgendwie ist der Anlass trauriger und glücklicher Natur gleichermassen.

Vielen Dank + LG RS
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Alt 28.02.2014, 13:37   #12
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
Irgendwie ist der Anlass trauriger und glücklicher Natur gleichermaßen. Vielen Dank + LG RS

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

von Hermann Hesse
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 13:51   #13
männlich Ex-Poesieger
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Mag ich nicht. Wir haben uns aus einem sehr traurigen Anlass kennengelernt und der Schmerz verbindet uns stärker als jedes Gedicht, was den Abschied als Lebenstip preist.

Trotzdem Danke, war ja gutgemeint.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 13:58   #14
Thing
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Standard Dann doch ein wenig gefüllter - nix für ungut!

Das Lied von der Glocke (1800)
Textdaten
Autor: Friedrich Schiller
Titel: Das Lied von der Glocke
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1800, S. 251 – 272
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Erscheinungsdatum: 1800
Verlag: J. G. Cotta
Erscheinungsort: Tübingen



[251]
Das Lied von der Glocke.

Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
Frisch, Gesellen! seyd zur Hand.
5
Von der Stirne heiß

Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
10
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;

Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
[252]
15
Den schlechten Mann muß man verachten,

Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
20
Was er erschafft mit seiner Hand.


Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es seyn,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein,
25
Kocht des Kupfers Brey,

Schnell das Zinn herbey,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube
30
Die Hand mit Feuers Hilfe baut,

Hoch auf des Thurmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird’s in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr,
[253]
35
Und wird mit dem Betrübten klagen,

Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängniß bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
40
Die es erbaulich weiter klingt.


Weiße Blasen seh’ ich springen,
Wohl! die Massen sind im Fluß.
Laßt’s mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
45
Auch von Schaume rein

Muß die Mischung seyn,
Daß vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle.

Denn mit der Freude Feyerklange
50
Begrüßt sie das geliebte Kind

Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschooße
Die schwarzen und die heitern Loose,
[254]
55
Der Mutterliebe zarte Sorgen

Bewachen seinen goldnen Morgen –
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
60
Durchmißt die Welt am Wanderstabe,

Fremd kehrt er heim in’s Vaterhaus,
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmels Höh’n,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
65
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.

Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Thränen,
Er flieht der Brüder wilden Reihn.
70
Erröthend folgt er Ihren Spuren,

Und ist von ihrem Gruß beglückt;
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
75
Der ersten Liebe goldne Zeit,
[255]

Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit,
O! daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!

80
Wie sich schon die Pfeifen bräunen!

Dieses Stäbchen tauch’ ich ein,
Sehn wir’s überglast erscheinen
Wird’s zum Gusse zeitig seyn.
Jetzt, Gesellen, frisch!
85
Prüft mir das Gemisch,

Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
90
Da giebt es einen guten Klang.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
95
Spielt der jungfräuliche Kranz,
[256]

Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feyer
Endigt auch den Lebens-May,
100
Mit dem Gürtel, mit dem Schleyer

Reißt der schöne Wahn entzwey.
Die Leidenschaft flieht,
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
105
Die Frucht muß treiben.

Der Mann muß hinaus
In’s feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
110
Erlisten, erraffen,

Muß wetten und wagen
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbey die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Haabe,
115
Die Bäume wachsen, es dehnt sich das Haus.
[257]

Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
120
Im häuslichen Kreise,

Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn’ Ende
Die fleißigen Hände,
125
Und mehrt den Gewinn

Mit ordnendem Sinn,
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
130
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,

Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.
Und der Vater mit frohem Blick,
Von des Hauses weitschauendem Giebel
[258]
135
Ueberzählet sein blühend Glück,

Siehet der Pfosten ragende Bäume,
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
140
Rühmt sich mit stolzem Mund:

Fest wie der Erde Grund
Gegen des Unglücks Macht
Steht mir des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
145
Ist kein ew’ger Bund zu flechten,

Und das Unglück schreitet schnell.

Wohl! Nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch, bevor wir’s lassen rinnen,
150
Betet einen frommen Spruch!

Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr’ das Haus.
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießt’s mit feuerbraunen Wogen.
[259]
155
Wohlthätig ist des Feuers Macht,

Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft;
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
160
Wenn sie der Fessel sich entrafft,

Einhertritt auf der eignen Spur
Die freye Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
165
Durch die volkbelebten Gassen

Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente, hassen
Das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
170
Quillt der Segen,

Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm!
175
Das ist Sturm!
[260]

Roth wie Blut
Ist der Himmel.
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
180
Straßen auf!

Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
185
Kochend wie aus Ofens Rachen

Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Thiere wimmern
190
Unter Trümmern,

Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
195
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen

Sprützen Quellen, Wasserwogen.
[261]

Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht,
Prasselnd in die dürre Frucht
200
Fällt sie, in des Speichers Räume,

In der Sparren dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reissen, in gewalt’ger Flucht,
205
Wächst sie in des Himmels Höhen

Riesengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
210
Und bewundernd untergehen.

Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
215
Wohnt das Grauen,

Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.
[262]

Einen Blick
Nach dem Grabe
220
Seiner Haabe

Sendet noch der Mensch zurück –
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wuth ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
225
Er zählt die Häupter seiner Lieben

Und sieh! ihm fehlt kein theures Haupt.

In die Erd’ ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird’s auch schön zu Tage kommen,
230
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?

Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht indem wir hoffen
Hat uns Unheil schon getroffen.

235
Dem dunkeln Schooß der heil’gen Erde

Vertrauen wir der Hände That,
Vertraut der Sämann seine Saat
[263]

Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rath.
240
Noch köstlicheren Saamen bergen

Wir traurend in der Erde Schooß,
Und hoffen, daß er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Loos.
Von dem Dome
245
Schwer und bang

Tönt die Glocke
Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.
250
Ach! die Gattin ist’s , die theure,

Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schaar,
255
Die sie blühend ihm gebahr,

Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust –
Ach! des Hauses zarte Bande
[264]

Sind gelöst auf immerdar,
260
Denn sie wohnt im Schattenlande,

Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
265
Wird die Fremde, liebeleer.


Bis die Glocke sich verkühlet
Laßt die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet
Mag sich jeder gütlich thun.
270
Winkt der Sterne Licht,

Ledig aller Pflicht
Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muß sich immer plagen.

Munter fördert
275
Seine Schritte

Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathhütte.
Blöckend ziehen
[265]

Heim die Schaafe,
280
Und der Rinder

Breitgestirnte
Glatte Schaaren kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
285
Schwankt der Wagen,

Kornbeladen,
Bunt von Farben
Auf den Garben
Liegt der Kranz
290
Und das junge

Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.
Markt und Straße
Werden stiller,
295
Um des Lichts gesell’ge Flamme

Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadtthor
Schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
[266]
300
Sich die Erde,

Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.
305
Heil’ge Ordnung, segenreiche

Himmelstochter, die das Gleiche
Frey und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau gegründet,
Die herein von den Gefilden
310
Rief den ungesell’gen Wilden,

Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das theuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!
315
Tausend fleißge Hände regen,

Helfen sich in munterm Bund
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
320
In der Freyheit heil’gem Schutz,
[267]

Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz,
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis,
325
Ehrt den König, seine Würde,

Ehret uns der Hände Fleiß.
Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
330
Freundlich über dieser Stadt!

Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Thal durchtoben,
Wo der Himmel,
335
Den des Abends sanfte Röthe

Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!

Nun zerbrecht mir das Gebäude,
340
Seine Absicht hat’s erfüllt,
[268]

Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt,
345
Wenn die Glock’ soll auferstehen

Muß die Form in Stücken gehen.

Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
350
Das glühnde Erz sich selbst befreyt!

Blind wüthend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
Speyt es Verderben zündend aus;
355
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,

Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befreyn,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh, wenn sich in dem Schooß der Städte
360
Der Feuerzunder still gehäuft,
[269]

Das Volk, zerreissend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt,
365
Und nur geweiht zu Friedensklängen

Die Losung anstimmt zur Gewalt.
Freyheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
370
Und Würgerbanden ziehn umher,

Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreissen sie des Feindes Herz.
375
Nichts heiliges ist mehr, es lösen

Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frey.
Gefährlich ist’s den Leu zu wecken,
380
Und grimmig ist des Tigers Zahn,
[270]

Jedoch der schrecklichste der Schrecken
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
385
Sie leuchtet nicht, sie kann nur zünden

Und äschert Stadt’ und Länder ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
390
Schält sich der metallne Kern.

Von dem Helm zum Kranz
Spielt’s wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

395
Herein! herein!

Gesellen alle, schließt den Reihen
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name seyn,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
400
Versammle sie die liebende Gemeine.
[271]

Und dies sey fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf:
Hoch überm niedern Erdenleben
Soll sie in blauem Himmelszelt
405
Die Nachbarin des Donners schweben

Und gränzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme seyn von oben,
Wie der Gestirne helle Schaar,
Die ihren Schöpfer wandelnd loben
410
Und führen das bekränzte Jahr.

Nur ewigen und ernsten Dingen
Sey ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
Berühr’ im Fluge sie die Zeit,
415
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,

Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
420
Der mächtig tönend ihr entschallt,
[272]

So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock’ mir aus der Gruft.
425
Daß sie in das Reich des Klanges

Steige, in die Himmelsluft.
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt.
Freude dieser Stadt bedeute,
430
Friede sey ihr erst Geläute.


SCHILLEU.

***

Abgang durch die Mitte von Thing:

Und am Rande weint ein Greis,
der sich nicht zu helfen weiß
(Anonymus)


Schade, RS, daß Vieles deplaciert bleibt.


LG
U.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.02.2014, 14:23   #15
männlich Ex-Poesieger
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Unsere Sorge wacht noch. Das habe ich rausgenommen. Vielen Dank.

LG RS
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