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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 21.09.2010, 18:43   #1
Thing
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Standard Auch Herbst

Mein letzter Herbst

.

Ich trink des letzten Herbstes Farben,
das Rot der vollen Hagebutte,
das Braun der dorren Walnußkutte,
das Gold vergeßner Weizengarben.

Ich trink mich satt, ich mach mich trunken.
Der Herbst kann wahrlich auch mein letzter sein.
Seh ich dann Werdens und Vergehens Widerschein,
in's zarte frühe Abendrot versunken

fällt jener andre böse Herbst mir ein,
der Dich, mein Lieb, mir jählings raubte,
daß ich an Farben trotzig nicht mehr glaubte -
und doch: Ich tauch voll Wehmut in das Bunte ein!



©
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Alt 21.09.2010, 21:25   #2
männlich Fridolin
 
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Hallo Thing,

mir gefällt an diesem Gedicht besonders die bilderreiche Sprache, in die du deine herbstlichen Gedanken kleidest.

Bei der Überschrift ist mir ein Zitat von Pierre Reverdy eingefallen:

"Wie die Brieftaube trägt der Dichter in seinem Gefieder eine Botschaft, andere werden sie entziffern müssen, um ihren wahren Sinn zu finden."

Was willst du uns mit dem Titel sagen? Ich mag nicht glauben, dass du deinen letzten Herbst meinst. Deshalb auch der formale Hinweis: der Apostroph bei in's ist entbehrlich.

Sehr gern und immer wieder gelesen.

LG Fridolin
Fridolin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2010, 10:42   #3
Thing
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HalliHallo, Fridolin!

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Den Apostrophausrutscher kann ich jetzt nicht mehr korrigieren.

Das Gedicht schrieb ich in einem September, als es um meine Gesundheit äußerst schlecht bestellt war und ich mit dem Schlimmsten rechnen mußte, dazu kam die heftige Erinnerung an einen schmerzlichen Verlust.

Pierre Reverdy kenne ich leider nicht, aber das Zitat spricht mich an.

LG

Thing
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Alt 29.09.2010, 18:44   #4
weiblich Sophia-Fatima
 
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Beiträge: 315

Lieber Thing,

Ein schönes Gedicht! Es zeigt, wenn man richtig eintaucht in die Vielfalt des Herbstrausches, kann man gar nicht genug davon bekommen. Der Herbst hat so herrliche Vergnügungen zu offerieren.... und die Weinlese beginnt am Wochenende.

Mit lieben Grüßen SoFa
Sophia-Fatima ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2010, 23:00   #5
Thing
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Hallo, Sophia-Fatima -

mein Gedicht kündet von Schmerz, nicht von Vergnügungen.
Hast Du etwa überlesen?

LG

Thing
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Alt 30.09.2010, 09:31   #6
weiblich Lux
 
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Alter: 38
Beiträge: 839

Hallo Thing,

dein Gedicht hat mich außerordetlich berührt! Es kündet von großer Traurigkeit, aber auch von Schönem, voller Melancholie.

Gut gemacht.

LG
Lux
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Alt 30.09.2010, 11:03   #7
Thing
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Halli Hallo, Lux!


Hab Dank für den einfühlsamen Kommentar!
Zum Glück läßt die Melancholie nicht die wehe Freude am Schönen vergehen.


Thing
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Alt 16.09.2011, 21:12   #8
männlich Ex-Gamma
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Beiträge: 1.194

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Mein letzter Herbst

.

Ich trink des letzten Herbstes Farben,
das Rot der vollen Hagebutte,
das Braun der dorren Walnußkutte,
das Gold vergeßner Weizengarben.

Ich trink mich satt, ich mach mich trunken.
Der Herbst kann wahrlich auch mein letzter sein.
Seh ich dann Werdens und Vergehens Widerschein,
in's zarte frühe Abendrot versunken

fällt jener andre böse Herbst mir ein,
der Dich, mein Lieb, mir jählings raubte,
daß ich an Farben trotzig nicht mehr glaubte -
und doch: Ich tauch voll Wehmut in das Bunte ein!



©
Lieber Thing

Wer wohl mit uns das "Spiel" so treibt? Die Todesangst mit ihrer Fratze wartet mir trotz des bunten Herbstes. Was Du schreibst, berührt mich, Wehmut ist vielleicht der Mut ein Trauma kurz vergessen zu können. Danke für Dein Gedicht, ich hoffe, dass ich es verstanden habe.

p.s. Ich meine mit dem Wort Seele, etwas was uns selbst nicht be-greif-bar ist, wie das Wort Leben. Aber wir wissen alle, was damit gemeint ist.

lg. Gamma
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Alt 16.09.2011, 23:40   #9
Thing
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Ja, der Tod mag eine Fratze tragen.
Wenn er befürchtet wird.

Die Seele ist ebensowenig greifbar wie begreifbar.
Sie ist d a s, was uns lehrte, Verse zu schreiben.


Hab Dank für Deinen Kommentar, den ich leider nicht wirklich verstanden habe.
Aber es ist nach Mitternacht nicht mehr sehr viel an Auffassung zu verlangen


von
Thing
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Alt 16.09.2011, 23:47   #10
männlich Ex-Schamanski
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Beiträge: 2.884

Ganz starkes Gedicht. Dieser Lebenswille im doppelten Angesicht des Unausweichlichen, das habe ich nie so gut in wenige Zeilen verdichtet gesehen.
Ex-Schamanski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.09.2011, 08:02   #11
Thing
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Halli Hallo, Schamansky -

manchmal gelingt es mir, mit knappen Worten das zu sagen, was mich im Innersten berührt.
Hab Dank für Dein schönes Lob!


Thing
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Alt 17.09.2011, 08:48   #12
weiblich Ilka-Maria
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Schön geschildert, wie der Herbst uns Menschen jedes Jahr zur Demut zurückfinden läßt, indem er daran erinnert, daß alles vergänglich ist.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.09.2011, 15:06   #13
Thing
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Das ist wahr.
Auch das eigene Werden und Vergehen wird einem wieder deutlich.

LG
Thing
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