Leben und Liebe! bei Poetry.de

Thing · 11.12.2010, 18:25

Leb ich den letzten Tag?
Ich weiß noch nicht, was "leben" heißt.
"Endlich": Ist das Freude? Klag?
Bin ich den letzen Bohlen Krag?
Es träf der Tod mich wahr vergreist.

Vor Kurzem wähnte ich mich jung,
Es leuchteten die Tage
Rundum von Glück umfangen.
Gaben der Erinnerung!
Erinnerung! Schwer kann sie wiegen.
Heut weiß ich es: Ich trage
Trügendes Verlangen.

Noch darf ich nicht an Deiner Seite liegen.
Ich bin, zu sehr entfernt vom Schnellverwesen,
Ein Duldsamsein; nicht auserlesen.

(c) 11.12.20101

Schmuddelkind · 12.12.2010, 00:04

Sehr schön! Hat mir teilweise Gänsehaut bereitet.

Was mir bei deinen Gedichten (hab ein paar, aber längst nicht alle gelesen) aufgefallen ist: Du verbindest zeitlose Fragen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Problemen. So auch hier:

Vergänglichkeit ist für den Menschen so schwer zu verstehen und oft erst dann begreifbar, wenn man sie unmittelbar spürt. Aber früher (war alles besser) hatte man wenigstens Respekt vor den Alten und ihrer Weisheit. Heute ist Weisheit nichts mehr wert, sondern nur noch technisches Wissen. Da werden die, die uns an die Vergänglichkeit erinnern, ausgeklammert und der Einsamkeit ausgesetzt.

So habe ich dein Gedicht zumindest verstanden und hoffe, dass das in etwa deine Motive trifft, auch wenn ich vermute, dass es vielschichtiger ist, z.B.
""Endlich": Ist das Freude? Klag?"

LG

pathos79 · 12.12.2010, 17:20

Hey Thing aus der fernen Zukunft,
Auch ich hab ne Gänsehaut bekommen...
Der Verlust eines geliebten Menschen reisst immer eine tiefe Wunde in das lebensfrohe Fleisch der freudigen Zukunft.Der Lebensmut begräbt den Keim der hoffenden Liebe und alle Farben sind grau.
Von der Form her gut durchdacht,nur eine Frage:
"Bin ich den letzten Bohlen Krag?"??? Kannit verstan.

tempus fugit ergo carpe diem

Sehr gern gelesen,
Gruß pathos

Thing · 12.12.2010, 19:42

Halli Hallo, Pathos!

... und "memento mori!" ...

hab Dank für diesen wirklich außergewöhnlich durchdachten Kommentar!

Die letzten Bohlen sind diejenigen Holzstücke, aus denen ein Sarg gefertigt wird.
Krag(stein) ist Stütze für den Halt ....
hier sehr übertragen zu lesen (ausnahmsweise; ansonsten bin ich schlicht und deutlich).
Auch war ich zuvörderst darauf bedacht, dem Gerüst innert kürzester Zeit (solang der Impuls anhielt) gerecht zu werden.

Thing
( dem carpie diem zeitlebens untertan)

Liebes Schmuddelkind!

Hab Dank für Deinen Beitrag!
Auch Deine Sicht der Dinge rührt mich sehr an, da ich ja zu den Alten gehöre, die im Grunde nicht mehr sehr wohlgelitten sind. Als Alter ist man für die kleinsten Zeichen der Aufmerksamkeit und Anerkennung dankbar, ansonsten "altes Eisen".

Thing

Daisy · 12.12.2010, 21:57

Hallo Thing!

Wehmut, aber zugleich auch Sehnsucht höre ich aus den Zeilen Deines sehr berührenden Gedichts.

Wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat, dann bleibt die Liebe bestehen, wird oft noch inniger. Die Zeit kann ihr nichts anhaben.

Ich hoffe und wünsche mir, dass Du noch viele solche wunderbaren Gedichte schreiben mögest!

LG
Daisy

Thing · 13.12.2010, 10:03

Halli Hallo, Daisy -

Du treue Freundin!
Ich freue mich, daß Dir das Gedicht gefällt. Deine Worte treffen ins Schwarze und sind nur allzu wahr!
Solange man sich seinen inneren Frieden bewahrt.....
läßt sich Vieles tragen und ertragen.

Lieben Gruß!

Thing

11.12.2010, 18:25	#1
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Leben und Liebe! Leb ich den letzten Tag? Ich weiß noch nicht, was "leben" heißt. "Endlich": Ist das Freude? Klag? Bin ich den letzen Bohlen Krag? Es träf der Tod mich wahr vergreist. Vor Kurzem wähnte ich mich jung, Es leuchteten die Tage Rundum von Glück umfangen. Gaben der Erinnerung! Erinnerung! Schwer kann sie wiegen. Heut weiß ich es: Ich trage Trügendes Verlangen. Noch darf ich nicht an Deiner Seite liegen. Ich bin, zu sehr entfernt vom Schnellverwesen, Ein Duldsamsein; nicht auserlesen. (c) 11.12.20101

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12.12.2010, 00:04	#2
Schmuddelkind Dabei seit: 12/2010 Ort: Berlin Alter: 38 Beiträge: 4.798 Meine Gedichte Meine Favoriten	Sehr schön! Hat mir teilweise Gänsehaut bereitet. Was mir bei deinen Gedichten (hab ein paar, aber längst nicht alle gelesen) aufgefallen ist: Du verbindest zeitlose Fragen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Problemen. So auch hier: Vergänglichkeit ist für den Menschen so schwer zu verstehen und oft erst dann begreifbar, wenn man sie unmittelbar spürt. Aber früher (war alles besser) hatte man wenigstens Respekt vor den Alten und ihrer Weisheit. Heute ist Weisheit nichts mehr wert, sondern nur noch technisches Wissen. Da werden die, die uns an die Vergänglichkeit erinnern, ausgeklammert und der Einsamkeit ausgesetzt. So habe ich dein Gedicht zumindest verstanden und hoffe, dass das in etwa deine Motive trifft, auch wenn ich vermute, dass es vielschichtiger ist, z.B. ""Endlich": Ist das Freude? Klag?" LG

12.12.2010, 17:20	#3
pathos79 Dabei seit: 03/2010 Ort: Sauerland Alter: 44 Beiträge: 737 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hey Thing aus der fernen Zukunft, Auch ich hab ne Gänsehaut bekommen... Der Verlust eines geliebten Menschen reisst immer eine tiefe Wunde in das lebensfrohe Fleisch der freudigen Zukunft.Der Lebensmut begräbt den Keim der hoffenden Liebe und alle Farben sind grau. Von der Form her gut durchdacht,nur eine Frage: "Bin ich den letzten Bohlen Krag?"??? Kannit verstan. tempus fugit ergo carpe diem Sehr gern gelesen, Gruß pathos

12.12.2010, 19:42	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Pathos! ... und "memento mori!" ... hab Dank für diesen wirklich außergewöhnlich durchdachten Kommentar! Die letzten Bohlen sind diejenigen Holzstücke, aus denen ein Sarg gefertigt wird. Krag(stein) ist Stütze für den Halt .... hier sehr übertragen zu lesen (ausnahmsweise; ansonsten bin ich schlicht und deutlich). Auch war ich zuvörderst darauf bedacht, dem Gerüst innert kürzester Zeit (solang der Impuls anhielt) gerecht zu werden. Thing ( dem carpie diem zeitlebens untertan) Liebes Schmuddelkind! Hab Dank für Deinen Beitrag! Auch Deine Sicht der Dinge rührt mich sehr an, da ich ja zu den Alten gehöre, die im Grunde nicht mehr sehr wohlgelitten sind. Als Alter ist man für die kleinsten Zeichen der Aufmerksamkeit und Anerkennung dankbar, ansonsten "altes Eisen". Thing

12.12.2010, 21:57	#5
Daisy Dabei seit: 10/2010 Beiträge: 922 Meine Gedichte	Hallo Thing! Wehmut, aber zugleich auch Sehnsucht höre ich aus den Zeilen Deines sehr berührenden Gedichts. Wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat, dann bleibt die Liebe bestehen, wird oft noch inniger. Die Zeit kann ihr nichts anhaben. Ich hoffe und wünsche mir, dass Du noch viele solche wunderbaren Gedichte schreiben mögest! LG Daisy

13.12.2010, 10:03	#6
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Daisy - Du treue Freundin! Ich freue mich, daß Dir das Gedicht gefällt. Deine Worte treffen ins Schwarze und sind nur allzu wahr! Solange man sich seinen inneren Frieden bewahrt..... läßt sich Vieles tragen und ertragen. Lieben Gruß! Thing