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Alt 09.09.2016, 17:55   #1
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879


Standard Wannenbad und Spaziergang (in Reimen)

Ich bitte auf Grund dieser philosophischen Tiefganggedichte, die auch noch in der falschen Kategorie stehen, nur um ernst gemeinte, tiefschürfende Kommentare!
Einfach grinsen reicht auch, weil ich einfach mal so einen Blödsinn raus hauen wollte.


Das Wannenbad

Ich habe es getan auf Bergen und Hügeln,
hab Mädchen verführt beim Backen, beim Bügeln,
ließ selbst bei hundertsechzig Sachen
zwischen Osnabrück und Bremen
mir Schnalle und Gürtel der Hose aufmachen,
brauchte nicht mal Gas wegnehmen.

Im Reisebus auf der drittletzten Bank
empfing ich Küsse und heißen Dank
und einen Orden für Verkehr im Verkehr,
den Orden, nee, den hab ich nicht mehr.
Ich tats hinterm Friedhof, selbst in der Kaserne,
gebe auch zu: Ich tats immer gerne.

Im Spargelfeld, auf Sturz- und Rübenacker
liebte ich manchen süßen Racker.
Im Schatten von Buche, Eiche, Tanne
hört ich schon die Englein singen!
Aber in der Badewanne?
Wohlan! Da muss es auch gelingen.

Vergügen bringt ein Badespaß!
Man sitzt im schaumbekrönten Nass,
singt und plätschert, spritzt und lacht
und bald, da Wannen schmal gemacht,
regen sonderbar sich Triebe.
Man überlegt, wie wohl der Liebe
allerliebstes, süßes Spiel
klappen könnte. Allzuviel
Möglichkeiten es nicht gibt,
wer im Bade mal geliebt,
schließt sich meiner Meinung an:
Die ganze Last, die trägt der Mann.

Bald tobt die Brandung, es zischt
übern Wannenrand die Gischt.
Der Badeschaum spritzt bis zur Decke,
derweil ich den Päppel himmelwärts recke.
Im Spiegel: Gedoppelt glückliches Lachen -
ihr scheints im Nassen viel Freude zu machen.

Mein Mädel, versehen mit Verstand,
umklammert fest den Wannenrand,
lehnt sich sanft an meine Brust,
klammert noch wo, steigert die Lust.
Ich fühl mich wie im Ozean
im Zweier ohne Steuermann.

Welches Tierchen meine Hände
nahebei des Mädchens Lende
fanden, das verrat ich nicht.
Aber das Näschen im Gesicht ...
Nein! Weiter darf ich nichts verraten,
sonst will sie nie mehr mit mir baden.

Wir haben der Brandung Toben gemeistert,
sind sauber gewaschen und restlos begeistert
von diesem Wannenbadvergnügen
aus dem Wasserrest gestiegen.
Ganz allein schwamm drin herum
ein traurig blinzelndes Spermium.


Der Spaziergang

Den Sonnenaufgang zu erleben,
mussten wir nach kurzer Nacht
uns auf einen Berg begeben.
Zwar zog der Glieder Blei mit Macht
mich wieder nieder zur Matratze,
- beim dritten Versuch hab ichs geschafft -
denn ich hatte meinem Schatze
nen Sonnenaufgang fest versprochen,
also sind wir aufgebrochen.

Meilenweit und immer höher
klettern wir dem Gipfel näher.
Stille um uns, ganz verträumt
tut Natur, was ich versäumt:
Schläft in Morpheus weichen Armen.
"Mädel, bitte hab Erbarmen!
Hier wo grün die Gräser sprießen,
können wir doch auch genießen
des Sonnenaufgangs Farbenpracht."
Verständig hat mein Schatz gelacht:

"Du bist vielleicht ein Trümmerhaufen!
Kaum sind ne Stunde wir gelaufen,
keuchst du wien Ochse unterm Joch.
Hat dich das Steigen so geschlaucht?"
Und: "Na gut, du wirst ja noch gebraucht."
So lieblich klingen ihre Worte,
ich breche am erreichten Orte
nieder wie ne morsche Tanne.
Schuld war nur die Badewanne!

Was dann geschieht, das ist bewegend!
Im ersten Akt Anmutige Gegend
der Faust-Tragödie zweitem Teile
ist unvergleichlich jede Zeile
aus Goethes Feder schon geflossen.
Darum habe ich beschlossen:
Stümperndes Naturbeschreiben
lass ich klüglich unterbleiben.
Wohl dem, der seine Grenzen kennt,
vor allem, wenn er fast noch pennt!

Millionen grüner Smaragde blitzen
funkelnd auf den Gräserspitzen.
Farbenpracht wohin man schaut!
Sonne leuchtet, Himmel blaut,
wir sind allein auf weiter Flur,
ein Taubenpaar im Baume nur,
sonst die Berge nur ringsum.
Ich denke, es sei gar nicht dumm,
sich nun endlich zu entschließen,
nackt die Sonne zu genießen.

Kaum gedacht und schon getan:
Nur von Haut bedeckt der Leib
beten wir die Sonne an
- ich wohl mehr das schöne Weib -.
"Komm zur Wiese, kleiner Schatz!
Da drüben lockt ein hübscher Platz.
Im taubenetzten, saftgen Gras
zu lieben, das macht sicher Spaß."
Mein Fluchtversuch - im Keim erstickt! -
ihr Judogriff mich graswärts schickt.

Bald beginn ich die Lage zu schätzen:
Glitzernde Frühtauperlen benetzen
meines Liebchens süßen Schoß.
Funkelnd sprühn im krausen Moos
Juwelen, und die schlanken Beine
schmücken tausend Edelsteine.
Mein Schatz ist schöner als Helena!
Und selbst im Louvre Mona Lisa
oder jede andre Frau
erbleicht vor der Pracht meines Mädels mit Tau.

Was weiter geschieht im feuchten Grase,
erzählt euch vielleicht der kleine Hase,
der hakenschlagend die Wiese verlässt,
die wir beide allseitig genässt
in einer Rollkur hangabwärts durchmessen.
Ich selbst hab beinah alles vergessen,
nur nicht, dass dank göttlicher Fügung
kurz vor einer gefährlichen Biegung
ein Baumstumpf, der da stehen geblieben,
den Päppel ihr bis zum Herze getrieben.

Im gleichen Momente ist es vollbracht!
Vom fernen Kirchtum schlägts Glöcklein acht.
Sie liegt ganz still, doch Wangenrot
verrät mir: Sie ist ganz bestimmt nicht tot.
Lachend prustet sie froh und munter:
"Los, wir rollen noch mal runter!"
Mir stockt das Blut, das Herz bleibt stehn,
ich ahne, sie findets gar zu schön
auf feuchten Almen, im Badewasser,
oh du mein Schatz, geliebter und nasser.
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