Der Schein

[shoshin]

Am Rande des Tages noch pflügt
er Furchen in gräulichen Matsch.
Es gäbe nur dieses, er lügt,
und redet wie immer nur Quatsch.

Verschlungen von zigtausend Pflichten,
zerschlissen vom täglichen Kampf
zusammenzukleben die Schichten
zerbröckelnden Wollens mit Krampf,

das Mögliche hebt er zur Fülle,
die Ehrlichkeit hat er verzockt.
Sein Dasein nur wandelbar, Hülle,
denn zwischen den Rippen dort bockt

kein Fühlen, das mache verrückt.
Verschüttet, was Freude ihm schuf,
zersplittert vom Schein, der entzückt,
ist Selbstherrlichkeit sein Behuf.

[Lewin]

Hallo shoshin,

Der Schein trügt keine Früchte...
könnte ich fortsetzen, aber dann würde ich ein Gedicht von mir vorwegnehmen, das ich noch nicht vorgesehen habe.
Zu deinen Zeilen: reimtechnisch sehr sauber, inhaltlich geschlossen, sehr verdichtet, vielleicht zu sehr(?), und mit einem sehr schönen alten Wort zum Abschluss gebracht. Ich liebe solche Formulierungen, sie drücken aus, was uns an Schönheit sprachlich verloren geht. Und: was kümmern dich Umbrüche, da gehst du so elegant darüber hinweg, als wären sie gar nicht da. Ein schöner Schein, wenn er denn etwas einbrächte...
Herzlich grüßt
Lewin.

[shoshin]

Lieber Lewin,
Meine ungezogenen, bockigen Scheinkinder liegen mir natürlich besonders am Herzen, deshalb freu ich mich ganz besonders, dass DU einem davon deine Aufmerksamkeit gewidmet hast.
Das Kind bedankt sich artig und herzlich für die guten Haltungsnoten.
Lieben Gruß
shoshin