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Alt 02.12.2016, 00:33   #1
männlich Heinz
 
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Standard 8. - 10. Kapitel Urlaub in Jena

8. Kapitel

Ein paar Minuten noch, dann würde sich die Tür öffnen; schnell noch eine Zigarette und die Frage einer jungen Frau (erster Eindruck: Entzückend!). „Können Sie mir bitte Feuer geben?“. Eva, so erfuhr ich bald, wartete mit mir in einem Pulk von Menschen am Frauenplan in Weimar auf Einlass in Goethes großes Wohnhaus inmitten der Stadt an der Ilm. „Sagen Sie, kennen Sie sich hier ein bisschen aus?“ - „Na ja, so ein bisschen schon.“ - „Ich wollte nachher noch zur Fürstengruft und zum Gartenhaus Goethes - ist das weit, oder muss ich mein Auto holen?“ - „Ach wo - bis zum Friedhof ist‘s vielleicht ne Viertelstunde und bis zum Gartenhaus ist es auch nicht viel weiter - Sie sind wohl zum ersten Mal hier?“
Wir kamen ins Gespräch (zweiter Eindruck: Es gibt Menschen, die ein - na, sagen wir - elegantes Sächsisch sprechen). „Warum gehen Sie bei dem schönen Wetter nicht erst zum Friedhof und zum Gartenhaus? Für den Nachmittag ist Regen angesagt - da bietet sich das Goethehaus doch eher als dritte Station an.“ - „Wenn Sie für mich die Fremdenführerin machen, dann...“ - Eva war offenbar eine Frau schneller Entschlüsse und wir machten uns zu Fuß auf, um die Fürstengruft aufzusuchen. Aus Dresden war sie gekommen, hatte Freunde in Weimar besucht, die aber heute arbeiten müssten und so war sie - ich dankte dem Herrn im Himmel - vorm Goethehaus gelandet. „Ja, und wo kommst Du her?“ - „Ich mache paar Wochen Urlaub in Jena und...“ - „Du kommts aus dem Westen!?“ - „Aus Wuppertal.“ - „Und was machst Du da so?“ Dass wir ziemlich schnell vom förmlichen Sie zum Du übergegangen waren, wird der Leser/die Leserin inzwischen registriert haben. „Ich bin dort bei der Bundeswehr.“ - „Und nun willste in der DDR einmarschieren?“ - „Nee, ich bin ja schon da, jetzt fange ich an, Kriegsgefangene zu machen.“ - „Na, dann mach mal.“ Wir flachsten ein bisschen herum, ich erfuhr, dass sie Schneidermeisterin war, eine Tochter namens Jaqueline hatte und seit drei Jahren geschieden sei. Als wir den Friedhof erreichten, hörte das Herumalbern auf - die Stille, die hohen Bäume, die Grabsteine mit den Namen bedeutender Menschen, die Grabstätte des Goethe-Enkels Walther, die seiner Frau Christiane, auf deren Grabplatte die hochnäsigen Zeitgenossen beschämt lesen mussten:


Du versuchst o Sonne vergebens
durch die düstren Wolken zu scheinen!
Der ganze Gewinn meines Lebens
ist ihren Verlust zu beweinen.

Hochnäsig - das waren nicht nur die Zeitgenossen Goethes, der in ihren Augen sein Betthäschen geheiratet hatte und sich des Spottes der Hofgesellschaft sicher war - das sind auch die Germanisten und Philologen, die heute noch hartnäckig von Christiane Vulpius sprechen und schreiben und geflissentlich darüber hinweg gehen, dass sie und der Geheimrat nach achtzehnjähriger „wilder Ehe“ geheiratet haben und Christiane mit Fug und Recht der Name Christiane von Goethe zusteht.
Weiter ging es auf dem Jacobsfriedhof zur mittig gelegenen Fürstengruft. Hier stehen eine Menge Särge und mitten drin, etwas erhöht die beiden Särge Schillers und Goethes, schlichte Holzsärge, an der Frontseite mit den Namen der beiden beschriftet. Schillers Sarg ist allerdings leer, weil eine genaue Untersuchung der früher darin aufbewahrten Gebeine ergeben hat, dass es nicht die sterblichen Überreste des Dichters waren.
Wir legten unsere mitgebrachten Rosen auf die beiden Särge (es hatte einiger Überredungskünste und ein paar „Westmark“ bedurft, um überhaupt sechs Rosen käuflich erwerben zu können. Eva legte noch ein silbernes Etwas auf Goethes Sarg, wie sie mir sagte, sei es ein silbernes Ginkgoblatt gewesen, das in Weimar an jeder Ecke zu kriegen sei.
Goethe hatte mal ein Gedicht mit dem Titel „Ginkgo biloba“ geschrieben und zu Evas Freude kannte ich es auswendig:

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?

Danke schön, Johann Wolfgang, ich glaube, damit habe ich ein Herz, ein sächsisches, geöffnet. Sag mir keiner, Lyrik sei was für die Katz!
Ein paar Jahre später, das nur am Rande, konnte ich junge Leute von meinem Lieblingsbaum so überzeugen, dass sie in einer Pflanzaktion in Solingen von 100, etwa drei Meter hohen Ginkgobäumen, 97 in Solingen pflanzten (der Amtsleiter des Gartenbauamtes hatte sie uns geschenkt), die drei restlichen pflanzten wir im Garten der Schriftstellerin Sigrid Hunke in Köln anlässlich ihre 75jährigen Geburtstages. Sigrid Hunke? Eine (politisch) umstrittene Person, deren Buch „Allahs Sonne über dem Abendland“ jedem Wissbegierigen - was den Einfluss arabischer auf unsere Kultur angeht - wärmstens zu empfehlen ist!
Unser Friedhofbesuch war zu Ende und nach einer Thüringer Bratwurst, die unweit des Friedhofs auf uns gewartet hatte - übrigens: Die empfehle ich noch wärmer als das Buch der Religionswissenschaftlerin/Schriftstellerin S. Hunke - spazierten wir weiter Richtung Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm.
„Du, bleib mal hier stehen!“ - „Warum? Willst Du Dich ein bisschen ausruhen - da vorn steht eine Bank.“ - „Ja, schenk mir mal eine von Deinen Westzigaretten, meine sind alle.“ Wir saßen auf der Bank, qualmten und ich erfuhr so nebenbei: „Hier hat Goethe die Chrsitiane kennen gelernt, sie war 23, er knappe 40.“ - „Ist das ein Zufall? Du bist 24, ich ein Dutzend Jahre älter und Mitte Juli haben wir auch und jetzt sitzen wir hier, knapp 190 Jahre nach dem ersten Rendezvous der beiden - das muss gefeiert werden!“ - „Ja, da hast Du Recht, Soldat, ich fasse Dich am Portepee, aber - der Goethe hat darüber ein Gedicht geschrieben.“ - „Kann ich auch - nicht so gut, aber ein Gedicht kannst Du bekommen.“ Hat sie auch, aber ich musste ja erst einmal wissen, ob sie sich auch wie Christiane auf Goethes Avancen auf meine einließ.
Goethe schrieb unter dem Titel „Gefunden“ das reizende Gedicht:

Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus,
Und trugs zum Garten
Am hübschen Haus.

Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort;
Nun zweigt und blüht es
Mir immer fort.

Damit ich mal ein bisschen in die Nähe des Dichterfürsten komme, setze ich meins darunter und mehr lass ich auch nicht aus mir heraus locken:

Hastig führt er die Maid ins Dunkel schattender Büsche;
wie es die Wollust befiehlt, sucht er nach schwellendem Moos,
meidet den stachligen Dorn des Brombeergebüschs und der Distel,
findet, für beide bequem, bald schon den passenden Ort.
Lass uns, mein Liebchen nun hier heimlich die Liebe genießen,
Küsse uns tauschen und bald selig und glücklich dann sein.
Bald verstummte das Gurren der Täubchen, keine Geräusche
störten, nur raschelndes Laub machte die schönste Musik.

Nach dem Konzert gings weiter Richtung Gartenhaus. Hier also vernahmen die neugierigen
Lauscher „des geschaukelten Betts lieblichen knarrenden Ton“, das den aufbewahrten Quittungen zufolge wohl mehrere Male reapiert werden musste.
Hier hatte Seine Exzellenz, der wirkliche Geheime Rat und Staatsminister also nicht nur im Frühjahr den Spargel gestochen, allerlei Gemüse und viele Blumen gepflanzt und gepflegt, mit seinem Adlatus Eckermann mit Pfeil und Bogen allerhand Blödsinn angestellt - also - Eure Exzellenz waren wohl auch ein Filou der besonderen Art. Chapeau! August, sein erster Sohn wurde ein Jahr nach dem denkwürdigen ersten Treffen geboren. Gleich nochmal: Chapeau! Sie werden mir immer sympathischer.
Eva wollte abends noch nach Dresden zurück fahren, ließ sich aber davon überzeugen, dass so ein Gartenhaus durchaus was für sich hatte und mein Angebot, sie am nächsten Tag mit dem Auto nach Dresden zu bringen, war wohl verlockend genug. Wir fuhren nach Jena, haben im Fuchsturm üppig zu Abend gegessen, konnten, weil mein Feriendomizil in der Nähe war, auch ein paar leicht alkoholische Getränke zu uns nehmen und lasen uns, im Gartenhaus angekommen, wechselseitig Gedichte vor.



9. Kapitel

Ein Telefon - ein Königreich für ein Telefon! Wie sollte Eva ihre Tochter davon unterrichten, dass sie ihren Aufenthalt in Weimar, aus dem ja nun einer in Jena zu werden versprach, um drei Tage zu verlängern gedachte? Heute greift man zum Handy, aber dessen Erfindung und Einführung waren ja noch Zukunftsmusik. Gerhard, mein Onkel, hatte ein Telefon, aber weder Eva noch ihre Nachbarn in Dresden verfügten über dieses Kommunikationsmittel. Was tun? So fragte Zeus schon bei der Aufteilung der Welt - hätte der schon google gekannt, wäre dieses wunderbare Schiller-Gedicht nicht entstanden.
Das Telegramm kostete einiges, musste so formuliert werden, dass die Tochter nicht voller Schrecken in Ohnmacht fiel. Wir haben lange am Text gebastelt und das Telegramm begann mit den beruhigend Worten: „Alles in Ordnung stop Mama bleibt noch drei Tage in Weimar stop mach dir keine Sorgen stop komme am Donnerstag nach Hause stop ich hab dich lieb.“
Mein Herz machte einen Sprung - Eva wollte noch eine halbe Woche bleiben.
Auf unserem offiziellen Programm standen der Besuch Goethes Wohnhaus, die Dornburger Schlösser und der Botanische Garten in Jena. Gab es auch ein inoffizielles „Programm“?
Erst ging es mal zur Post. Wir reihten uns in die „sozialistische Wartegemeinschaft“ ein - so wurden scherzhaft die Warteschlangen genannt, die sich überalll da bildeten, wo es gerüchteweise irgend etwas zu kaufen gab oder geben sollte. Die längste - ich habe gezählt - bestand aus 600 Menschen, die mit gelangweilten und mürrischen Gesichtern alle paar Minuten ein bisschen vor rückten, um (bei der Menge spekulierte ich auf mindestens den Heiligen Gral) etwas zu erwerben, das dann in eins der ständig mitgeführten Einkaufsnetze als rare Beute nach Hause gebracht wurde. Bei der Post dauerte es auch eine halbe Stunde und die lange Schlange auf der anderen Straßenseite hatte sich nur unbedeutend Richtung Geschäft, in dem es - Udo-Jürgens-Schallplatten zu kaufen gab.
Wir wollten abends Rostbrätl (ich komme aus meinen Empfehlungen gar nicht mehr raus)
auf dem, der Name verrät es ja schon, auf dem Rost grillen. Rein in den Fleischerladen und nach angemessenen 20 Minuten: „Ich hätte gern 10 Nackenkoteletts, bitte!“ Dass die Verkäuferin nicht in Ohnmacht gefallen ist, sei am Rande bemerkt. Ein Gott, so schien es mir wieder einmal, war mir gewogen - meine Ursel, die Tante mit den zauberhaften Brüsten, kam zufällig in den Laden: „Was machst Du denn hier?“ - „Ich wollte unser Überleben sichern und für heute Abend Rostbrätl vorbereiten.“ - „Und - haste schon welche?“ Ich teile das Ergebnis mit: Die Verkäuferin, eine Schulfreundin Ursels, verschwand in den Kühlraum und kam mit einem unansehlichen, in braunes Packpapier gewickelten Paket wieder, rief: „Ursel - Deine
Markknochen!“ Ursel nahm die „Markknochen“, äußerte vernehmmlich: „Lass das mal mit den Rostbräteln, der Gerhard hat schon Bratwürste besorgt.“ Eva grinste spitzbübisch, ich schaute wohl ziemlich blöd aus der Wäsche und fragte (der Heiterkeitsausbruch der beiden Frauen war mir völlig unverständlich): „Was willst Du denn mit so einem Haufen Markknochen?“ - „Da machen wir Rostbrätl draus!“ Nachdem die beiden sich ausgegackert hatten, kam ich endlich dazu, sie miteinander bekannt zu machen. „Ursel - das ist Eva aus Dresden, Eva - das ist meine Lieblingstante Ursel!“ Ich hatte für die nächste halbe Stunde Sendepause, holte mein Auto und ab ging es in das kleine Paradies zu Füßen des Fuchsturms.
Gerhard - dich ernenne ich zum Großmeister am Rost! Sohnemann Uwe hatte schon alles vorbereitet. Die Holzkohle glühte, in einer Wanne schwammen die abgelösten Etikette
der Bierflaschen, Marke Pilsener Urquell und Wernesgrüner in eiswürfelgekühlten Wasser,
zuerst gab es ein Schälchen Heißes („Oooh, das riecht aber gut - heiß muss er sein und schwarz und süße - haste bestimmt mitgebracht!?“ Die Rede war von Jacobs Krönung, den ich nicht mitgebracht, sondern im Intershop gekauft hatte. Die Rostbrätl bruzzelten mit einer Unmenge Zwiebeln auf dem Rost und - es war ein Festmahl!
Aus dem Gartenhaus - Musik in voller Lautstärke Kurt Böhme im Duett mit Fritz Wunderlich: „Komm mein Söhnchen auf ein Wort, will dir was vertrauen...“ aus Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“ und die Stelle „weit von hier, von der Moldau Ufern...“ gab den Startschuss für eine Unterhaltung über den letzten Urlaub, den Eva, Ursel und Gerhard zufällig und fast zeitgleich in der Tschechoslowakei, genauer - in Böhmen und Prag verbracht hatten. „Fünf Jahre haben wir darauf gewartet, aber dann gings los - es war fantastisch!“ -
„Das Schlimmste war für mich“, so Eva, „die Fahrt mit dem Trabbi.“ - „Na, das sind doch grade mal 200 Kilometer.“ - „Fahr du erstmal in einem voll beladenen Trabbi auf dem Rücksitz 200 km, da schmeißt du deinen Mercedes aber gleich weg!“ Die Goldene Stadt und die Einkaufsmöglichkeiten, die Gastfreundschaft der Tschechen wurden zum Hauptsgesprächsthema und ich traute mich gar nicht zu sagen, dass ich im vergangenen Jahr knapp 1500 Kilometer nach Barcelona gefahren war.
Irgendwann ist die schönste Feier zu Ende,; Eva und ich waren allein und der allerschönste Teil des Tages sollte eigentlich jetzt beginnen.
„Ich schmeiß mal den Boiler an - wir riechen beide wie aus dem Räucherofen gezogen.“ -
„Mach mal, ich brüh uns noch einen Espresso.“ - „Dann komm ich aber nicht zum Schlafen!“ - „Ach schlafen willst du?“
Ich hatte vergessen, dass Eva eine gut trainierte Schwimmerin war und offenbar über eine ausgezeichnete Kondition verfügte. Allerdings, das sei zu meiner Entschuldigung gesagt, hatte ich ganz andere Sachen im Kopf - Duschen zum Beispiel und das wird im Westen wie im Osten nackt gemacht. Mit leicht zitternden Händen zündete ich zwei Zigaretten an - eine Zigarettenlänge brauchte der Boiler mindestens, um das Wasser aufzuheizen und dann - wieder falsch gedacht: Die Duschkabine war so eng, dass wirklich nur sie oder ich da hinein passten. „Fang du schon mal an, ich will mir noch die Haare waschen, das dauert ein bisschen länger.“ Meine Haare wollte ich auch waschen, aber bei meinem Kurzhaarschnitt ging das ruckzuck, Evas lange Mähne erforderte mehr Zeit. Ich duschte, aus dem Wohnzimmer säuselte aus dem Plattenspieler „Holdes Mädchen, sieh mein Leiden“, frottierte meinen Götterleib und bedeckte selbigen mit der leichten Sommerdecke des Doppelbetts. Eva ließ sich Zeit und ich versuchte mir vorzustellen, was nach dem Föhnen der langen Haare geschehen könnte. Es kam ganz anders. Das Rauschen des Föhns hörte auf und - vom vollen Mondschein beglänzt schwebte eine Göttin ins Zimmer, um die Hüften ein Badetuch geschlungen, barfuß - o Gott, wie schön und...kleiner als ich gedacht habe.
„Was schaust du so? Hast du noch nie eine Frau nackt gesehen?“ - „Wieso nackt? Dir fehlt nur noch ein Schal, dann können wir raus in die Winternacht.“ - „Das Außenthermometer zeigt 19 Grad.“ - „Eben!“ Warme Haut, feucht noch vom Duschen, schmiegte sich ohne Badetuch an mich: „Du...“ - „Mmmh“ - „Ich trau mich nicht...“ - „Was traust du dich nicht?“
- „Gestern im Park...“ - „Ja?“ - „Ich hatte zum ersten Mal - lach nicht! - einen Orgasmus.“
Ich lachte nicht, aber sonderlich Kluges fiel mir auch nicht ein. „Aber...“ - „Nischt aber - is eben so. Kannst du das nochmal mit mir machen?“ Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich da „gemacht“ hatte. Eva schüttete mir ihr Herz aus, ihr Redeschwall versiegte erst, als ich sie küsste, streichelte und wieder küsste. „Elischa, komm näher, noch näher, ja...“ - „Hast du Elischa zu mir gesagt?“ - „Elischa - das ist Eva auf jüdisch und hört sich besser an.“ - „Hattest du schon mal was mit einer Jüdin?“ - „Nee, aber...“ - „Mit anderen Frauen?“ - „Soll ich jetzt lügen?“ - „Nein, sind die anders als ich?“. Wie sollte ich aus der Nummer raus kommen? „Ja, anders schon; eine hatte rote Haare, eine andere hatte drei Brüste.“ - „Du Quatschkopp! Hör auf dummes Zeug zu reden, ich...“. Ich hörte auf zu reden, massierte leicht ihre Schultern, knabberte an ihren Ohrläppchen und ermahnte mich selbst, nicht gleich über sie herzufallen. Ihre Lippen erwiderten meine Küsse, meine Hände glitten langsam zu ihren Brüsten, Elischa schnurrte und drückte meinen Kopf an ihre Brust und es schien ihr sehr zu gefallen, wie ich mit den härter werdenden Knospen spielte,leicht hinein biss und wie ein Baby an ihnen saugte. „Gefällt dir das?“ - „Sei ruhig, mach einfach weiter.“ Elischa wechselte vom Schnurren zu leisem Stöhnen, klemmte mein Bein zwischen ihre Schenkel,
bäumte sich plötzlich auf und ein gutturales „Jaaa“ gab mit zu verstehen, dass sie binnen zweier Tage zum zweiten Mal den Höhepunkt der Lust erreicht hatte.
Die Nacht war noch lang, der Mond war hinter dem Fuchsturm in Deckung gegangen, Elischa legte es darauf an, alles Versäumte möglichst in Stunden nachzuholen, völlig ausgepumpt schliefen wir eng umschlungen ein und wurden bald von Vogelgezwitscher geweckt.
Elischa schlief wie eine Tote, ich schlich mich hinaus, qualmte erstmal eine Zigarette und fuhr eine Stunde später zum Bäcker. Ein Hobby-Imker hatte ein paar Gläser Honig dagelassen und ich durfte eines kaufen. „Das müssen Sie verstehen - die anderen wollen ja auch noch was davon bekommen.“ Ich verstand erst einmal gar nichts, aber so war es nun mal in der DDR (mir erklärte mal einer, weshalb die Bürger des Arbeiter- und Bauernstaates immer so müde und mürrisch aussehen: „Na ja, weils bei uns immerzu nur bergauf geht!“), die für mich selbstverständlichsten Dinge: Honig, Schnitzel, Zollstöcke, Tomaten (mitten in der Erntezeit), Fliesen - die Seite hier reicht nicht für die weitere Aufzählung - gab es nicht. „Ham wir nich!“, das war die häufigste Antwort von ausgesprochen unhöflichen Verkäuferinnen.
Ich hatte frische Brötchen, ich hatte Bienenhonig und auf mich wartete (hoffentlich war sie schon wach) Elischa mit frisch aufgebrühten Kaffee.
„Weißt du eigentlich, was ich dachte, als ich dich vorm Goethehaus stehen sah?“ Nun, was ich gedacht habe, wusste ich natürlich. Als ich Eva zum ersten Mal sah, schoss mir durch den Macho-Schädel: Der helf ich bald mal aus den Schuhen! Neugierig auf weibliche Gedanken fragte ich: „Na, was hast du gedacht?“ Wie sagt man im Rheinland? „Leck mich die Söck!“
(Leck mich an den Socken). Also: Leck mich die Söck - sie hatte dasselbe gedacht.
Die staatlich verordnete kulturelle Entfremdung hatte also noch nicht so richtig gegriffen.
Der Tag begann mit Sonnenschein, Kaffee und frischen Honigbrötchen („Wie bist du denn an diesen Goldstaub gekommen?“) und kurzem Aufräumen, folgenloser (was das letzte Duschen angeht) Reinigung der Körper und dem Vorsatz: Heute ist das Goethehaus und der Botanische Garten dran.


10. Kapitel

„Ach du lieber mein Gott - ich muss ja noch tanken!“ - „Fahr mal los, Richtung Weimar ist ne Tankstelle.“ Los gings, erst bergab bis zur Saalebrücke am Paradies, am Pulverturm vorbei und gleich nach der Uni links ab, nachdem eine recht attraktive Volkspolizistin und mit einer eleganten Bewegung ihrer rechten, mit einem schwarz-weiß gestreiften Stöckchen bewehrten Hand das Abbiegen signalisiert hatte, auf die Fernstraße 7 Richtung Weimar. Rechts von uns zwei riesige Ginkgobäume des Botanischen Gartens - den wollten wir am nächsten Tag besuchen - und dann der Blick auf den Landgrafen, weiter bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn an der Papiermühle und - die Tankstelle. Sch..., da standen mindestens zehn Autos in der Warteschlange. „Fahr mal dran vorbei, die Tanksäule für Diesel ist ganz vorn und meistens frei.“ Elischa hatte Recht, ein einziger Lkw stand da und war gerade mit dem Tanken fertig. Der Liter Diesel kostete in DDR-Mark, was er heute in EURO kostet. Wir wurden schnell bedient und nach einem Blick auf die Uhr, es war gerade mal zehn, nahm ich mir vor, Elischa ein wenig mit meinen Ortskenntnissen zu überraschen. Nach wenigen Kilometern bog ich links in den Münchenrodaer Grund ab. „He du, nach Weimar hättest du aber geradeaus weiter fahren müssen.“ - „Weiß ich, aber jetzt wirst du entführt!“ Ich war viel schneller an dem Tunnel unseligen Angedenkens, schneller - weil ich diesen Weg nur per pedes kannte und meine Karosse die Strecke natürlich viel schneller schaffte. Nach ein paar Minuten hatten wir die Stelle erreicht, wo das Brunnenhäuschen derEinhügelquelle mit seinem kleinen Vorplatz eine Parkgelegenheit bot. Elischa schaute mich fragend an und:
„Lass uns mal hier aussteigen, da oben ist eine Gaststätte und da trinken wir noch einen Kaffee.“ „Da oben“ - das waren knapp 100 Meter von der Einhügelquelle, wir schlenderten hinauf und ein Riesenhund, ein altdeutscher Schäferhund, kam uns bellend entgegen. Sollte das Arko sein, den ich das letzte Mal als Welpen gesehen hatte und Nachfolger „meiner“ Gustl war? „Komm her, mein Guter, komm, mach Platz!“ Na ja, Platz machte er nicht, aber sein fruchterregendes Gebiss klappte er zu und er ließ sich sogar streicheln. (Nein, ich bin kein Hundeflüsterer, aber Arko, es war tatsächlich Arko, war Gäste gewohnt und gut erzogen. Wir wurden also nicht als Beute gesehen und konnten, den Hund neben uns, ungefährdet die Gaststätte erreichen. Kein Mensch war zu sehen, Gäste waren zu dieser frühen Stunde noch keine da und wir betraten duch den kleinen Vorraum die Gaststätte. „Komme gleich“, tönte aus der Küche und die Stimme kannte ich. „Was darfs sein? - Nee, das ist doch nicht wahr! Heinz Jürgen, wo kommst du denn her?“ - „Tante Berta, ich...“, weiter kam ich nicht. Tante Berta umarmte mich, busselte mich ab und ich hörte nur noch: „Dass ich das noch erleben darf, ach ist das schön! Wen haste denn da mitgebracht?“ Eingedenk der mir bekannten Moralvorstellungen, die mir vor Jahrzehnten die erste „Schelle“ (Backpfeife) eingebracht hatten: „Das ist Eva, meine Lebensgefährtin.“ - „Nu, dann setzt euch erst mal, wollt ihr ein Bier?“ - „Nee, Tante Berta, ich muss ja noch Auto fahren, machste uns nen Kaffee?“ Aus der Küche hörte ich die Kaffeemühle, das Klappern von Kaffeegeschirr - altvertraute Geräusche, die bekannten Gerüche und Tante Berta kam wieder zu uns an den Tisch. „Nu, erzähl mal, was hat dich denn in die alte Heimat verschlagen?“ - „Nee, erzähl du erst mal.“ So erfuhr ich, dass mein Onkel Oskar vor paar Jahren gestorben war und Schmidts Kurtchen (das war ihr Sohn, also so etwas wie mein Urgroßcousin und von Beruf Glasbläser) demnächst die Gaststätte übernehmen würde. „Ja, und Elfriede (das war meine Urgroßcousine) hilft mir jetzt schon, ich bin ja doch schon ganz klapprig. Wie lange bleibste denn in Jene - heute Abend sind beide hier.“ Tante Berta ging in die Küche, um den Kaffee zu holen und ich nahm mir vor, die kommende Nacht in der „Einhügelquelle“ zu schlafen. Elischa war einverstanden und Tante Berta freute sich ein Loch in die Schürze. „Musst du immer noch das Wasser unten von der Quelle holen?“ - „Ja, ja, die haben uns eine Brunnenbohrung nicht erlaubt.“ Der Kaffee - komisch - der schmeckte mir besser als die Jacobs-Krönung. „Sag mal, Tante Berta, haste noch das Gästezimmer oben?“ - „Na klar, wie lange wollt ihr denn bleiben?“ - „Nur heute Abend - wir wollen noch nach Weimar und morgen sind wir in Dornburg verabredet.“
Verabredet - das war eine Notlüge, aber ich denke, eine verzeihliche. Ganz so schnell, wie ich es mir gedacht hatte, sind wir natürlich nicht weg gekommen, aber gegen Mittag konnten wir uns loseisen und ab gings nach Weimar. „Na, da hast du mir ja einen schönen Bären aufgebunden - von wegen Entführung! Aber Deine Tante ist ja eine ganz Liebe!“ - „Diese Tante hat es gewagt, mir eine schallende Ohrfeige zu geben...“ und selbstverständlich musste ich die Geschichte der Kapitulation vom 12. April 1945 erzählen.
Wir erreichten nach 20 Minuten Weimar, fanden schnell einen Parkplatz und standen zum zweiten Mal vor dem Goethehaus.
Auf dieses Geländer hatte Goethe gefasst, diesen Elektrisierapparat hat er bedient, diese Gesichtsmaske wurd eihm zu Lebzeiten abgenommen, mit diesen Prismen hat er seine Beobachtungen gemacht, die Grundlagen für seine Farbenlehre waren, hier hat er seine Gedichte und Theaterstücke diktiert und - hier ist er dreiundachtzigjährig gestorben. Wie kurz sein Bett war! Ich weiß nicht mehr, wieviel Eindrücke ich aufnahm, vielleicht übertreibe ich auch, aber mir war, als schwebe der Geist dieses Olympiers in diesen Räumen.
Überwältigt und wortlos verließen wir nach drei Stunden das Haus am Frauenplan, spazierten noch zum Denkmal Goethes und Schillers und fuhren, ich kann es nicht anders sagen, ergriffen wieder zur Einhügelquelle. Elfriede und Kurtchen waren eingetroffen, es gab ein großes Hallo und ein großes Jenaer Bier. „Heinz Jürgen (meine Tante nannte mich immer bei meinem vollen Vornamen), weißte, was es nachher zum Abendbrot gibt?“ - „Nee, was haste dir denn einfallen lassen?“ Die Antwort erforderte ein zweites Bier: „Ich hab dir dein Lieblingsessen gemacht!“ - „Jetzt sag bloß nicht, es gibt...“ - „Nu, ich kenn doch meinen Heinz Jürgen - Hefeklöße mit Heidelbeeren!“ Soll ich verschweigen, dass mir die Tränen kamen? Ich war glücklich und die Hefeklöße und die Heidelbeeren und noch ein Bier und Elischa und der Jenenser Dialekt und das „Gelle, Heinz Jürgen, das hat dir doch geschmeckt!?“ legten das Beste meines Inneren frei - ich liebte meine Tante Berta, ich quatschte zunehmend im Jenenser Dialekt mit Elfriede, soff - wie vor vielen Jahren mal - mit Kurtchen um die Wette und Elischa küsste mich und brauchte keinen Grund dafür angeben.
Spät versuchte ich ohne Hilfestellung die Treppe zu erklimmen, die mir ein amerikanischer Soldat mal mit ausgestreckten Beinen versperrt hatte und sank - anders kann man es nicht sagen - ins Bett, schlief in Elischas Armen einen tiefen, traumlosen Schlaf und hörte nur noch den Regen, der mitten in der Nacht eingesetzt hatte, gegen das Fenster klopfen.
Kurz nach Sonnenaufgang weckte mich Vogelgezwitscher, ich schlich mich leise aus dem Bett, ließ Elischa weiter schlafen und versuchte, lautlos die knarrende Holztreppe runter zu gehen, um mir in der Küche einen Kaffee zu brühen. Aus dem Küchenfenster hatte ich den Blick auf die hohen Tannen hinter dem Haus, der Regen hatte aufgehört, von den Tannenzweigen tröpfelte es noch ein bisschen und ich beobachtete ein Eichhörnchen, das da von Zweig zu Zweig hüpfte. Dieses morgendliche Naturschauspiel und der nachfolgende Tag - Dornburg wurde auf den nächsten Tag verschoben - waren Anlass für ein kleines Gedicht:

Schleier von nächtlichem Nebel bedecken noch Gräser und Büsche,
erstes Gezwitscher gefiederter Boten verkündet den Morgen.
Zögernd beglänzen die Lanzen der Sonne die Farben der Blumen,
wohlig erschauernd begrüßen aufspringende Knospen den Tag.
Glitzernde Tautropfen zieren den Zweig einer Tanne am Fenster,
voller Staunen betracht ich den Wechsel der schillernden Farben.

Prächtiges Funkeln und farbiges Blitzen begeistert die Augen,
Wunder vollendeter Schönheit und Form seh ich im Kleinen!
Jäh aus den Träumen weckt mich Versunknen ein springendes Eichhorn,
sanftes Geriesel von tausenden Tropfen schmeichelt den Ohren,
kunstvoll bemalt den sprühenden Flor die Botin der Götter,
Iris beschenkt mich mit leuchtenden Farben für einen Moment.

Hinter mir steht die Frau meiner zahllosen Wünsche,
ihre lachenden Augen versprechen das Glück, das ich lange ersehnte.
Goldenen Strahlen der Sonne erlaubt voller Anmut die Schöne
glänzende Lichter zu zünden im Haar und sie sanft zu umkosen.
Später, im schmeichelnden Licht des versinkenden rötlichen Feuers,
locken die Düfte der Kerzen erblühter Kastanien ins Freie -

fliegenden Hufes enteilen die Rösser des Tagesgestirns.
Venus betritt mit Selene gemeinsam den himmlischen Plan,
blinzelt verständig uns Liebenden zu und mit raunender Stimme
wispert ein Carmen der Wind in die Herzen des glücklichen Paares.
Niemand verhindert, dass bald die Umschwärmte mit streichelnden Händen,
zärtlichen Küssen und flüsternd mir schönstes Geheimnis verkündet.
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2016, 15:52   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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8. Kapitel: Zwei minus ! Was mir sehr gut gefällt, sind die eingestreuten Hinweise auf Goethe, seine Frau und die Gedichte. Ich nenne das mal eine Urlaubsromanze mit literarischem Einschlag.

Was mir nicht so gefällt, ist der Zeit- und Erzählsprung zur Pflanzaktion in Solingen. Hat meiner Meinung nach mit DIESER Geschichte hier nichts zu tun und würde ich deshalb rauslassen.

9.Kapitel hab ich noch nicht gelesen; folgt.
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2016, 16:36   #3
männlich Heinz
 
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Hallo Silbermöwe,
Zwei minus - das ist besser als befriedigend (wobei ich letzterer Note in den Folgekapiteln durchaus etwas abgewinnen kann).
Der kurze Einschub (Pflanzaktion in Solingen) - na ja, die Story könnte auch ohne diesen Verweis auf meine Freizeitbeschäftigungen ablaufen. Kleine Ausrede: Aus Gründen, die sich noch zu erkennen geben, schien mir die Andeutung eines "prallen" Lebensabschnittes erwähnenswert. Für die Story - eigentlich ist es ein bisschen mehr als eine solche - verlangt von mir einen langen Atem. Ich schlage gewissermaßen das (nie geschriebene) Tagebuch meines Lebens in der Mitte auf (und hoffe, dass es eigentlich im ersten Drittel aufgeblättert wird) und vertraue darauf, dass die Nebensächlichkeiten sich dann von selbst erklären.
Schönen Sonntag!
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2016, 08:29   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Heinz,

danke; wünsche ebenfalls einen schönen Sonntag gehabt zu haben

Ich weiß, ich habe deine Geschichte nicht am Anfang angefangen, sondern lese kreuz und quer; das mache ich auch bei anderen Büchern ab und an so. Wenn mir die Mitte gefällt, dann lese ich den Anfang später (der Beginn einer Geschichte langweilt mich meistens - deswegen). Die wirklich interessanten Sachen kommen meistens erst in der Mitte.

Ich habe jetzt Kapitel 9 und 10 in einem Rutsch runtergelesen, also war es spannend. Außerdem sind für mich als Wessi die Einblicke in den damaligen Osten schon interessant. "Ein Schälchen Heißen", das habe ich von Bekannten aus dem Osten, die in unsere Gegend gezogen sind, erstmals Ende der 90er Jahre gehört. Was mir an diesen Bekannten außerdem auffiel, war ihre wunderbare Unverklemmtheit in Sachen Sex.

Ich finde, du hast das alles sehr gut in deiner Geschichte in Einklang gebracht - die Beschreibung des damaligen Ostens, die Romanze und den Sex.

Zum Gedicht ganz unten: Daktylus?

Schleier von nächtlichem Nebel
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SCHLeier von NÄCHTLichem NEBel - Nee, dich nicht. Oder?
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2016, 16:38   #5
männlich Heinz
 
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Hallo Silbermöwe,
zuerst zum Letzten - dem Gedicht. Ich nehme mal einen beliebigen Vers heraus:
erstes Gezwitscher gefiederter Boten verkündet den Morgen.
Ge-ixt: XxxXxxXxxXxxXxxXx = 5 voolständige Daktylen, am Schluß ein katalektischer (verkürzter) Versfuß. Man kann das ganze auch Hexameter nennen (6 Versfüße sind ja da), aber unter Hexameter versteht man eigentlich was anderes - an dem übe ich noch. (Ach so - Schleier der nächtlichen Nebel - nee, ich bedecke mich lieber mit was anderem...so Daunendecken und Vergleichbares.
Die "wunderbare" Unverklemmtheit in Sachen Sex - glaub mir, ich bin wirklich keine Kind von Traurigkeit, aber ich war manchmal so was von perplex und gemessen an meiner großen Schnauze (zumindest behaupten das andere von mir) schlichtweg sprachlos. Die Wortwechsel im Originalton - da sträubt sich noch heute meine Feder. Aber - es war erfrischend und manchmal führte die Unterhaltung auch zu potenzschädigendem Gelächter. Ich erinnere mich einer Quizfrage, die mir "Jaqueline" gestellt hatte: "Sag mal, weißt du, welche Frau besser ist - eine Straßenbahnschaffnerin, eine Arzthelferin oder eine Lehrerin?" - "???" - "Nu - die Straßenbahnschaffnerin (die damals üblich waren und mit ihrem Bauchladen durch die Fahrgäste gingen, um - für eine Fahrt - 0,20 Mark zu kassieren) sagt: Vorne ist alles dicht, rücken Sie mal, hinten ist noch alles frei!", die Arzthelferin: "Der nächste, bitte!" Künstliche Pause, bis ich fragte, was denn die Lehrerin sagt. "So, und nun üben wir dasselbe nochmal!" Solltest Du den Witz kennen - bitte trotzdem lachen: Die Maid war 17 und ich knapp über dreißig und das Vertrackte war - sie glaubte, eine Lehrerin imitieren zu müssen. Halt das mal alles nicht für Angabe und nostalgische Vergangenheitsbewältigung - es war einfach eine tolle Zeit.
Die "interessanten" Sachen, so hoffe ich, kommen erst noch - kommt auf den Standpunkt der Betrachterin/Leserin an.
Liebe Grüße,
Heinz
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