Jagdtagebuch

[Skaylar]

21:00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich hab ja so keine Lust aufzustehen!
Heute Mittag bin ich wieder schwer eingeschlafen, Dank den Nachbarskindern, die immer so schlimm wegen des vielen Bluts vor meiner Garage schreien müssen.
Ich mach das später sauber, wenn ich von der Arbeit komme.
Jetzt gönne ich mir erst noch ein wenig Dösen...

21:43 Uhr
Shit, ich hab schon wieder verschlafen!
Bis ich in die Gänge komme, sind die besten Exemplare schon weg.
Man hat's als Jäger nicht leicht, wenn man seine Mahlzeiten eigenhändig erlegen muss.
Wenn ich da zu spät komme, hab ich nichts zu beißen.

22:03 Uhr
Jetzt muss ich mich sputen um noch ein hübsches Ding zu erwischen.
Nachts sind sie eine leichte Beute. Vor allem die jungen...
Oh, ssh. Ein Rascheln. Das ging aber schnell, heute ist mein Glückstag!
Ab in die Büsche!
...verdammt, ich sitz' in einem Rosenstrauch.

22:04 Uhr
Wie es den Weg entlangstapft... so anmutig und stolz.
Die Natur vollbringt wahrlich Wunder!
Nur schade, dass ich es erlegen muss.
Der Kopf wird meine Jagdwand zieren, auf dass dessen Schönheit noch lange währe.
Genug der Sentimentalitäten...
Wo hab ich denn das verdammte Gewehr hingelegt?

22:07 Uhr
Ein Schuss hat nicht gereicht, das Kleine hatte wirklich Ausdauer.
Es hat einen Löwenteil meiner Munition verbraucht und ist dennoch weiter gerannt!
Aber es hat sich gelohnt, es wiegt zwar nicht viel, aber sieht wirklich lecker aus.
Für die nächsten Tage sollte das zum Überleben reichen.

22:26 Uhr
Endlich geschafft!
Mit der Zeit ist es echt schwer geworden, und dass, obwohl es so viel Blut über den Weg nach Hause verloren hat.
Das mache ich dann morgen sauber, jetzt geht’s erstmal ans Eingemachte!
A propose, ich sollte hier wirklich mal wieder aufräumen, sonst darf ich jedes Mal stundenlang mein Ausweidebesteck suchen!

22:42 Uhr
Was für eine Sauerei!
Aber Gott sei Dank bin ich jetzt fertig.
Oh Mann, und wieder hab ich vergessen, meine Schürze anzuziehen...mein schönes Hemd kann ich dann wohl in die Tonne kicken.
Wie auch immer, gleich wird gegessen!
Nur noch kurz die Hände waschen – der Hygiene wegen.

00:27 Uhr
Der Braten ist furchtbar lecker!
Ich habe mich wieder mal selbst übertroffen, ohne mich selbst zu loben.
Das große Bauchstück habe ich nicht ganz geschafft, aber das hält sich ja bis morgen noch.
Den Kopf werde ich später dann ausstopfen und schön zurecht machen.
Ich liebe ihre langen schwarzen Haare und ihren erschrockenen Gesichtsausdruck.
Die großen braunen Augen, die mich für immer so ängstlich anstarren werden.
Ich hänge sie am Besten neben die Blonde, die mir so gut geschmeckt hat.
Etwas fett vielleicht, aber dafür schön saftig.
Zu gerne hätte ich noch ihre Namen erfahren...

[DieSilbermöwe]

Liebe Skaylar,

mir war schon bei den ersten Sätzen (ab dem Satz mit den Nachbarskindern, die wegen dem vielen Blut immer schreien müssen) klar, was der Jäger erlegen will. Flüssig geschrieben, aber auf den Überraschungsmoment hättest du noch subtiler hinarbeiten können.

Oder es liegt daran, dass ich schon gefühlte tausend Horrorfilme gesehen habe und ich die Story deshalb nicht wirklich gruselig finde

LG DieSilbermöwe

[Skaylar]

Liebe Silbermöwe,

tatsächlich äußerst Du die gleiche Kritik wie meine Mutter, die ich den Text habe "Probe lesen" lassen, nur mit anderer Begründung.
Hier eine kleine szenische Darstellung, wie der Dialog ablief:

Meine Mutter liest den ersten Absatz
"Sag mal, der bringt bestimmt Menschen um."

Ich rolle mit den Augen
"Woran kannst du das in dem Text festmachen?"

Meine Mutter schmunzelt
"Keine Ahnung, ich kenn dich halt."

Ich hab's danach tatsächlich nochmals bearbeitet, aber schade, dass ich Dich nicht mit dem Plot Twist schocken konnte.
Ich hoffe, der Text hat Dir trotzdem gefallen und danke für Deine Eindrücke!

Allerliebste Grüße,
Skaylar

[wolfgang]

Ich habe den Text mehrmals gelesen, weil ich hoffte, er sei ironisch, das ist er aber nicht.

Insgesamt finde ich den Text enttäuschend, zumal die Pointe vorhersehbar ist.

Wäre mit dem "Jäger" etwas anderes gemeint, entstünde eine Doppelbödigkeit, die interessant wäre.

Der Text kommt bei mir so an: Da ist ein literarisches Ich, dass wahnsinnig ist. und niemand stoppt es. Im Gegenteil, es macht sich über seine Opfer auch noch lustig. Und das ist Menschenverachtend.

Da frage ich mich, warum die Polizei nicht einschreitet oder die Kinder, zu Anfang, niemanden zu Hilfe rufen? Ich verstehe, dass diese Fragen keine Rolle spielen dürfen, da sonst die Geschichte nicht so ablaufen könnte, wie sie dann abläuft.

Aber überzeugend ist das alles nicht.

Eher ein Text für die Rubrik: Fingerübung.

[Skaylar]

Hallo lieber Wolfgang,

vielen Dank für Deine Kritik. Es kann ja nicht immer nur Lobgesänge vom Himmel regnen.

Zu allererst finde ich schade, dass Du dem Text nicht viel abgewinnen konntest.
Aber ich gebe dir Recht, es ist wohl zu vorhersehbar und ich werde den Text wohl nochmal bearbeiten, nachdem das schon einigen aufgefallen ist.

So wie der Text bei Dir angekommen ist, sollte er das eigentlich auch.
Und in der Tat ist die Haltung des LI menschenverachtend, genau das wollte ich ja auch rüberbringen - zumindest mit dem letzten Absatz.

Es war auch nicht leicht, die Gedanken des LI so wiederzugeben, dass es nicht "dargestellt" aussieht, ich hab da wohl ein paar wichtige Punkte zur Textverständnis nicht eingebracht.

Trotzdem danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast den Text zu lesen und mir deine Eindrücke mitzuteilen.

Allerliebste Grüße,
Skaylar

[Arya007]

Liebe Skaylar,

ich versuche die ganze Zeit festzumachen, woran man erkennt, dass er Menschen jagt. Ich habe nämlich auch schon nach den ersten Sätzen daran gedacht. Ich glaube es liegt an dem vielen Blut, wegen dem die Nachbarn immer schreien, dieser einen Stelle aus dem ersten Absatz. Das könntest du umgehen, indem du sie vielleicht beim Spielen laut sein lässt oder so ähnlich. Ergibt mein Satz so überhaupt Sinn? Egal.
Um den Überraschungsmoment noch zu vergrößern könntest du außerdem "hübsches Ding" durch "gutes Stück" ersetzen, dann ist es subtiler.

Auf jeden Fall bin ich ein großer Fan des Textes! Schön schaurig!

LG Arya

[wolfgang]

Hallo Skaylar,

ich weiß nicht genau, was Du mit der Form bezwecken wolltest, aber aus der Geschichte ließe sich vieles machen.

Man könnte eine Satire schreiben. Der Plot: Ein Irrer bricht aus der Nervenklinik aus und mordet sich fröhlich durch die Straßen. Ist ja bald Halloween - man könnte es zu dieser Zeit spielen lassen. Es gibt ja auch einen Film, Halloween, der genau so eine Geschichte thematisiert. Allerdings ist es keine Satire, sondern ein Horrorfilm.

Wollte man eine Satire schreiben, wäre der Witz der, dass alle denken, das lit. Ich sei kein Irrer, sondern alles nur Show: Weil ja Halloween ist.

Und am Ende kommt raus, dass das lit. Ich tatsächlich wahnsinnig ist.

Das wäre dann eine Satire über die Leichtgläubigkeit der Leute.

Ich hoffe, damit kannst Du mehr anfangen.

Bis dann!

[Gemini]

Gut geschrieben, gut recherchiert. Versuche dich mehr in Halbsätzen. Das ist ein gutes Werk, ohne Zweifel. Die Halbsätze sind so etwas wie eine zweite Ebene. Ich weiß nichts über den Killer. Sauber runtergeschrieben. Gutes Timing, gute Effekte. Arbeite ein Lyri heraus. Nicht übel.
Versuch einmal etwas prosaischer zu schreiben. Mehr Einblick in die Gefühlsebene meine ich. Arbeite deine Figur etwas mehr heraus.

Gem

edit: Wo ist die Motivation? Wo ist das Leid? Ich will mehr über dein Lyri wissen, sonst, ned ubel.

[Skaylar]

Guten Morgen Gemini,

danke für das Lob!
Also, mein Plan ist jetzt, den Text nicht mehr aus der Sicht des Killers sondern aus der Sicht eines olympischen Erzählers zu, äh, erzählen
Ich werde all Deine Erwartungen an das LI miteinbringen und hoffe mal, dass ich den Wahnsinnigen dann etwas wahnsinniger machen kann.

Vielleicht wirst du das Remake ja bald zu Gesicht bekommen.

Liebe Grüße,
Skaylar