Bestattungsräume bei Poetry.de

Ex-DrKarg · 05.06.2018, 09:16

Bestattungsräume

©Hans Hartmut Karg
2018

Es lebte einst ein alter Mann,
Der nachdachte über Bestattung,
Mit der sein Himmel punkten kann
Für ihn – und für die ganze Gattung.

Nach Schlachten und an Sommertagen
Ist wohl die Erdbestattung Spitze:
Bevor sich festsetzen die Maden,
Entzieht man Leichname der Hitze.

Wo ein sehr hoher Wasserstand,
Legt man die Asche in die Urne,
Damit kein Sarg vom Friedhofrand
In Flüsse treidle oder turne.

Im Winter, im Himalaya
Legt man den Leichnam auf den Berg.
Dort sind alsbald die Geier da,
Verrichten rasch ihr heilig' Werk.

Den toten Seemann kriegt das Meer:
Er wird vom Schiff hinein gekippt.
Die Umweltlast ist da kaum schwer,
Weil mancher Fisch am Körper nippt.

Der alte Mann will einfach nur
Ins Weltall hochgeschossen werden.
Das wär' für ihn Wunsch und Richtschnur:
Ganz schwerelos – ohne Beschwerden!

*

Ex-Serpentina · 05.06.2018, 20:33

Hallo Dr. Karg,

das habe ich sehr gerne gelesen.
Das ist Informativ und mit Witz geschrieben.

Es gibt noch eine weitere Bestattungsmöglichkeit:

Für ganz besondere Exoten,
presst man die Asche mit viel Druck.
Die Asche des geliebten Toten,
zum Diamant, trägt ihn als Schmuck.

Ex-DrKarg · 06.06.2018, 07:35

Serpentina,
naja, der alte Mann ist arm und hat keine Nachkommen.
Wer sollte den Diamanten dann tragen?
Danke für das feine Lob an mich!
Herzliche Grüße!
H. H. Karg

Thing · 06.06.2018, 12:34

Lieber Dr. Karg -

das mit den Geiern gibt es m.W. in Indien (Türme des Schweigens).
Geier im Himalaya - das glaube ich nicht.
Aber das wird den Toten nicht mehr stören -
Erde, Wasser, Luft - dort enden wir alle einmal.

Lieben Gruß
von
Thing

AndereDimension · 06.06.2018, 13:33

Da war da noch ein andrer Mann,
bei dem lag viel im Argen.
Man dachte nach, beschloss sodann
ihn lebend einzusargen.

Da war auch noch, ja seine Frau,
ein bitterböser Drachen,
die musste mit hinab, genau,
sind sonst nur halbe Sachen.

Ex-Serpentina · 06.06.2018, 13:52

Zitat:

Zitat von DrKarg

Serpentina,
naja, der alte Mann ist arm und hat keine Nachkommen.
Wer sollte den Diamanten dann tragen?
Danke für das feine Lob an mich!
Herzliche Grüße!
H. H. Karg

Hallo Dr. Karg,

das sind gute Argumente, dass diese Bestattungsart für den alten Mann nicht in Frage kommt. Dennoch ist es eine weitere Möglichkeit. Ob sie viel teurer ist, als mit moderner Raketentechnik ins All geschickt zu werden?
Egal. Gruselig finde ich beide Arten. Dann lieber Futter für die Würmer oder Feuerbestattung in einem Vulkan.

Liebe Grüsse,
S.

Heinz · 06.06.2018, 20:19

Ich brauche mir - meiner Lieblingstochter sei Dank! - keine Gedanken zu machen. Es ist beschlossen: Ich, bzw. meine gesiebte Asche, komme in eine Sanduhr, die alle paar Stunden umgedreht wird, auf dass ich nach dem unausweichlichen Ende meiner irdischen Existenz keine Ruhe finden werde.
H.

Ex-Serpentina · 06.06.2018, 23:07

Zitat:

Zitat von Heinz

Ich brauche mir - meiner Lieblingstochter sei Dank! - keine Gedanken zu machen. Es ist beschlossen: Ich, bzw. meine gesiebte Asche, komme in eine Sanduhr, die alle paar Stunden umgedreht wird, auf dass ich nach dem unausweichlichen Ende meiner irdischen Existenz keine Ruhe finden

Das ist, dank weiblicher Kraft und Klugheit,
eine ganz integere Art,
der Bestattung. Verdreht mit Raum und Zeit,
die Asche sich fliessend paart.
Mit Tochter und Schwerkraft am Start,
wird Stillstand und Starrheit genarrt.

Ja, das kommt besser als ausgestellt
zu sein, in Plastik und Körperwelt.
Die Welt strömt da voller Neugier vorbei,
hält lärmend unzählige Maulaffen feil.
Und weit und breit - kein Seil.

Ex-DrKarg · 07.06.2018, 10:59

Liebe Thing,
das mit den Geiern habe ich in einem Film gesehen:
Wenn es im Himalayagebiet so kalt ist, dass die Böden hartgefroren sind, ist das offenbar die einzige Möglichkeit der Bestattung. Diese Bestattungsform hängt sicher auch mit der Religion zusammen.
Liebe Dichterfreunde,
ja, es lohnt sich schon, sich mit den Formen der Bestattung zu befassen - falls einem der eigene Leib nicht nur als toter Erdwurm erscheint bzw. längst Nachkommen diese Entscheidung für einen getroffen haben....
LG H. H. Karg

05.06.2018, 09:16	#1
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Bestattungsräume Bestattungsräume ©Hans Hartmut Karg 2018 Es lebte einst ein alter Mann, Der nachdachte über Bestattung, Mit der sein Himmel punkten kann Für ihn – und für die ganze Gattung. Nach Schlachten und an Sommertagen Ist wohl die Erdbestattung Spitze: Bevor sich festsetzen die Maden, Entzieht man Leichname der Hitze. Wo ein sehr hoher Wasserstand, Legt man die Asche in die Urne, Damit kein Sarg vom Friedhofrand In Flüsse treidle oder turne. Im Winter, im Himalaya Legt man den Leichnam auf den Berg. Dort sind alsbald die Geier da, Verrichten rasch ihr heilig' Werk. Den toten Seemann kriegt das Meer: Er wird vom Schiff hinein gekippt. Die Umweltlast ist da kaum schwer, Weil mancher Fisch am Körper nippt. Der alte Mann will einfach nur Ins Weltall hochgeschossen werden. Das wär' für ihn Wunsch und Richtschnur: Ganz schwerelos – ohne Beschwerden! *

06.06.2018, 07:35	#3
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Bestattungsräume Serpentina, naja, der alte Mann ist arm und hat keine Nachkommen. Wer sollte den Diamanten dann tragen? Danke für das feine Lob an mich! Herzliche Grüße! H. H. Karg

07.06.2018, 10:59	#9
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Bestattungsräume Liebe Thing, das mit den Geiern habe ich in einem Film gesehen: Wenn es im Himalayagebiet so kalt ist, dass die Böden hartgefroren sind, ist das offenbar die einzige Möglichkeit der Bestattung. Diese Bestattungsform hängt sicher auch mit der Religion zusammen. Liebe Dichterfreunde, ja, es lohnt sich schon, sich mit den Formen der Bestattung zu befassen - falls einem der eigene Leib nicht nur als toter Erdwurm erscheint bzw. längst Nachkommen diese Entscheidung für einen getroffen haben.... LG H. H. Karg

05.06.2018, 20:33	#2
Ex-Serpentina abgemeldet Dabei seit: 04/2018 Ort: Zwischen den Gedanken Alter: 57 Beiträge: 697 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Dr. Karg, das habe ich sehr gerne gelesen. Das ist Informativ und mit Witz geschrieben. Es gibt noch eine weitere Bestattungsmöglichkeit: Für ganz besondere Exoten, presst man die Asche mit viel Druck. Die Asche des geliebten Toten, zum Diamant, trägt ihn als Schmuck.

06.06.2018, 12:34	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Dr. Karg - das mit den Geiern gibt es m.W. in Indien (Türme des Schweigens). Geier im Himalaya - das glaube ich nicht. Aber das wird den Toten nicht mehr stören - Erde, Wasser, Luft - dort enden wir alle einmal. Lieben Gruß von Thing

06.06.2018, 13:33	#5
AndereDimension Dabei seit: 06/2009 Beiträge: 3.325 Meine Gedichte Meine Favoriten	Da war da noch ein andrer Mann, bei dem lag viel im Argen. Man dachte nach, beschloss sodann ihn lebend einzusargen. Da war auch noch, ja seine Frau, ein bitterböser Drachen, die musste mit hinab, genau, sind sonst nur halbe Sachen.

06.06.2018, 20:19	#7
Heinz Dabei seit: 10/2006 Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow Beiträge: 7.879 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich brauche mir - meiner Lieblingstochter sei Dank! - keine Gedanken zu machen. Es ist beschlossen: Ich, bzw. meine gesiebte Asche, komme in eine Sanduhr, die alle paar Stunden umgedreht wird, auf dass ich nach dem unausweichlichen Ende meiner irdischen Existenz keine Ruhe finden werde. H.