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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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01.01.2015, 20:36 | #1 |
erinnerung an w.
in all dem schaum
wogten unrasierte gedanken für dich auf hügel rennend versprachst du mir wildblumensamen karg der alte baum in windgeschützten zweifeln nistete ich die raben ins weiße selbdritt waren wir hoffnung liebe tod |
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01.01.2015, 21:08 | #2 |
Du scheinst schon ziemlich viel erlebt zu haben, vieles das du schreibst scheint autobiografisch zu sein. Erinnerungen in Worte kleiden zu können ist eine starke Eigenschaft. Finde ich gut.
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01.01.2015, 21:13 | #3 |
R.I.P.
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hallo richard
ich würde gerne erklären, warum ich das für einen wirklich guten text halte. aber es würde einige denkleistung erfordern, um das ende des fadens zu finden und das wirre klüngel deiner wörter zu einem unverwirrten kommentar aufzurollen. ich frage mich, ob du von einem in normalsprache gehaltenen ursprungstext ausgingst und nach und nach, wie beim Rubik-Würfel, die ordnung durcheinandergebracht hast. vermutlich läuft sowas aber eher von selber in die verzweigten rinnen wie ein bächlein, das man staut, und das sich neue wege sucht. ich spare mir das aufdröseln und bleibe bei: fand ich als lektüre gut und anregend. bis bald urluberlu |
01.01.2015, 22:23 | #4 |
@Versard
Mit den Jahren kommt schon was zusammen. Ja, viele meiner Texte sind autobiographisch gehalten, das ist richtig. Erinnerungen sind mir wichtig, ein Text über eine zu schreiben, hat etwas von lyrischem ad acta -sozusagen. @urluberlu Freut mich sehr, dass Du hier hereingeschaut hast. Deine Vermutung ist richtig, es handelt sich um einen Text aus dem Jahr 2002, und er ist mehrmals auf der Hebebühne meiner Textwerkstatt gelandet. Vielen Dank für die angedrohte Denkleistung, aber, das muss auch nicht sein, denn das führte zu nichts und wäre übertrieben. Ich sehe den Text als eine Miniatur, weißt Du? Danke und Grüße, U. |
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01.01.2015, 23:33 | #5 |
Lieber Farrell,
das ist sie auch - in sich geschlossen trotz der Brüche oder gerade deshalb? liebe Grüsse Ànne |
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02.01.2015, 05:51 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das konnte mich aber nicht daran hindern, bei der ersten Strophe - in Verbindung mit dem "w." in der Überschrift - in mich hineinzuschmunzeln, denn vor meinem geistigen Auge erschien mir Conchita Wurst. Dagegen war ich völlig hilflos, und am liebsten hätte ich ihn gepackt und mit seinem Stoppelbart in Deine erste Strophe getunkt. Was die zweite Strophe angeht, bist Du Dir sicher, dass jemand auf einen Hügel "rennt"? Das mag ja noch angehen, wenn hinter einem der Tsunami die Zunge ausstreckt, aber was in aller Welt sollte im Normalfall einen Menschen dazu bewegen, einen Hügel hinaufzurennen, anstatt ihn zu besteigen? Aber so geht es zu in der lyrischen Welt: Wer vermag schon die Gedanken eines Dichters zu begreifen (geschweige denn die eigenen )? LG Ilka |
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02.01.2015, 10:38 | #7 |
Vielleicht hat sich Dein geistiges Auge um 05:51 Uhr noch in der REM-Phase befunden, liebe Ilka. Meines ist klar und frisch, und es kann durchaus auf einen Hügel (leichte bis mäßige Erderhebung) rennen, da im Text ja kein Berg vorkommt den man in der Tat besteigen müsste.
Danke für die Anerkennung & Gruß in den Morgen, U. |
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02.01.2015, 15:37 | #8 |
gesperrt
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Jetzt muss ich auch einmal ein paar Fragen stellen. Zuerst aber: Das Gedicht hat mich sofort angesprochen und mich zum Nachdenken gebracht. Ich hoffe, das enttäuscht dich nicht allzu sehr
Also meine Fragen: Warum keine Gegewart in S1? Für mich schreit dieses Gedicht geradezu nach einem Rückblick...(Erinnerung!). Die S1 hat auf den ersten Blick auch für mich etwas unfreiwillig Komisches. Ich denke an einen Mann, der sich gerade rasiert und dabei nachdenkt. Das große Wort "wogte", wollte sich da nicht einfügen. Aber so komisch ist das dann gar nicht: Wenn Männer, die sich normaler Weise regelmäßig rasieren, dies über längere Zeit nicht tun, dann steckt dahinter oft ein Rückzug aus der Welt um Belastendes und Schmerz zu verarbeiten. S2: Das "rennend" stört mich nicht. Ganz im Gegenteil. Es drückt Kraft und Energie (vielleicht der Jugend?) aus; sogar wenn man rennt kann man da noch sprechen. Das Versprechen des LD ist aber aus einem bestimmten (schicksalhaften?) Grund nicht erfüllbar - trotzdem ist es ein schöner, lichter Gegensatz zu S 3 - ich spüre etwas wie Flügel, die die Liebe verleihen können. "Wildblumensamen" gefällt mir ausnehmen gut. Ich könnte jetzt eine ganze Bildergalerie beschreiben, die in meinem Kopf erscheint. Außerdem finde ich ihn ausgesprochen lyrisch. S3 empfand ich zuerst als einen Zeitsprung zurück zum unrasierten einsamen Denker (alter Baum)...aber dieser Gedanke geht nicht auf, weil du wieder die Vergangenheitsform verwendest (?) Damit ergibt sich eine anderes Bild für mich: Der Bruch zu S2. "windgeschützte zweifel" begeistern mich. Das LI sitzt in diesem trügerischen Nest (der Hoffnung?); in Wahrheit rüttelt gnadenlos ein kalter Wind an dem Nest zwischen den kahlen, schwachen Ästen. Ein starkes Bild. In S3V1 fehlt mir ein Verb (du kannst mir natürlich vorwerfen, es liege an meinem konservativen Zugang zur Lyrik, aber das Gedicht besteht Großteils aus vollständigen Sätzen, also warum davon abweichen?) Ich empfinde beim Lesen nicht, dass dieser (Lebens?)Baum wirklich "alt" ist, eher einfach nur schwach (geworden?). Kann ein Baum "karg sein"? Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Alternative vielleicht: "kahl/schwach war der baum", das scheint mir zum "unsicheren Nest" zu passen. S4 "die raben ins weiße" da gefällt mir wiederum ausnehmend gut. Die "Raben" wie die Farben in all ihrer Vieldeutigkeit. Natürlich denke ich als erstes an den Tod. Aber irgendwie empfinde ich es auch als eine Art Aufbruch in die Freiheit (ein Bewältigungsgedanke des LI ?) Mir fehlt auch hier ein Verb. Eigentlich sind die Verse für mein Gefühl zweihebig, es ist schwierig daran herumzudoktern. Mich würde hier gefallen, wenn der Rabe am Schluss fortgeschickt wird: "rabe flieg/zieh ins weiß": aus der Position des gegenwärtigen Denkers heraus das Loslassen der schmerzlichen Erlebnisse. Für mein Gefühl passt das auch klanglich gut zu "selbdritt" und "hoffnung" am Anfang der Verse und den "abschließenden" männlichen Kadenzen. Zusammengefasst: in all dem schaum wogen unrasierte gedanken an dich auf hügel rennend versprachst du mir wildblumensamen kahl war der baum in windgeschützten zweifeln nistete ich selbdritt waren wir hoffnung liebe tod rabe flieg ins weiß Gruß shoshin |
02.01.2015, 17:06 | #9 |
Hallo shoshin,
möchtest es genau wissen, hm? Deine These über das Rasierverhalten von Männern ist hier nicht unerheblich, und ja, natürlich entsteht dort eine unfreiwillig tragisch/komische Lesesituation. -der Text bleibt in der Vergangenheitsform, mir ist das wichtig. -zum Baum. Berufsbedingt habe ich mit Bäumen & Gärten zu tun, kann also sagen, dass es karge Bäume gibt. Ein Verb kommt mir da nicht hin. -„die raben ins weiße“, ist sprachlich bewußt so konzipiert, da ich in der lyrischen Sprache mehr Ausdrucksmöglichkeiten sehe und hier sozusagen meinen „lyr. erzählerischen“ Nerv trifft. Ich danke dir sehr für dein Interesse und freue mich über die überwiegend positive Kritik. Gruß, U. |
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