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Alt 25.01.2021, 09:03   #1
männlich Henkerchen
 
Benutzerbild von Henkerchen
 
Dabei seit: 01/2021
Beiträge: 190


Standard Die Bühne meines Lebens

In meinem Innern ist eine Bühne.
Auf dieser Bühne spiele ich meine verschiedenen Rollen.
Mal bin ich der kleine Bruder, der streitet.
Mal bin ich der große Bruder, der unterstützt.
Mal bin ich ein guter Freund, der einfach nur zuhört.
Mal bin ich der Clown, der dich zum Lachen bringt.
Jeder spielt in seinem Leben verschiedene Rollen.
In jedem Umfeld ist man jemand anderes.
Doch wenn du dich auf meiner Bühne umschaust, dann fragst du dich vielleicht:
„Moment mal, warum ist diese Bühne so klein?“
Meine Bühne ist so klein, weil ich dich nur auf die Vorbühne lasse.
Nur ein kleiner Teil der Bühne ist für dich zugänglich, denn der Vorhang ist noch unten.
Jetzt siehst du ihn.
Er ist dick und schwarz.
Er sieht schwer aus.
Jetzt könntest du sagen:
„Öffne doch den Vorhang, dann hast du mehr Platz um deine Rollen zu spielen!“
Nein.
Das kann ich nicht.
Wenn ich diesen Vorhang öffne, dann holen sie mich.
Wenn ich diesen Vorhang öffne, dann überwältigen mich Trauer, Angst und Hass.
Vor Allem der Hass.
Hass auf mich selbst.
Hass, der Alles verzehrt.
Hass, der mich von einer Brücke stoßen will.
Du schreckst zurück,
verlässt meine Bühne.
Die Flutlichter gehen aus.
Es ist niemand mehr da.
Kein Grund weiter Theater zu spielen.
Zurück bleibt die Leere.
Die Leere, die alles ausfüllt.
Die Leere, die ich sofort wieder mit Gefühlen fülle, sobald jemand meine Bühne betritt.
Doch die Gefühle bleiben nie lange.
Sie sind gespielt.
Und je häufiger ich sie spiele, desto schwerer lastet danach die Leere wieder auf mir.
Und doch verliere ich mich jedes Mal wieder in ihnen, um nicht den Halt zu verlieren.
Da!
Plötzlich:
Ein Riss im Vorhang!
Etwas dringt zu mir.
Es füllt die Leere.
Ein berauschendes Gefühl, endlich wieder etwas tiefer gehendes zu spüren.
Etwas, das den Hass betäubt.
Doch langsam beginnt sich der Riss wieder zu schließen.
Ich taumle entsetzt zurück und stehe wieder allein in der Leere.
NEIN!
schreie ich
NEIN!
Ich beginne zu kämpfen.
Ich kämpfe gegen den Vorhang an, schlage ihn, trete ihn.
Und dann:
RATSCH!
Ich habe es geschafft.
Ein kleiner Riss im Vorhang.
Doch der Riss in meinem Vorhang,
ist nur ein Schnitt in meiner Haut.
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Stichworte
gefühle, leere, selbstverletzung

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