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Alt 20.12.2019, 22:22   #1
weiblich Maxi87
 
Dabei seit: 11/2019
Beiträge: 9


Standard Am Ende des Sommers

Sie läuft.
Sie läuft die Strasse hinunter - Barfuss.
Auf der einen Seite der Bahndamm der unendlich erscheint. Er verweigert den Blick auf das dahinter liegende Maisfeld und die untergehende Sonne. Auf der anderen Seite eine Hecke, dann ein Gebäude - eine Fabrik.
Die Strasse ist warm. Aufgeheizt von der Sonne. Ihre Flip Flops hat sie in der rechten Hand.
Sie läuft langsam - bedacht. Es sieht aus als würde sie sich jeden Schritt überlegen. Den Kopf nach unten gewandt. Sie beobachtet sich selbst. Wie Ihre Füße einen Schritt nach dem anderen machen. An das Fabrikgebäude schließen sich Gärten an. Grillduft, lachen, schwatzen. Sie geht vorbei ohne auf zu sehen - ist in ihrer eigenen Welt gefangen.
Ein Auto fährt an ihr vorbei. Der Wald. Sie bleibt stehen - schaut auf. Eigentlich ist es kein Wald. Schon lange nicht mehr. Ein Wäldchen, gerade groß genug für den Müll der Leute. Sie dreht sich um, will zurückgehen.
Eine Fahrradklingel. Sie bleibt stehen, doch sie dreht sich nicht um. Das ist nicht nötig. Sie weiß wem das Klingeln gehört. Das Fahrrad fährt neben ihr, sie schaut nicht auf. Sie weiß wie er aussieht, kennt das Fahrrad bis ins Detail. Das Geräusch eines runter fallenden Latsches ist zu hören. Das Fahrrad wendet, holt den Latsch - kommt zurück.
„Du bist spät heute“ sagt sie.
„Ich weiß“ antwortet er.
Sie sehen sich an. Nur kurz. Das Fahrrad bleibt stehen. Fällt um. Er zieht die Latschen aus, lässt das Fahrrad liegen. Jetzt laufen sie gemeinsam. Barfuss. Einfach so.
Sie schaut wieder nach unten. Seine Füße - viel größer als ihre, braun von der Sonne. Vielleicht auch vom Dreck.
„Ich…“ fängt er an.
„Nein - nicht…“ unterbricht sie ihn.
Sie weiß was er sagen will. Sie will es nicht hören. Nicht jetzt und auch nicht morgen oder in einer Woche. Nie. Er wird gehen, dass weiß sie. Egal was sie sagen oder machen würde. Es würde nichts ändern. Es steht schon lange fest. An einer Kreuzung bleiben beide stehen.
Bis morgen. Das müsste er jetzt sagen. Das sagt er immer. Jeden Tag. Doch er wird es diesmal nicht sagen. Nie wieder - nicht zu ihr.
„Bis…“ er zögert. Die Gewohnheit zwingt ihn beinahe dazu. Er bricht sie.
„Bis bald.“
„Ja, bis bald.“
Sie sehen sich noch einmal an - Lächeln mühsam. Ihre Flip Flops fallen auf den Boden. Sie geht nach links. Dreht sich nach ihm um. Er geht zurück. Ohne sich umzudrehen.
Sie fängt an zu rennen.


(Ist ein alter Text von mir, locker 10 Jahre alt. Natürlich bissl überarbeitet)
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