Angekommen

[Ilka-Maria]

Den letzten Stein wirft er voraus
im Wissen, dass sein Weg zu Ende:
Die Beine schreiten nicht mehr aus
und müde sinken beide Hände.

Er schaut, wohin der Stein sich senkt:
Zu wund, zu alt sind beide Füße -
wie Rösser, durch die Welt gelenkt,
gejagt von Abenteuers Süße.

Und auch sein Schwert gehorcht nicht mehr,
trotzknaufig harrt es in der Scheide.
An Atmung flach, im Herzen leer
fleht er um Ruhe, flucht dem Leide!

Er kniet sich nieder in den Sand
und leert den Schlauch voll rotem Wein.
Sein Grab liegt jetzt am Wegesrand,
markiert von seinem letzten Stein.

1. Januar 2016

[gummibaum]

Hallo Ilka,

der Ritter weist über seine Zeit hinaus. Eine Allegorie vom Lebensende.

Wieder schön geschrieben.

LG gummibaum

[Thing]

ich weiß nicht, ob es sich hier um eine historische Figur (aus der Antike?) handelt, das spielt auch keine Rolle;

Ein wunderbares, rundum äußerst gelungenes Gedicht, obschon "trotzknaufig" ungewöhnlich und ungewohnt klingt.
Es hat etwas Balladenhaftes, ohne eine Ballade zu sein.
Wie immer kann ich Deine Wortkunst und das Unverwechselbare im Klang Deiner Verse nur fast stumm bewundern.

Mein erster Favorit 2016


Mit einem lieben "Prosit Neujahr!"

grüßt

Thing

[Ex-Poesieger]

Solche tollen Gefühle möchte ich beim Schreiben auch mal haben.

MFG!

[Thing]

Zitat von Poesieger

Solche tollen Gefühle möchte ich beim Schreiben auch mal haben.

MFG!

Ex nihilo nihil fit

[Gylon]

Liebe Ilka-Maria,
ein wunderbarer Text der mir sehr gefällt!
Ob das Motiv für einen Ritter zeitlebens die Süße des lockenden Abenteuers war, wage ich zu bezweifeln, aber schön klingt es trotzdem.

Liebe Grüße Gylon

[Ilka-Maria]

gummibaum,
Thing,
Robert,
Gylon,

danke für Eure Kommentare. Kleine Anmerkung: Es gibt in meinem Gedicht ganz bewusst keinen Hinweis auf einen Ritter (= Berittener). Mein "Held" ist zu Fuß unterwegs, er könnte ein x-beliebiger Fußsoldat irgendwann zwischen der Antike und dem ausgehenden Mittelalter gewesen sein.

Liebe Grüße
Ilka

[Giraffenherz]

Schöne Worte !!