Liebe und Masken

[Samt-Seidig]

Um es vorweg zu nehmen: Es ist nicht wie im herkömmlichen Sinne, es hat mich nicht umgeworfen, es hat nicht im gängigen Sinne auf Anhieb eine Welle der Euphorie ausgelöst.
Es ist auch nicht so, dass meine Nase bis zur Decke reicht und nein, mit meinem Kopf bin ich auch noch nicht an sie gestoßen.
Es ist einfach ein Gel des Zufrieden-Seins, welches sich über meinen Alltag legt und sich feste anschmiegt. Es fühlt sich nicht schmierig unangenehm an, es ist nicht athmosphärenlos, es erdrückt mich nicht, ich habe Raum zum Atmen, Platz für Entfaltung, neue Möglichkeiten eröffnen sich.

Ich habe einen neuen Weg eingeschlagen, ich habe meine Maske fallen lassen, ich habe gesagt, was ich denke und empfinde. Und, es tat wie immer verdammt weh und auch jetzt geht es mir nicht besser, im Gegenteil:
Ich habe mir selbst über einen Zeitraum etwas vorgemacht und gemerkt, dass Masken wie Weglaufen sind: heimtückisch, undurchschaubar, sie legen sich von hinten nach vorne an, sie schützen dich und doch sind sie eine glückselige Gefahr.

Eine von diesen lebensberaubenden, freiheitsschützenden und individuell-egoistischen Masken ist gefallen, gezittert im Wind, gestorben im Schnee.
Ich werde sie vermissen. Warten, bis die nächste - unbarmherzig wie eh und jeh, zornig über die Gemeinschaft, wohltuend und zwecklos- von Neuem mein Gesicht in die Unwahrheit hüllt.
Und ich werde kämpfen, ausbrechen, wandern, nicht zulassen, dass etwas von mir meinen stolzen, moralischen, ehrenwerten Besitz ergreift.
Stark werde ich zulassen verletzlich zu sein, verwundbar, offen und hart, aber liebenswert und - nach einer langen Reihe von Enttäuschungen - auch glücklich.

Ich kann warten...