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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 10.03.2015, 15:10   #1
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Standard Morgenrot

Ein Zwitschern hell, der Tag will neu beginnen,
im Morgenrot verblinzelt er die Nacht,
sein Licht verbreitet er mit aller Macht,
die Sonne konnte er für sich gewinnen.

Die Dunkelheit, die Herrscherin der Nächte,
sie hegte Ruhe und Bedächtigkeit,
Termine, stete Hektik waren weit,
als wenn die Arbeit keinen Segen brächte.

Das Morgenrot, verheißungsvolles Leben,
der Farbenklang verwandelt sich zu Gold,
wir nehmen gerne an, was uns gegeben,

die Sonne bleibt dem Erdenleben hold,
auch jeder Wein entsteht aus jungen Reben,
der Tagesrhythmus, liebenswerter Sold.
©
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Alt 13.03.2015, 17:36   #2
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Hallo Kurier,
ein schönes Morgenrot das Du mir hier präsentierst. Einen Dank dafür!

Liebe Grüße Gylon
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Alt 13.03.2015, 18:23   #3
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Ein schönes Sonett! :-)
Du hast sehr gut die These und die Antithese herausgestellt, den Tag begrüßt, ohne die Nacht zu verdammen.

Was mir aufgefallen ist: Die Terzette sind nicht in sich geschlossen S4V1 gehört thematisch zu S3. Dieser Umstand wird durch das Reimschema unterstützt (EFE FEF). Das mag gewollt sein und ich bin nicht pedantisch genug, um das zu verteufeln. Es macht mir jedoch Schwierigkeiten, das Bild mit dem Wein und den Schläuchen zu verstehen und darin eine Überleitung zum letzten Vers zu sehen.

Anders ausgedrückt: Wenn du mit in S4 einen Bruch erzeugen wolltest, so ist er dir gut gelungen. Das meine ich ohne Ironie.

Danke jedenfalls für ein lesenswertes Gedicht.
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.03.2015, 11:30   #4
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Hallo Gylon,

selbstverständlich freue ich mich, wenn Dir mein Sonett gefällt.

Hier im Forum ist es gar nicht so einfach, Interesse zu wecken, wenn man etwas schreibt, was von den allgemein üblichen Reimchen abweicht.

Alle weiteren Gedanken dazu behalte ich lieber bei mir, sonst wird mir u.U, wieder ein Bildungsproblem unterstellt, und Thekengesülze habe ich noch nie ernst genommen.

HG Kurier.
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Alt 17.03.2015, 11:46   #5
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Hallo Stachel,

ich freue mich, dass du dich mir meinem Sobett bechäftigt hast.

Deine Auswertung kann ich nicht ganz nachvollziehen; für mich ist dieses Sonett flüssig und in allen Bereichen stimmig.

Ein reiner Abschluss der Terzette war auch nie beabsichtigt; das ginge gegen die weichen Überleitungen!

Von Wein und Schläuchen ist ja auch keine Rede:

Ich habe den Wein als Produkt der Rebe beispielhaft angeführt:

Ein junger Tag entwickelt sich mit den ständig dazukommenden Stunden zu einem
Ereignis, dass am Abend unter den Gesamteindruck "Ein wunderschöner Tag!" in Erinnerung bleiben kann.

HG Kurier
Kurier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.03.2015, 18:33   #6
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Hallo Kurier,

für die "Schläuche" muss ich mich entschuldigen. Natürlich meinte ich "Reben". Ich weiß auch nicht, woher sie kamen, aber vermutlich habe ich mir mit "alter Wein in neuen Schläuchen" gedanklich selbst ein Bein gestellt.

Das Wein-Bild verstehe ich mit deiner Erklärung so:
Der Tag reift ebenso wie der Wein. Beide beginnen jung. Daher bietet sich hier der Wein als Metapher für den Tag an: Erst am Ende entscheidet sich, ob er gut schmeckt/verlaufen ist.

Der von mir wahrgenommene Bruch verläuft in S4 zwischen V1 und V2. Warum? Bei näherer Betrachtung liegt es nicht nur an den Bildern, sondern auch an den verwendeten Wörtern. Ich drösel mal ein wenig auf:

S1 enthält auffällige Wörter aus den Kategorien "Zeit" (Tag, Morgen, Nacht) und "Licht" (Licht, Sonne, hell).
S2 enthält vor allem "Gefühl" (Ruhe, Bedächtigkeit, Hektik, Segen) und "Arbeitsleben" (Termine, Arbeit, Herrschaft)
S3 führt "Farben" ein (Rot, Farben, Gold) und spannt mit dem sich anschmiegenden S4V1 einen Bogen zurück zu S1 (Sonne). Damit schließt sich hier auch schon der Kreis. Bis hier hin sind übrigens alle Bilder selbsterklärend.

S4V2,3 stehen etwas abgesetzt da. Mit dem Wein wird in V2 ein gänzlich neues Bild mit einer neuen Kategorie "Nahrung" eingeführt und in V3 schon wieder verlassen. V3 spannt mit "Tagesrhythmus" und "Sold" wieder den Bogen zum "Arbeitsleben" in S2.
Die letzten beiden Verse erschließen sich erst durch weitergehende Interpretation der Bilder, stehen quasi auf etwas höherer, abstrakterer Stufe. Aber warum sollte sich der Leser nicht mal zum Ende hin gedanklich etwas anstrengen müssen, um die Quintessenz herauszulösen?
Das meinte ich damit, dass ich den Bruch, wenn er so gewollt war, gut gelungen finde.

Meine Kategorien sind nicht sehr genau, aber ich hoffe, sie dienen der Erläuterung meiner Gedanken. Übrigens verstehe ich den Bruch nicht so, dass das Gedicht deswegen nicht in sich rund und stimmig wäre. Ich benutze häufig Brüche, eben weil sie mir an der jeweiligen Stelle stimmig erscheinen.
Ich kann auch völlig nachvollziehen, wenn du da keinen Bruch sehen magst. Jeder empfindet ja anders.

Es grüßt freundlich,
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.03.2015, 18:17   #7
männlich Kurier
R.I.P.
 
Dabei seit: 06/2010
Beiträge: 701

Hallo Stachel,

erfreulich, dass du dich nochmals so „reingehängt“, es ist schon erfrischend, wie präzise du seziert hast – die Blickwinkel vergrößern sich; ich glaube, wir beide haben dabei noch etwas gelernt.

Ich habe noch einige Sonette hier im Forum eingestellt, vielleicht höre (lese) ich demnächst davon wieder.

Mit Dank grüßt dich

Kurier
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