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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 12.02.2023, 13:11   #1
männlich Erhard Gratz
 
Benutzerbild von Erhard Gratz
 
Dabei seit: 11/2022
Ort: Lüneburger Heide
Alter: 90
Beiträge: 160

Standard Abheben

Abheben

Der Vogel bebt - wie ich in seinem Innern -
erwartungsvoll, mein Blick ruht konzentriert
auf Instrumenten, die mir Sicherheit verheißen,
Sicherheit, die niemand garantiert.

Ich harre still der Stimme aus dem Äther,
die mich erlöst und sagt: “Der Start ist frei.”
Dann hebe ich die Füße von den Bremsen,
auf beiden Seiten kriecht der Asphalt träg’ vorbei.

Und mit Gefühl schieb’ ich den Knauf nach vorne
bis an den Anschlag und vernehme das Gebrüll
des Tiers, dem ich mich anvertraute,
und das mich von der Erde heben will.

Ein fauchend Zerren, fast ein Sprung nach vorne,
Der Asphalt schnell und schneller, - und vorbei.
Das Rumpeln ebbt, das Brüllen der Maschine
klingt ab, - ich schwebe und erkenne: ich bin frei.

Ich steig’ empor und Ruhe füllt mein Dasein.
Ich bin entspannt und fühle mich beglückt.
Tief unter mir kriecht langsam Mutter Erde
vorüber, - aber ich bin ihr entrückt.
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Alt 12.02.2023, 16:53   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Hallo Erhard,

vielen Dank für den Abflug, den ich gerne mitempfunden habe. Du hast nicht nur, wie das ja viele machen und es in der Lyrik üblich ist, Bilder gezaubert. Du hast es darüber hinaus auch verstanden, Empfindungen auszulösen: Schwanken, Leichtigkeit, Gleichgewichtsgefühle, ...

In deinen Versen kann ich mich sehr gut wiederfinden. Aufgrund der unterschiedlichen Hebungszahlen in einigen Versen, "stolpert" der Text, ausgelöst durch die unerwarteten Längen. Vielleicht war das unbeabsichtigt, aber wenn es das Holpern der Piste unter dem "Vogel" darstellen sollte, funktioniert es. Bei mir unterstützt es ein leichtes "Unwohlsein", dass ich mit dem Fliegen verbinde. Lass dir in dem Fall bitte von niemandem einreden, das wäre falsch. ;-)

Eine kleine Zäsur liegt am Beginn von Vers 4, der als einziger betont beginnt. Es geht um ein ernstes Thema: Risiko. So wird hier ein kurzes Augenmerk gelegt und einmal kurz, inhaltlich wie stilistisch, der Scheinwerfer fokussiert.
Aber schon im nächsten Vers wird das ursprüngliche Thema wieder aufgegriffen, der Faden weitergesponnen, prima verwebt und so entsteht ein für mich sehr ansprechendes Bild.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
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